Ein Hauch von Heimat: Robert MacIntyres erster PGA Tour Sieg bei der RBC Canadian Open
Robert MacIntyre hatte schon beim letzten Ryder Cup in Rom gezeigt, dass er zu den Besten der Besten gehört. Bei der RBC Canadian Open in Hamilton/Kanada holte er sich nun den ersten PGA Tour Titel seiner Karriere und nahm einen Scheck über stattliche 1,7 Millionen US-Dollar mit nach Hause. Endlich!
Dabei lief es in der Turniervorbereitungsphase für ihn alles andere als gut. MacIntyre stand eigentlich ohne Caddie da, denn von seinem Stamm-Begleiter hatte er sich kurz zuvor einvernehmlich getrennt. In seiner Verzweiflung rief Robert MacIntyre zu Hause an und klagte sein Leid. Sein Vater Dougie MacIntyre – der eigentlich Head Greenkeeper im Glencruitten Golf Club ist – entschloss sich kurzer Hand, Urlaub zu nehmen und für seinen Sohn den Job an der Tasche zu übernehmen. Es sollte sich herausstellen, dass das genau die richtige Entscheidung war. Immerhin kennt Dougie das Spiel seines Sohnes in- und auswendig, da er ihn selbst bis zum 14. Lebensjahr trainierte.
Der Schotte MacIntyre lag bereits nach zwei Runden gut im Rennen. In Runde 3 zündete er auf den Backnine den Turbo. Drei Birdies auf den Bahnen 14 bis 16 ließ er einen Eagle auf dem Par 5 der Bahn 17 folgen. Mit einer 66er Runde und vier Schlägen Vorsprung setzte er sich vom Feld ab. Den Grundstein für einen möglichen Sieg hatte er damit gelegt.
Quartett jagt den Führenden
Der Schotte konnte auch in der Finalrunde an sein gutes Spiel anknüpfen. Er eröffnete zwar seine letzte Runde mit einem Bogey, ließ auf den Frontnine jedoch noch vier Birdies folgen. Aber die Verfolgergruppe sollte es ihm schwer machen.
Zwei Bogeys auf Bahn 12 und 13 machten kurzzeitig den Weg frei für ein sehr stark aufspielendes Quartett um Victor Perez, Tom Kim, Ben Griffin und Rory McIlroy. Griffin brachte eine 65er und die drei anderen sogar eine 64er Finalrunde ins Clubhaus.
MacIntyre blieb jedoch cool, konterte an Bahn 15 mit einem weiteren Birdie und hielt sich die Verfolger auf Abstand. Sein Gesamtergebnis von -16 brachte ihn mit einem Schlag Vorsprung den Sieg vor Ben Griffin (-15) und Victor Perez, der mit -14 den alleinigen dritten Platz belegte.
Emotionales Siegerinterview
Robert und sein Vater Dougie MacIntyre konnten es im anschließenden Siegerinterview nicht richtig in Worte fassen. Beide standen mit Tränen in den Augen am Mikrofon und waren überwältigt von der Situation des ersten PGA Tour Sieges.
„Es war schon immer mein Traum, auch einmal auf der PGA Tour zu gewinnen. Und ich kann es nicht fassen, dass ich es mit meinem Vater an der Tasche geschafft habe.“
Robert MacIntyre sagte, dass er kurz vor dem Turnier zu Hause anrief und mitteilte, dass er für das Turnier keinen Caddie habe, woraufhin sein Vater sagte: „Ich muss eigentlich arbeiten, aber ich sehe, was ich machen kann“. Er nahm sich Urlaub und flog kurz entschlossen nach Kanada, um für seinen Sohn die Tasche zu tragen.
Auf die Frage, ob er denn nun bei den nächsten drei großen Turnieren in den folgenden Wochen ebenfalls als Caddie für seinen Sohn dabei sei, antwortete Robert: „Nein, er muss leider am Montag wieder nach Hause fliegen und arbeiten“. In der kommenden Woche beim Memorial Tournament wird MacIntyre seinen neuen Vollzeit-Caddie vorstellen.
Viel mehr als nur der Titel
MacIntyre sichert sich mit dem Sieg bei der RBC Canadian Open nicht nur die PGA Tour Spielberechtigung bis 2026. Er ist damit auch sicher unter den Top 60 der Golf Weltrangliste. Somit muss er nicht am „Monday-Qualifying“ für die US Open teilnehmen. Der Platz auf dieser Startliste ist ihm auch sicher. Darüber hinaus erhält er mit dem Sieg die Starberechtigung bei allen Signature Events der PGA Tour in dieser Saison.
Der einzige deutsche Spieler Matti Schmid musste sich bereits nach zwei Runden geschlagen geben. Mit +4 nach den ersten beiden Runden verpasste er leider zum dritten Mal hintereinander den Sprung ins Wochenende und läuft immer noch seiner Form hinterher.
Auch der Vorjahressieger Nick Taylor blieb mit +3 nach zwei Runden am Cut hängen und trat vorzeitig die Heimreise an.
C.T. Pan sorgte für Schmunzler am Rande
Der Chinese C. T. Pan sorgte für Schmunzler und einen neuen Rekord am Rande des Turniers. Als sein Caddie Mike Fluff während der Runde frühzeitig verletzt ausfiel, fragte Pan kurzer Hand einen Fan am Rande des Spielfeldes, ob er bereit sei, den Caddie Job zu übernehmen. Gesagt – getan. Aber dabei blieb es nicht. Insgesamt vier Mal wechselte Pan in der Finalrunde seinen Caddie und sorgte damit für einen regelrechten „Caddie- Staffellauf“. Pan beendete das Turnier trotz allem mit einer 69 und auf dem geteilten 35. Rang.
Fotos: AFP