„Verständlicher und zugänglicher“: Neue Golfregeln 2023
Zu Beginn des Jahres 2023 traten Neuregelungen im Golfsport in Kraft, die das Spiel weiter vereinfachen sollen. Nach dem „großen Wurf“ in den Jahren 2019 und 2021, u.a. mit der Einführung eines weltweit einheitlichen Handicap-Systems, wirken die neuen Regelungen eher wie ein „Reförmchen“. Dennoch lohnt sich ein Blick auf die Details.
Die für die Entwicklung des Golfsports beachtenswerteste Neuerung ist sicherlich die Schaffung des neuen Paragraphen 25, in dem Erleichterungen für Spieler*innen mit Behinderungen festgelegt wurden, die eine Teilnahme an weltweiten Turnieren ermöglichen. Davon abgesehen haben die Regelhüter von R&A und USGA in ihrer turnusmäßigen Überarbeitung des internationalen Golfregelwerks Richtlinien erlassen, die sowohl Profis wie Amateure betreffen.
Apps und Online-Technologien werden berücksichtigt
Um dem technischen Fortschritt Rechnung zu tragen, wurde u.a. das Fehlen des aktuellen Handicaps auf der Scorekarte nicht mehr unter Strafe gestellt. Statt der Disqualifikation der Spieler*innen sind nun die Turnierveranstalter in der Pflicht, das tagesaktuelle Handicap über Online-Medien zu ermitteln. Diese Neuerung soll die Vielzahl der neuen App- und Online-Score-Technologien berücksichtigen und deren Nutzung stützen.
Darüber hinaus gibt es eine neue Vorgabe, das Equipment betreffend: Sollte ein Schläger während der Runde beschädigt werden, darf er jetzt ausgetauscht werden. Aber: Es wird keine mutwillige Zerstörung des Spielgerätes, z.B. in Folge eines Wutausbruchs, berücksichtigt. Somit müssten die üblichen Verdächtigen, wie Henrik Stenson, Tyrrell Hatton, Thomas Pieters oder auch Rory McIllroy bei Frustabbau weiter mit reduziertem Schlägersatz die Runde fortsetzen.
Hilfreich ist auch die neue Bestimmung, dass ein Ball, der nach einem Drop durch Kräfte der Natur bewegt wird, ohne Strafschlag zurückgelegt werden kann. Dies geschieht z.B., wenn der Ball nach dem Drop in eine Penalty Area, in einen Bunker, auf ein Putting Green oder ins Aus rollt. Ob hiervon schon die Spieler der aktuellen Hero Dubai Desert Classics profitiert haben, war bei Redaktionsschluss nicht bekannt, da Wetterkapriolen den Turnierverlauf erheblich behinderten.
Mutwillig zerstörte Schläger werden weiterhin nicht ausgetauscht
Darüber hinaus zählt ein Ball, der versehentlich eine Person, ein Tier oder einen beweglichen Gegenstand auf dem Grün getroffen hat, nun im Gegensatz zu früher als regulär und muss von dort weitergespielt werden, wo er liegt. Schließlich kann ein Ball bei der sogenannten „auf der Linie zurück“-Erleichterung nach dem Droppen auf der Linie innerhalb einer Schlägerlänge in jede Richtung vom Punkt des Aufpralls auf dem Boden liegen bleiben, auch näher zur Fahne.
In einer Stellungnahme äußert sich Grant Moir, Director of Rules at The R&A, zu den Zielen der neuen Regeln: „Wir verbessern und passen die Golfregeln kontinuierlich an, um sicherzustellen, dass sie mit der Art und Weise, wie das moderne Spiel gespielt wird, übereinstimmen. Das bedeutet, die Regeln für alle Golfer verständlicher und zugänglicher zu machen und den Sport für Golfer mit Behinderungen integrativer und einladender zu gestalten. Wir arbeiten auch daran, sicherzustellen, dass Golf langfristig eine nachhaltige Zukunft hat, und die Bereitstellung von mehr digitalen Ressourcen ist der Schlüssel zum Erreichen dieses Ziels.“
Foto: auremar / Adobe Stock
Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/