Was für ein halbes Jahr: Åberg krönt seine Fabelsaison beim RSM Classic
Den Aufstieg von Ludvig Åberg als kometenhaft zu bezeichnen, wäre wohl eine Untertreibung. Seitdem er im Juni Profi geworden ist, gewann er bereits sein erstes Turnier auf der DP World Tour und den Ryder Cup. Auf der PGA Tour folgte nun beim letzten Event der Saison ebenfalls der Premierensieg.
Vor dem RSM Classic hatte Åberg als Profi erst 14 Einzelturniere bestritten, aber schon beachtliche Erfolge vorzuweisen. Seine Bilanz bis zu diesem Zeitpunkt: jeweils drei Top-Ten-Platzierungen auf der DP World Tour und der PGA Tour – darunter sein Sieg beim Omega European Masters und seine Playoff-Niederlage bei der Sanderson Farms Championship.
Insofern war es nicht verwunderlich, dass Åberg als Titelanwärter nach St. Simons Island, Georgia reiste. Im Sea Island Golf Club wurde er der Favoritenrolle von Beginn an gerecht: Nach einer 67 am Donnerstag auf dem Plantation Course (Par 72) belegte er bereits den geteilten vierten Rang, doch mit dem Wechsel auf den Seaside Course (Par 70) sollte es für ihn erst richtig losgehen.
Dort übernahm Åberg am Freitag mit einer 64 die alleinige Führung, die er am Samstag mit einer sensationellen 61 verteidigte. Sein Zwischenergebnis nach dem Moving Day betrug 20 unter Par, sein Vorsprung auf Eric Cole einen Schlag. Die letzte Gruppe im Finale komplettierte Mackenzie Hughes, der eine 60 gespielt hatte und mit −18 auf dem dritten Platz stand.
Finalduell zwischen Åberg und Hughes
Am Sonntag musste sich Cole früh aus dem Titelrennen verabschieden. Während er die Front Nine mit +1 abschloss, marschierten seine Flight-Partner mit jeweils fünf Birdies im Gleichschritt davon. Hughes setzte den Spitzenreiter stetig unter Druck, doch dieser konterte immer wieder und ließ den Verfolger einfach nicht herankommen.
Seine einzige Schwächephase erlaubte sich Åberg mit einem Bogey auf der zwölften Bahn, dem ein Abschlag in einen Fairway-Bunker auf der 13 und ein misslungener Birdie-Putt auf der 14 folgte. Doch Hughes konnte daraus kein Kapital schlagen. Deshalb ging es mit dem ursprünglichen Abstand von zwei Schlägen auf die letzten Löcher.
Die Entscheidung fiel dann auf der 17: Hughes hatte dem Birdie von Åberg nur das Par entgegenzusetzen. Der Führende baute damit seinen Vorsprung auf drei Schläge aus und konnte entspannt auf die 18 gehen.
Doch für Åberg kommt eine defensive Spielweise scheinbar nicht in Frage. Durch ein abschließendes Birdie wiederholte der Schwede seine 61 des Vortages. Mit 122 Schlägen stellte er den PGA-Tour-Rekord für 36 aufeinanderfolgende Löcher ein und einen neuen für die letzten beiden Runden eines Turniers auf. Auch die insgesamt 253 Schläge für 72 Löcher sind geteilter PGA-Tour-Rekord – übrigens mit Justin Thomas bei der Sony Open in Hawaii 2017.
Mit seinem Gesamtergebnis von −29 stellte Åberg zudem die neue Bestmarke beim RSM Classic auf. Hughes folgte mit vier Schlägen Rückstand auf dem zweiten Rang. Weitere drei Schläge dahinter teilten sich Cole und Tyler Duncan den dritten Platz. Die Abstände verdeutlichen das hohe Niveau des Finalduells.
Für Åberg endet damit ein halbes Jahr der Superlative. Vor seinem Profidebüt im Juni hatte er den 914. Platz in der Weltrangliste belegt. Gut sechs Monate später findet man ihn auf dem 32. Rang. Vermutlich wird es für den 24-Jährigen in Zukunft noch weiter nach oben gehen.
Deutschsprachiges Trio ohne Veränderung im FedExCup
Außerdem ging es beim RSM Classic natürlich noch um die letzten FedExCup-Punkte zur endgültigen Positionsbestimmung in der Saisonwertung. Åberg sprang mit seinem Sieg auf den 53. Rang und ist damit automatisch beim AT&T Pebble Beach National Pro-Am sowie beim Genesis Invitational startberechtigt. Alex Smalley (T44) fiel dafür aus den Top 60 heraus. Stephan Jäger (T28) blieb auf seinem 62. Platz und verpasste damit ebenfalls knapp die Qualifikation.
Weiter hinten wurde um die Tourkarte für die kommende Spielzeit gekämpft. Großer Gewinner war Ryan Moore (T8), der den Sprung in die Top 125 schaffte. Carl Yuan (T68) fiel dafür heraus. Matti Schmid verpasste zwar deutlich den Cut, fiel im FedExCup aber nur vom 120. auf den 122. Rang – er ist also weiterhin dabei.
Matthias Schwab war etwas besser unterwegs, schaffte es aber ebenfalls nicht ins Wochenende. Der Österreicher belegt am Ende den 146. Rang in der Saisonwertung. Seine Platzierung innerhalb der Top 150 verschafft ihm immerhin noch eine eingeschränkte Spielberechtigung auf der PGA Tour.
Foto: AFP