Letzte Runde vor der „Amputation“: Der Golfclub Bergkramerhof in Zeiten des Wandels

Zwei Personen auf einem Golfplatz

Im Golfclub Bergkramerhof stehen umfassende Veränderungen an. Ab 2023 wird es nicht nur neue Betreiber geben, auch das Layout des Golfplatzes wird sich mutmaßlich stark verändern. Unser Autor nutzte die Chance, die wunderschöne Anlage in der Nähe des Starnberger Sees noch einmal in ihrer bisherigen Form zu spielen.

Manchmal ergeben sich zufällig Chancen, deren Ausmaße zunächst gar nicht fassbar sind. So erging es dem Autor dieses Beitrages auf einer herbstlichen Urlaubsreise an den Starnberger See. Auf der Suche nach einer reizvollen Golfanlage in der Nähe des Urlaubsortes fiel die Wahl auf den Golfclub Bergkramerhof, westlich von Wolfratshausen am Ostufer des Starnberger Sees, circa 40 Kilometer südöstlich von München gelegen.

Die 18 Loch Golfanlage erstreckt sich von den gelben Männerabschlägen über knapp 6.000 Meter, von den roten Frauenabschlägen über gute 5.100 Meter. Von der Drivingrange, mit überdachten wie freiluftigen Abschlägen, sowie Übungsanlagen fürs Chippen und Putten geht´s zum ersten Tee. Interessanterweise gibt es auf der gegenüberliegenden Seite der Range weitere Abschläge, sodass immer ein freier Platz zum Einschlagen gefunden werden kann.

Exponierter Abschlag auf der 13 ist ein klares Highlight

Eine der Besonderheiten des Bergkramerhofes ist es, dass es sich um den ersten pestizidfreien Golfplatz Deutschlands handelt. Somit erklärt sich auch das Motto des Golfclubs: „Im Einklang mit der Natur”. Auch der aktive Artenschutz wird hier großgeschrieben. So dürfen die Roughflächen nicht betreten werden. Folglich sind Golfbälle auf Abwegen aufzugeben, was sich allerdings während der Runde noch nicht bei jedem/r der Golfspieler:innen rumgesprochen hatte.

Die Bahnen zeichnen sich durch breite Fairways und gut einsehbare Bahnverläufe aus. Allerdings finden sich auch unübersichtliche Doglegs und kuppige Bahnen, auf denen „blinde” Transportschläge von Nöten sind. Ein Highlight stellt der 13. Abschlag dar. Von exponierter, erhöhter Stelle schlagen Golfer auf der Par 3 Bahn auf das um mehrere Höhenmeter tieferliegende Grün in 136 Meter Entfernung ab. Höhenunterschiede gilt es auf mehreren Bahnen zu überwinden, dennoch lässt sich die Anlage gut zu Fuß bewältigen.

Ein Wald vor einem Golfplatz

Anfang Oktober 2022 stellte sich der Platz insgesamt der Jahreszeit entsprechend dar. Allerdings waren die Fairways unterschiedlich hoch geschnitten, worauf sich Spieler:innen auf jeder Bahn neu einstellen mussten. Demgegenüber zeigten sich die Bunker in einem gepflegten Zustand. Die Sandsorte erleichterte zudem durch ihre Körnung die „ungeliebten” Bunkerschläge.

Kritisch betrachtet und erwähnt werden muss allerdings die Situation der Güns. Diese zeigten sich auf jeder Bahn mit vielen münzgroßen Fehlstellen in einem sehr schlechten Zustand. Ein exaktes Putten war kaum möglich. So manches Wintergrün lässt die Bälle spurtreuer laufen als aktuell die Sommergrüns im Bergkramerhof. Natürlich ist das Problem auch der Clubleitung bekannt. So wurden bereits Spezialisten hinzugezogen, die die Ursache benennen konnten und Empfehlungen für bessere Verhältnisse in der kommenden Saison geben konnten. Der Club hat entsprechend reagiert und die Greenfeepreise bis zum Ende des Jahres halbiert.

Apropos „kommende Saison”. Hier kommen wir zurück zu der „Chance”, von der zu Beginn des Beitrags gesprochen wurde: In einem Newsletter vom 29.09.2022 nimmt der Präsident und Geschäftsführer des Golfclubs, Dr. Hingerl, zu bevorstehenden Veränderungen Stellung: „Der Bergkramerhof ist ab 1.1.2023 amputiert um den schönsten Teil des Geländes, die Fagner Seite.“ Im Jahr des 25-jährigen Vereinsjubiläums kündigt sich demnach ein Betreiberwechsel an. Wie in solchen Situationen üblich, geschieht dies nicht geräuschlos. Einzelheiten sind nachzulesen aus Sicht des noch amtierenden Präsidenten und Geschäftsführers auf der vereinseigenen Homepage.

Eine Golferin schlägt auf einem Golfplatz ab

Nach aktuellem Stand wird sich neben dem Betreiber auch das Layout des Platzes ändern. Die acht Bahnen der Grundstückseigentümer Fagner gehören offenbar nicht mehr zum neuen Konzept. Die neuen Betreiber der Anlage, Dorothee und Olaf Gühring, planen zunächst nur eine 9 Loch Anlage, die sich in zwei durch ein Waldgebiet voneinander getrennte Bereiche gliedern wird. Der Platz soll allerdings, eine behördliche Zustimmung vorausgesetzt, 2024 auf 18 Loch erweitert werden. Auch die bestehende Infrastruktur mit Sekretariat, Pro Shop und Gastronomie wird Änderungen unterworfen sein. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Veränderungen auf die Mitgliederstruktur und die weitere Entwicklung des Golfsports in Wolfratshausen auswirken wird.

Für die Chance, den 18-Loch Platz vermutlich letztmals in der bisherigen Form spielen zu können, ist der Autor dieser Zeilen in jedem Fall dankbar.

Fotos: Frank Biller

Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/

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