Tour Championship: Scheffler kämpft gegen seinen Finalfluch
Beim Saisonfinale der PGA Tour bestimmt die Position im FedExCup-Ranking, mit welchem Ausgangsscore die 30 Teilnehmer an den Start gehen. Zum dritten Mal in Folge verfügt Scottie Scheffler als Spitzenreiter über den größten Vorteil – doch gewinnen konnte er das Turnier noch nie. Es gilt, den Negativ-Hattrick um jeden Preis zu verhindern.
Über acht Monate und 38 Turniere haben die Profis FedExCup-Punkte gesammelt. In den letzten Wochen wurde dann Stück für Stück ausgesiebt. Nun sind nur noch die Top 30 übrig und ihre Platzierung in der Saisonwertung bestimmt über ihren Ausgangsscore bei der abschließenden Tour Championship.
Die Aufteilung erfolgt zunächst in Fünferschritten. Die Spieler auf den Plätzen 30 bis 26 sind die einzigen, die keinen Bonus bekommen und ganz normal bei Even Par starten. Das gilt beispielsweise für Justin Thomas. Der FedExCup-Champion von 2017 hat sich gerade noch so auf dem 30. Rang in das Saisonfinale gerettet.
Für die Plätze 25 bis 21 gibt es einen Schlag Vorsprung. Das betrifft unter anderem einen weiteren FedExCup-Champion: Billy Horschel, der Überraschungssieger von 2014, belegt diesmal den 21. Rang in der Saisonwertung, nachdem er die Corales Puntacana Championship gewann und bei The Open geteilter Zweiter wurde.
Im Bereich der Plätze 20 bis 16, die mit zwei unter Par beginnen, findet sich der amtierende FedExCup-Champion: Nach einer durchwachsenen Saison, in der er nur selten sein Topniveau erreichte, steht Viktor Hovland auf dem 17. Rang. Die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Titelverteidigung ist von dort aus gering.
Zwei Spieler mit vier FedExCups in den Top Ten
Die Plätze 15 bis 11, die mit einem Ausgangsscore von −3 belohnt werden, belegen besonders konstante Spieler, denen ein Einzelsieg in dieser Saison jedoch verwehrt blieb. Sungjae Im (11.), Sahith Theegala (12.), Shane Lowry (13.), Adam Scott (14.) und Tony Finau (15.) kommen zusammen auf 29 Top-Ten-Platzierungen, darunter fünf zweite Plätze. Den einzigen Sieg fuhr Lowry beim Zurich Classic of New Orleans im Team mit Rory McIlroy ein.
McIlroy selbst belegt den sechsten Rang in der Saisonwertung und gehört damit zum letzten Quintett, das für die Tour Championship zusammengefasst wird. Auf den Plätzen 10 bis 6, die mit −4 starten, steht aber nicht nur der FedExCup-Rekordchampion (2016, 2019, 2022). Auch Patrick Cantlay (10.) hat die Trophäe im Jahr 2021 bereits gewonnen.
Als Mitfavorit gilt auch Sam Burns (9.), der im Endspurt der Saison aufgedreht hat. Wyndham Clark (8.) kam nach einer unbeständigen Saison mit einem hochdotierten Titel und darauffolgenden Schwankungen zuletzt ebenfalls wieder in Form. Collin Morikawa (7.) spielte in den bisherigen Playoffs nur eine Nebenrolle, doch einem Spieler seiner Qualität ist eine Steigerung jederzeit zuzutrauen.
Big Five mit den höchsten Titelchancen
Die fünf Bestplatzierten im FedExCup-Ranking werden nicht mehr zusammengefasst, sondern erhalten aufsteigend einen eigenen Ausgangsscore. Ludvig Åberg belegt nach seiner ersten vollen Saison den fünften Rang und hat sich damit −5 verdient. Nachdem er sich bei drei großen Turnieren mit dem zweiten Platz begnügen musste, scheint ein Sieg langsam überfällig. Es würde zu seinem kometenhaften Aufstieg passen.
