Langers Presskonferenz in München: Tränen vorprogrammiert

Nahaufnahme von Bernhard Langer auf der Pressekonferenz in München Eichenried

Einer der größten deutschen Sportler sagt „Servus“: Bernhard Langer befindet sich in diesen Tagen in Eichenried auf seiner Abschiedstournee. Bei den 35. BMW International Open wird er das letzte Mal auf heimischem Boden im Rahmen der DP World Tour aufteen. Im Vorfeld des Turniers sprach er über seine Verletzung, die Veränderungen auf der Tour in den letzten Jahrzehnten und die positive Entwicklung deutscher Golfer auf dem internationalen Parkett.

Bernhard Langer steht in einer schwarz-goldenen Jacke seines langjährigen Ausrüsters auf dem Podium des Mediencentrums in Eichenried. Auf dem Kopf seine fast schon ikonische offene Schirmmütze. Er lächelt verschmitzt, wirkt ruhig, selbstbewusst, top fit und spricht unüberhörbar mit leicht bayrischem Akzent. Im Publikum Weggefährten, die ihn journalistisch über Jahrzehnte begleitet haben. Allen ist bewusst, dass diese Tage im Golfclub Eichenried historisch sein werden.

Über 50 Jahre Profigolfer: 42 Siege auf der European Tour, zweimaliger Masterssieger, Rekordhalter auf der PGA Tour Champions mit 46 Erfolgen, sechsmaliger Ryder-Cup-Sieger als Spieler und als Captain, mehrfacher Gewinner der Senior British Open, US Senior Open, Senior Players Championship, sechsmaliger Charles Schwab Cup Gewinner, man könnte die Liste noch ewig weiterführen. Und doch steht in diesen Tagen ein bescheiden, freundlich, offen und in sich ruhend wirkender Mann vor den Pressevertretern.

Überraschendes Karriere-Highlight

Die Frage nach seinen schönsten Erinnerungen in seiner Karriere ist für viele überraschend: „Es waren sehr viele schöne Momente weltweit dabei. Für mich sind aber Siege wichtig, wie z.B. beim Vater-Sohn-Turnier. Da sagen Sie vielleicht, das ist doch gar nichts, das bedeutet doch niemandem etwas. Für mich bedeutet das etwas. Ich bin Vater, ich spiele mit meinem Sohn und habe das fünfmal gewonnen. Das ist für mich etwas Besonderes.“ Hier spricht der Familienmensch Langer, der neben seinem Glauben den Rückhalt seiner Familie immer wieder in den Mittelpunkt seiner Erfolge gestellt hat.

Bernhard Langer auf einer Pressekonferenz in München Eichenried

Körperlich fühlt sich die Golflegende fit für die Turnierwoche. Lediglich der Jetlag macht ihm zu schaffen. Es sei immer leichter nach Westen als nach Osten zu reisen, da man dann früher aufsteht und früher schlafen geht. Es werde wohl etwas dauern, die sechs Stunden Zeitunterschied aufzuholen. Aber auch zeigt sich Langer diszipliniert: „Ich werde heute den ganzen Tag durchpowern, dass ich hoffentlich müde bin, wenn ich um zehn oder elf Uhr heute Nacht schlafen gehe.“

Verletzung stört kaum noch

Nach seiner Sehnenverletzung gefragt, gibt Langer grünes Licht. Die ersten Monate seien sehr schwierig gewesen, obwohl alles gut verlaufen sei. Auf der Champions-Tour bekam er Golfcarts, sodass er nicht laufen musste und sich so sein Fuß langsam wieder an die Belastung gewöhnen konnte. „Das tolle ist, dass ich mit meiner Schwungbewegung von rechts nach links spielen kann. Das Problem ist die Laufbewegung. Ich kann daher noch nicht gut laufen. Aber mir wurde in den letzten Wochen erlaubt, meinen Fuß mehr zu belasten, in beide Richtungen damit ich wieder besser gehen kann. Im Großen und Ganzen mache ich gute Fortschritte und in ein paar Wochen sollte das Ganze überstanden sein.“

