Die 150. Open Championship in St. Andrews – Special, Teil 1 – Die Anfänge
Es ist wieder Major-Woche und diesmal geht es nach St. Andrews. Die Open Championship feiert 150-jähriges Jubiläum. Im ersten Teil unseres Specials schauen wir auf die Anfänge des ältesten noch ausgetragenen Golfturniers der Welt.
Es gibt traditionsreiche Veranstaltungen im Sport, die Sportbegeisterte unabhängig vom Austragungsort immer wieder in ihren Bann ziehen, wie die Fußballweltmeisterschaften oder der Super Bowl und der Stanley Cup in Amerika. Daneben gibt es Events, die ihren besonderen Reiz in der Kombination aus Sport und Austragungsort haben: Zum Beispiel das Tennisturnier in Wimbledon oder der Formel 1 Zirkus in Monaco. In diesem Jahr feiert ein weiteres Sporthighlight 150-jähriges Jubiläum: Die Open Championship auf dem Old Course von St. Andrews in Schottland.
Im Golfsport gehören die vier Majors zu den größten und traditionsreichsten Turnieren. Neben den U.S. Masters, den PGA Championship und den U.S. Open sticht ein Turnier heraus: The Open Championship. In diesem Jahr feiert das älteste noch ausgetragene Golfturnier der Welt seine 150. Auflage auf dem traditionsreichen Boden von St. Andrews. Bereits vor 450 Jahren wurde in den Dünen um St. Andrews Golf gespielt.
Initiatoren der ersten Open Championship waren die Mitglieder des Prestwick Golf Clubs im Westen Schottlands, südlich von Glasgow. Mangels Unterstützung durch andere Golfclubs veranstaltete der Prestwick Golf Club alleine am 17. Oktober 1860 die ersten Open, an der die acht besten Golfspieler Schottlands teilnahmen.
Showdown bei der ersten Austragung 1860
Sie spielten an diesem Tag 36 Bahnen auf dem 12-Loch Platz, wobei es zum ersten Showdown in der Geschichte des Golfsports kam: der Lokalmatador Tom Morris Sen., seines Zeichens Greenkeeper, Golfpro und „Clubmaker“, spielte im Finale gegen Willie Park Sen. aus Musselburgh, westlich von Edinburgh. Beide Spieler kannten sich bereits von verschiedenen lokalen Turnieren und hatten schon mehrfach gegeneinander gespielt. Der Sieg ging an diesem Mittwoch des Jahres 1860 mit 174 Schlägen an Willie Park Sen.
Neben den beiden Protagonisten gab es einen weiteren großen Golfspieler des 19. Jahrhunderts: Allen Robertson. Er galt als der erste Profigolfer der Geschichte, verdiente er sein Geld doch unter anderem mit Preisgeldern. Aber auch als Geschäftsmann war er in Sachen Golf unterwegs: Zusammen mit Tom Morris Sen. betrieb er lange Jahre eine Golfballmanufaktur.
Der Legende nach gab der frühe Tod Robertsons, er starb 1859 mit 43 Jahren an Gelbsucht, den Ausschlag für die Erstauflage der Open im Jahr 1860: Nach dem Tod Robertsons wusste man nicht, wer der beste Golfer Schottlands war. Daher wurden ihm zu Ehren die Open ausgetragen, um herauszufinden, wer sich „Champion Golfer of the Year“ nennen durfte. Ein Titel, der auch heute noch dem Gewinner der Open Championship verliehen wird.
Als Preis wurde in der Anfangszeit des Turniers ein Meisterschaftsgürtel verliehen. Dieser aus rot gefärbtem Marokko-Leder hergestellte Gürtel enthielt Silberapplikationen und wurde von dem golfbegeisterten Earl of Eglinton gestiftet. Im Jahr 1870 ging er in den Besitz der Familie Morris über, nachdem Tom Morris Jun. die Open Championship dreimal hintereinander gewinnen konnte. Auf dem Original, das heute im British Golf Museum in St. Andrews zu besichtigen ist, sind seine drei Siege inklusive benötigter Schläge auf einer Silberplatte eingraviert.
Bemerkenswert dabei ist, dass Tom Morris jun. 1870 ganze 25 Schläge weniger benötigte als noch 10 Jahre zuvor Willie Park Sen., der größte Widersacher seines Vaters. Nach einer einjährigen Zwangspause wurde 1872 dann um die neue „Golf Champion Trophy“, den weltberühmten Claret Jug gespielt. Diese Weinkaraffe aus Silber ist seit 1928 im ständigen Besitz des British Golf Museums. Lediglich eine Kopie des Preises wird dem Sieger alljährlich ausgehändigt.
Das Turnier wurde in den ersten 12 Jahren ausschließlich im Prestwick Golf Club ausgetragen. 1873 kamen dann weitere Austragungsorte wie St. Andrews, Carnoustie oder Muirfield hinzu. Von 1894 an wurde dann auch in England und Irland gespielt. Bei der Gründung der Open Championship wurde darauf Wert gelegt, dass sowohl Professionals als auch Amateure teilnehmen konnten. Auch heute noch können sich Pros und Ams unter anderem durch die im Vorfeld stattfindenden, ortsnahen Turniere qualifizieren, so zum Beispiel über die Irish sowie die Scottish Open, die in den letzten beiden Wochen stattfanden.
Titelfoto: SmallWorldProductions / Adobe Stock
Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/