Vor ihm liegen die beiden Champions der bisherigen Playoff-Events. Keegan Bradley geht nach seinem Sensationssieg bei der BMW Championship als Vierter mit −6 ins Rennen. Dritter mit −7 ist Hideki Matsuyama, dessen vorheriger Triumph bei der FedEx St. Jude Championship weniger überraschend kam. In der Folgewoche musste er jedoch wegen Rückenschmerzen aufgeben. Hinter seinen Titelchancen steht deshalb ein Fragezeichen.
Ein Ausrufezeichen steht dagegen hinter jenen von Xander Schauffele. Der zweifache Major-Champion beginnt als Zweiter mit −8. Außerdem hat er die Tour Championship im Jahr 2017 bereits gewonnen, als der Triumph bei dem Saisonfinale noch nicht gleichbedeutend mit dem FedExCup-Sieg war. Später wurde er sogar noch dreimal Zweiter (2019, 2020, 2023). Das Turnier liegt ihm also, die Form stimmt auch und die Ausgangsposition ist exzellent – besser könnten die Voraussetzungen kaum sein.
Scheffler kann sich nur selbst schlagen
Bei Scheffler sieht es etwas anders aus. Nur sein Ausgangsscore ist besser als bei allen anderen. Als souveräner Führender des FedExCup-Rankings erhält er mit −10 den größten Vorteil. Sein Abstand zu Schauffele beträgt also zwei Schläge. Auf 25 der 30 Teilnehmer hat er mindestens sechs Schläge Vorsprung. Eigentlich kein Problem für den Players-Champion, Masters-Sieger und Olympia-Goldmedaillisten – sollte man meinen.
Doch Scheffler liegt die Tour Championship eben nicht. Schon bei den letzten zwei Ausgaben war er als FedExCup-Spitzenreiter angetreten, konnte seinen Vorsprung jedoch nicht ins Ziel bringen. Vor zwei Jahren brach er in der Schlussrunde ein, beim zweiten Versuch lief er dann fast von Beginn an hinterher.
Zuletzt wackelte auch noch die sonst so stabile Form. Bei der BMW Championship blieb Scheffler hinter den Erwartungen zurück und landete auf dem geteilten 33. Rang. Trotzdem bleibt der Weltranglistenerste natürlich der Topfavorit auf den FedExCup.
Straka aus dem Hinterfeld
Der einzige Teilnehmer aus der DACH-Region ist Sepp Straka. Nach einer erneut starken Saison mit vier Top-Ten-Platzierungen belegt der Österreicher den 23. Rang in der Saisonwertung. Folglich beträgt sein Ausgangsscore bei der Tour Championship −1. Mit dem Sieg wird er deshalb wohl nichts zu tun haben, doch jede Verbesserung im Ranking lohnt sich.
Denn nach dem Turnier werden schwindelerregende Summen ausgeschüttet. Insgesamt beinhaltet der FedExCup-Bonuspool 100 Millionen US-Dollar. Davon gehen astronomische 25 Millionen an den Champion. Selbst der Zwölfte verdient noch siebenstellig.
Traditionsreicher Austragungsort in neuem Gewand
Dafür müssen die Profis in diesem Jahr besonders ihre Anpassungsfähigkeit unter Beweis stellen. Denn der altehrwürdige East Lake Golf Club in Atlanta wurde einer großangelegten Renovierung unterzogen. Ausnahmslos jede Bahn wurde umgestaltet. Dass sich der einstige Par-70-Kurs nun als Par 71 und mit 7.490 Yards (6.849 Metern) deutlich länger spielt, ist nur eine von unzähligen Veränderungen.
Das bedeutet natürlich auch, dass die Karten bis zu einem gewissen Grad neu gemischt werden. Für Spieler wie Schauffele, die den ursprünglichen Platz in bester Erinnerung haben, könnten sich die Bedingungen verschlechtert haben. Umgekehrt hoffen alle anderen, dass ihnen das neue Design vielleicht etwas besser liegt. Auch Scheffler bekommt bei seinem dritten Anlauf eine neue Chance.
Fotos: AFP