Die Bedeutung des Abschieds bei den BMW International Open ist für Langer groß. Wichtig sei für ihn, dass er die Verabschiedung aus seiner Heimat in München machen könne. Er sei in Augsburg aufgewachsen, habe im Münchner Golfclub seine Karriere begonnen und noch viele Freunde hier.  „Es ist schon etwas ganz Besonderes, hier in der Heimat meinen Abschied geben zu dürfen. Sportliche Ziele habe ich immer, das steckt in mir drin, das ist meine Natur. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es sehr emotional werden wird. Ich glaube, dass da die eine oder andere Träne fließen wird.“

„Aber“ und dass ist dem Profi wichtig, „zurücktreten werde ich noch nicht, ich verabschiede mich nur von der European Tour.“

Erinnerungen an die frühen Tage

Angesprochen auf Veränderungen auf der Tour in den letzten Jahrzehnten, resümiert der gebürtige Anhausener mit einem Augenzwinkern: „Als Kind bin ich aufgewachsen mit Bambusschäften und Balata-Bällen [Bälle mit einer Gummihaut] und so ein Zeug. Als ich 1976 auf die Tour ging, musste ich mit dem Auto fahren, weil ich mir das Fliegen nicht leisten konnte. Wir mussten mit unseren eigenen Rangebällen anreisen, weil die Bälle auf den normalen Golfplätzen so schlecht waren. Ich wusste daher manchmal nicht, ob ich jetzt einen schlechten Schlag gemacht habe, oder ob der Ball so schlecht war. Wir hatten dann Caddies, die unsere Bälle eingesammelt haben. Ich habe dann immer auf meinen Caddie gezielt, was es für ihn nicht sehr sicher da draußen machte.“

Bernhard Langer auf einer Pressekonferenz in München Eichenried

Einen Seitenhieb auf die LIV-Tour kann sich Langer nicht verkneifen: „Die Preisgelder sind enorm gestiegen, vor allem jetzt durch die LIV-Tour. Die einzigen, die von dem ganzen Streit profitieren, sind eigentlich die Profis, weil sie alle mehr verdienen, egal ob sie bei LIV spielen oder auf der PGA-Tour.“

Klare Worte zum Thema „LIV“

Dass LIV-Spieler Richard Bland in diesem Jahr zwei Senior Majors gewinnen konnte, hat Langer überrascht. „Ich kenne ihn kaum. Ich habe mich gewundert, dass LIV einen Spieler mit 48 oder 49 Jahren unter Vertrag nimmt. Der einzige andere, der in dem Alter unter Vertrag genommen wurde, war Phil Mickelson. Aber der hat mit 51 auch die PGA Championship gewonnen. Mickelson ist ein Ausnahmegolfer.“ 

Auf seine Karriere auf der Champions-Tour ist der erfolgreichste deutsche Golfer sehr stolz. „Das geht hier vielleicht etwas unter. Aber es ist etwas Außergewöhnliches. Ich habe mehr Turniere gewonnen als Jack Nicklaus, Garry Player, Arnold Palmer und Lee Trevino. Ich habe auf der Champions-Tour mehr Majors gewonnen, als alle anderen und das ist nicht einfach. Es ist schön zu sehen, dass sich die harte Arbeit über all die Jahre gelohnt hat.“

„Ich werde immer kürzer und die Plätze immer länger“

Auch die deutschen Golfer verfolgt die Golflegende mit großem Wohlwollen. „Was mich freut, ist, zu sehen, wie viele deutsche Profis die letzten ein, zwei Jahre inzwischen im Weltgolf unterwegs sind. Viele auf der europäischen Tour aber auch in Amerika. Überall sieht man deutsche Namen, die Erfolg haben. Gerade jetzt wieder mit Marcel Siem letzte Woche, der die Italian Open gewonnen hat. Das ist großartig. Wir waren beide vor drei Monaten zusammen auf Krücken unterwegs und jetzt gewinnt er schon wieder Turniere. Ich freue mich sehr, zwei Tage lang unterwegs zu sein mit ihm und Martin Kaymer.“

Für die nahe Zukunft wünscht sich Langer, dass er wieder ganz gesund wird. Das Golfspielen mache ihm weiterhin Spaß und er werde das wohl noch ein paar Jahre machen. „Ich hoffe noch ein paar Turniere zu gewinnen, vielleicht sogar auch das eine oder andere Senior Major. Die anderen werde ich wohl nicht mehr gewinnen. Da bin ich inzwischen zu kurz. Ich werde immer kürzer und die Plätze immer länger“, schließt er mit einem Lächeln.

Foto: BMW International Open

Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/

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