Golfen wie vor hundert Jahren: Die J.W. Buckland Trophy 2023 der Hickory Society Cologne
Röcke, Knickerbocker, Hüte. Zur dritten Auflage der Buckland Trophy trafen sich Golfer*innen in historischer Kleidung und Originalschlägern aus den 30’er Jahren des letzten Jahrhunderts. Bei warmen Temperaturen wurden auf dem Links-Course des Kölner Golfclubs tolle Ergebnisse erzielt. Star der Veranstaltung war ein 15jähriger Golfer mit einer persönlichen Even Par Runde.
Ein britischer Offizier als Kölner Golfpionier
Die frühe Geschichte des Golfsports in Köln ist eng verbunden mit dem Namen James Walter Buckland. Der im Jahr 1898 in Windsor geborene Brite, kam schon in Jugendjahren in seinem Heimatland mit Golf in Berührung. Während seiner Stationierung als Mitglied der Rheinbesatzungsarmee war er nach dem 1. Weltkrieg als Pro im Officer’s Golf Club in Köln-Marienburg tätig.
Diese Funktion übte er bis 1929 aus. Nach weiteren Stationen zog es ihn in den 30’er Jahren wieder in sein Heimatland zurück. Es war inzwischen für Briten schwierig geworden, in Deutschland zu arbeiten.
Ein 100 Jahre alter Schläger als Wanderpokal
Im Besitz der Hickory Society Cologne (HSC) befindet sich heute ein Schläger, der als Provenienz die Inschrift: J. W. Buckland – Kölner Golfclub aufweist. Dieser „Niblick“, vergleichbar mit einem heutigen Sandwedge, wird zu Ehren Bucklands, einmal im Jahr als symbolischer Wanderpreis, ausgespielt.
Der bei Schlägern dieses Alters übliche Schaft aus Hickory-Holz, einer Wallnussbaumart, ist für den historischen Golfsport namensgebend. Die J.W. Buckland Trophy wird als offenes Turnier ausgetragen. Neben einer Brutto- und Nettowertung werden weitere Sonderpreise ausgespielt.
Ein Links-Course fern ab der Küste
Auch in diesem Jahr wurde das Turnier im Kölner Golfclub ausgetragen. Die 2012 eröffnete Anlage, im Nordwest der rheinischen Metropole, verfügt über zwei 18-Loch- sowie einen 9-Loch-Kurzplatz. Gespielt wurde am zweiten Septemberwochenende auf dem sog. Links-Course. Dieser, den ursprünglichen historischen Golfplätzen an der Küste nachempfundene Par 63-Kurs, bot ideale Bedingungen für das Spiel mit dem historischen Material.
45 Teilnehmer*innen in historischer Kleidung
Bereits um 10 Uhr hatten sich 45 Spieler*innen, gekleidet wie in den 20’er und 30’er Jahren des letzten Jahrhunderts, zu einem Gruppenbild eingefunden. Angesichts der hohen Temperaturen wurde fast gänzlich auf Jacken und Jackets verzichtet. Lediglich die eine oder andere Weste bzw. Krawatte und Fliege dienten den Aktiven als Accessoires. So ging es in Dreierflights auf die 18 Loch Runde.
Ein Golfkurs wie geschaffen für Hickories
Den i.d.R. geringeren Weiten der mit den Hickory-Schlägern geschlagen Bällen wurde durch den vorverlegten Herrenabschlag von die blauen Teeboxen Rechnung getragen. Auch der Course selbst kam den Golfer*innen mit seinen Par3 und Par4 Bahnen entgegen. Die Löcher waren sehr abwechslungsreich gestaltet.
Zwar gab es, wie auf Links Kursen üblich, kaum Wasserhindernisse, aber die ondulierten Bahnen, die reichlichen Bunker und die anspruchsvollen Grüns stellte die Aktiven vor so manch knifflige Aufgabe. Zudem war das Rough sehr tief, sodass darin gelandete Bälle schwer wiederzufinden waren. Insgesamt zeigte sich der Platz in einem hervorragenden Pflegezustand.
Rundenverpflegung bei heißen Temperaturen
Am Abschlag der neunten Bahn war eine Halfway Station mit kühlen Getränken und vitaminreicher Kost aufgebaut. Hier wurden die Spieler*innen ebenso gut versorgt, wie auf den Bahnen, wo eifrige Helfer*innen den durstigen Teilnehmer*innen regelmäßig kühle Getränke lieferten. Nach durchschnittlich dreieinhalb bis vier Stunden endete die Runde auf dem 18. Grün unterhalb des Clubhauses, wo ein besonderes Highlight wartete: Umringt von Teilnehmer*innen und Zuschauer*innen spielte Pipe-Major David Johnston seinen Dudelsack zu Ehren des ankommenden Flights. Ein echter Gänsehautmoment nach einer anstrengenden aber schönen Runde.
Ausklang mit Siegerehrung und Dudelsackmusik
Dies sollte aber nicht der einzige emotionale Moment sein. Denn nachdem der letzte Flight das Clubhaus erreicht hatte, zogen die Spielerinnen und Spieler bei Dudelsackklängen in das moderne Clubhaus ein. Es folgte eine Erholungspause mit anschließender Büffeteröffnung. Peter Willems und Andreas Biste von der HSC begrüßten wandten sich schließlich an die Teilnehmer*innen fassten, gewohnt eloquent, den Tag zusammen.
Bei der Siegerehrung wurden Sonderpreise und Brutto- bzw. Nettopreise von den anwesenden Professionals an die Amateure überreicht. Die ersten Nettopreise gingen bei den Damen an Fatima Al Radhi aus Köln und bei den Herren an Wilhelm Reuter. In der Bruttowertung setzte sich der erst 15jährige Fynn Marks gegenüber dem Rest des Feldes durch.
Jugend schlägt Erfahrung
Der junge Dortmunder ließ es sich nicht nehmen, die besten Professionals zu ehren, die in einer eigenen Wertung gespielt hatten. Hier konnte Vorjahressieger Perry Sommers seinen Titel verteidigen. Augenzwinkernd bemerkte Sommers in seiner Bruttorede, dass er sich seit den ersten Trainingsstunde mit Fynn sicher war, dass dieser ein hoffnungsvolles Hickory-Talent sei. Dass der junge Golfer aber bereits jetzt dem Profichampion mit zwei Schlägen weniger für die Runde den Rang ablaufe, sei schon etwas unverschämt. Mit guter Laune und Gesprächen über historische Schläger und anstehende Events ging der Abend weiter. Pipe-Major Johnston und seine Frau boten noch ein kulturelles Highlight aus Musik und Tanz. So ging ein schöner Golftag zu Ende, an dem alle Teilnehmer*innen versicherten, im nächsten Jahr wieder an Ort und Stelle dabei sein zu wollen.
Fotos: HSC / Felix Florack
Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/