Vom Samurai-Schwert bis zum maßgefertigten Schlägerkopf: Die Geschichte der Schmiedekunst in Japan

Ein traditionelles japanisches Gebäude vor einem See

Japan kennen viele Golfer als Herkunftsland exzellenter Eisen. Doch welche Jahrtausende alte Tradition hinter der japanischen Schmiedekunst steckt, weiß kaum jemand. Marcus Kraus, Gründer von Dragon Golf, weiß es. In seinem Gastbeitrag nimmt er uns mit bis an den Beginn der Eisenzeit, durch Mongolen-Invasionen und Bauernaufstände, vorbei an Shōgun und Samurai. Am Ende dieser fantastischen Geschichte stehen glückliche Golfer auf der ganzen Welt, die einen Schläger in den Händen halten, der nur für sie gefertigt wurde.

Marcus Kraus ist Gründer und Geschäftsführer der DRAGON GmbH. Neben den Schlägerköpfen aus japanischen Manufakturen vertreibt er handgerollte Schäfte von Basiléus, Schlägergriffe der Marke Cadero sowie exklusive Ferrules und Ball Marker von Sasquach. Alles vereint er unter „Dragon Golf – The Embassy of Japanese Golf“.

Vor vielen Jahren bin ich in den sprichwörtlichen Kaninchenbau gefallen. Schon lange hatte ich mich für die japanische Kultur begeistert und war leidenschaftlicher Golfer. Doch dann habe ich entdeckt, dass es hinter dem allgemein bekannten Horizont japanischer Eisen noch eine Ebene gibt, die an Qualität und Handwerkskunst unerreicht ist.

Bei Dragon Golf können passionierte Golfer in einer von sechs japanischen Manufakturen ihren eigenen, „maßgeschneiderten“ Schlägerkopf anfertigen lassen. Bei diesen Manufakturen handelt es sich häufig um Kleinst- und Familienbetriebe, bei denen das Handwerk von Generation zu Generation weitergereicht und wie ein kostbares Geheimnis gehütet wird.

Dieser Schlägerkopf wurde nur für dich gemacht

Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als ich erstmals mit meinem eigenen, handgeschmiedeten Schlägerkopf gespielt habe. Ohne zu übertreiben war dies ein erhabenes Gefühl und stellte meine Runde in ein völlig anderes Licht. Nicht weil ich besser gespielt habe, aber weil ich mich so viel besser dabei fühlte. Viele Golfer haben mir ähnliches berichtet.

Ein Golfschläger-Hersteller bei der Arbeit

Ich vergleiche dieses Gefühl gern mit dem Kauf eines Anzugs. Klar kann man auch zur einschlägigen Bekleidungskette gehen und sich etwas von der Stange kaufen. So ist man auch angezogen. Doch wer sich schon einmal beim Herren- oder Damenschneider, ganz persönliche Kleidung hat anfertigen lassen, der weiß um den Unterschied. Man fühlt sich anders. Man hat eine wesentlich bessere Körperhaltung. Und es ist erwiesen, dass man dadurch ein gestärktes Selbstvertrauen hat.

So ist es auch bei einem maßgefertigten Schlägerkopf. Natürlich wirft die Industrie unter dem Motto „höher, schneller, weiter“ jährlich neue Produkte auf den Markt. Doch nichts kommt gegen das Gefühl an, mit DEINEM Schlägerkopf zu spielen, der für DICH handgeschmiedet wurde.

Schmieden zu Beginn mit Holz erhitzt

Aber wie ist das Schmiedehandwerk in Japan überhaupt entstanden? Denkt man an Schmiedekunst, hat man zunächst nicht unbedingt einen Golfschläger im Sinn. Man denkt eher an schmiedeeiserne Zäune, Tore oder Gitter und die Köche unter den Lesern vielleicht auch an Messer.

Für das Schmieden benötigt man zweierlei Dinge: Metallerze und große Hitze. Die große Hitze wurde seit je her mit dem Verbrennen fester Rohstoffe bewerkstelligt.

Zu Beginn des Schmiedens wurde zur Erzeugung der Hitze Holz verbrannt. Die so entstandene Wärme war ausreichend, um weiche Metalle aus dem Erz zu Schmelzen und anschließend umzuformen. Diese Metalle waren vornehmlich Kupfer, Zinn und Zink. Viel seltener trat Gold und Silber zum Vorschein – entsprechend auch der höhere Wert.

Ein altes japanisches Gemälde von einem Samurai

Ebenfalls wurde auch schon früh mit der Legierung – also der Vermischung dieser Metalle – experimentiert. Es entstanden Bronze (Kupfer + Zinn), Messing (Kupfer + Zink) und Legierungen aus Gold und Silber (Elektrum). Ab hier spricht die Wissenschaft von der Kupferzeit (in Europa ab ca. 4500 Jahre v.Chr.).

Hochfeste Metalle waren bis dahin nicht bekannt. Erst mit der Verkokung von Holz und dem Abbau von Kohle konnte viele Jahrhunderte später eine so große Hitze erzeugt werden, dass die notwendige Temperatur von über 1538°C – der Schmelztemperatur von Eisen – erreicht werden konnte. Die Eisenzeit brach an.

Angriffe von außen stärken die Macht des Shōgun

In Mitteleuropa begann die Eisenzeit ca. 500 v. Chr. – im Fernen und Nahen Osten begann diese bereits 1000 Jahre zuvor. Aber wir wollten ja über das Schmieden in Japan sprechen.

Der Inselstaat Japan hatte seit jeher eine sehr belebte Geschichte. Erste menschliche Funde sind auf das Jahr 10.000 v. Chr. zurückzuführen. Erste, bestätigte Kontakte mit der Chinesischen Kultur gibt es seit der Yayoi-Periode (300 v. Chr.). Um die Zeit 700 n. Chr. gab es eine Staatsform, die einen Kaiser als Oberhaupt hatte. Nur 100 Jahre später wurde die Position des Kaisers mit der eines kriegerischen Anführers als Adjutant ergänzt – der spätere Shōgun.

In der Kamakura-Periode (1185 – 1333) musste Japan sich gegen viele, von außen kommende, Feinde verteidigen. Die Mongoleninvasionen sowie Kriege mit den Nachbarn Korea und China, verliehen dem Shōgun, seinen Fürsten – den Daimyo, und dessen Rittern, den Samurai, ein hohes Ansehen.

Eine alte Fotografie eines japanischen Kaisers

Manch ein Bauer auf dem Land wusste mit Sicherheit, welcher Samurai oder Fürst für das Eintreiben der Steuern zuständig war, kannte unter Umständen aber nicht einmal den Namen des regierenden Kaisers. Der Shōgun war faktisch mächtiger als der Kaiser. Die Kriegerkaste baute seine Macht kontinuierlich aus.

Selbst der Kaiser war ein begnadeter Schmied

In der Zeit nach der Befriedung Japans wurde das Land vehement gegen äußere Einflüsse auf Jahrhunderte abgeschottet. In dieser Zeit verfeinerten die Samurai-Klans ihre Kampffertigkeiten, Traditionen und den Bushido – dem Ehrenkodex bzw. dem „Weg“ der Samurai. Die Samurai verzichteten (meist) im Konflikt auf großflächig angelegte Angriffe, sondern stellten sich im ehrenvollen 1-gegen-1 Schwertkampf. Das Schwert (Katana), in Kombination mit dem Kurzschwert (Wakizashi) wurde zum Statussymbol und Sinnbild der damaligen Zeit.

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