DP World Tour Championship: Freud und Leid bei den Højgaard-Zwillingen
Im Alter von 22 Jahren hat Nicolai Højgaard bereits zwei der prestigeträchtigsten Golfturniere gewonnen. Wenige Wochen nach dem Ryder-Cup-Sieg mit dem europäischen Team setzte sich der Youngster bei der DP World Tour Championship durch. Sein Zwillingsbruder Rasmus erlebte dagegen eine bittere Enttäuschung.
Nach seinem zweiten Rang bei der Nedbank Golf Challenge in der Vorwoche reiste Nicolai Højgaard mit Rückenwind nach Dubai. Es gelang ihm vortrefflich, seine Form zu konservieren: Am Donnerstag spielte er auf dem Par-72-Kurs im Jumeirah Golf Estates eine 67 und teilte sich dadurch die Führung mit Julien Guerrier und Matthieu Pavon. Mit einer 66 am Freitag schüttelte der Däne dann das französische Duo ab.
Am Samstag lieferte Højgaard mit einer 70 die schwächste Runde seines Turniers ab. Das gesamte Feld stand aber ohnehin im Schatten von Matt Wallace, der nur knapp eine 59 verpasste. Am Ende wurde es eine 60 – nicht nur die mit Abstand beste Runde des Wettbewerbs, sondern auch eine historische. Sämtliche Löcher der Back Nine schloss der Engländer mit einem Birdie ab. So etwas hatte es auf der DP World Tour zuvor noch nie gegeben. Mit neun aufeinanderfolgenden Birdies stellte er außerdem den Rekord von James Nitties ein, dem eine solche Leistung bei der ISPS Handa Vic Open 2019 in Australien gelungen war.
Nach dem Moving Day führte Wallace mit einem Zwischenergebnis von 16 unter Par und einem Schlag Vorsprung auf Tommy Fleetwood und Viktor Hovland. Nicolai Højgaard lag zu diesem Zeitpunkt mit −13 auf dem geteilten fünften Platz.
Nicolai Højgaard zieht auf der Zielgeraden an allen vorbei
Doch wie so oft tat sich der Dominator des Vortages in der folgenden Runde erstmal schwer. Während Wallace zu Beginn des Finales nicht wirklich vom Fleck kam, entbrannte ein Dreikampf zwischen den Ryder-Cup-Teamkollegen Fleetwood, Højgaard und Hovland. Ersterer schien dabei zunächst die Nase vorn zu haben.
Zweimal führte Fleetwood am Sonntag mit zwei Schlägen Vorsprung: nach seinem Blitzstart mit einem Birdie und einem Eagle auf den ersten beiden Löchern sowie nach seinen aufeinanderfolgenden Birdies auf der zehnten und elften Bahn. Doch wieder einmal war ihm der Sieg letztlich nicht vergönnt.
Vor Fleetwood setzte Højgaard nämlich zu einem furiosen Endspurt an. Nachdem ihn ein Bogey am zwölften Loch geärgert hatte, spielte der Däne fünf Birdies in Folge und übernahm damit die Führung. Mit einem weiteren Birdie auf der letzten Bahn hätte er den Sack schon fast zumachen können, doch er schob seinen Putt vorbei. Trotz dieses Fehlers war seine 64 die beste Runde am Sonntag. Nun hieß es warten: Mit seinem Gesamtergebnis von −21 standen die Titelchancen gut, aber noch war die Konkurrenz nicht fertig.
Kurz darauf unterlief Fleetwood ein folgenschweres Bogey am 17. Loch. Damit fiel er auf −19 zurück und lag nun gleichauf mit Hovland und dem wiedererstarkten Wallace. Das Verfolger-Trio brauchte ein Eagle auf dem Par 5 der 18, um ein Playoff zu erzwingen. Weil alle drei nur Par spielen konnten, teilten sie sich am Ende den zweiten Rang – und der Champion stand fest.
Für Højgaard war es der größte Einzelerfolg seiner jungen Karriere und der perfekte Abschluss einer ereignisreichen Saison mit dem Ryder-Cup-Triumph als Höhepunkt. Gut anderthalb Jahre nach seinem zweiten Sieg auf der DP World Tour hat er den dritten eingefahren – und das bei einem Event der Rolex Series.
Rasmus Højgaard verliert Spielberechtigung für die PGA Tour
Während Nicolai Højgaard seine Spielberechtigung für die kommende PGA-Tour-Saison schon vor dem Turnier sicher hatte, kämpfte Zwillingsbruder Rasmus noch darum. Zu seinem größten Rivalen wurde Pavon, der seine Schlussrunde mit vier aufeinanderfolgenden Birdies beendete. Damit kletterte er auf den geteilten fünften Rang bei der Tour Championship und verdrängte Højgaard im Race to Dubai von den Qualifikationsplätzen. Dieser stand deshalb auf der 18 unter großem Druck. Als sein zweiter Schlag im Wasser landete, versank mit ihm die letzte Chance auf die Tourkarte.
Auch die beiden deutschen Anwärter konnten ihr Ziel am Ende nicht erreichen: Yannik Paul (T27) und der an der Hüfte verletzte Marcel Siem (T45) fielen im Race to Dubai zurück. Das Duo bleibt damit auch in der kommenden Saison auf der DP World Tour. Sepp Straka wird dagegen auch in Zukunft auf der PGA Tour zu sehen sein – schließlich hat der Österreicher dort in diesem Jahr das John Deere Classic gewonnen. Der dritte deutschsprachige Teilnehmer in Dubai belegte bei seinem Gastspiel auf der DP World Tour den geteilten 22. Rang.
Foto: AFP