In Phoenix aus der Asche: Thomas Detry gewinnt die WM Phoenix Open

Am Sonntag war die Überraschung perfekt. Der Belgier Thomas Detry sichert sich mit einer überragenden 65er Schlussrunde seinen ersten PGA Tour Titel.
Es ist der erste belgische Sieg auf der PGA Tour und auch der erste PGA Titel des 32-järigen Thomas Detry. Bereits nach drei Runden lag der sympathische Belgier mit fünf Schlägen Vorsprung deutlich vor seinen Verfolgern an der Spitze des Feldes.
In der Finalrunde lief es anfangs gar nicht so gut. Mit einem Birdies-Bogey-Birdie Start und lediglich -1 auf den Front Nine konnte er sich nicht wesentlich vom Verfolgerfeld absetzen. Aber sein komfortabler Vorsprung half ihm, die Führung zu behaupten.
Auf den Back Nine legte er jedoch einen fulminanten Endspurt hin und ließ die Konkurrenz erblassen. Einem Birdie auf Bahn 11 ließ Detry am Ende noch vier weitere Birdies auf den Bahnen 15 bis 18 folgen, was letztlich einen Start-Ziel-Sieg für ihn bedeutete.
Er beendete das Turnier mit einem Gesamtergebnis von -24 und sieben Schläge Vorsprung auf die beiden Zweitplatzierten Michael Kim und Daniel Berger (beide -17).
Mentale Arbeit zahlt sich aus
Thomas Detry is kein Unbekannter auf den Touren. Er hat in seiner Karriere 161 Starts bei der DP World Tour absolviert. Und vor der finalen Runde am Sonntag auch 67 Starts bei der TOUR.
Er hatte sieben zweite Plätze erreicht, aber ein Titel blieb ihm bisher verwehrt. Sein Spiel war bereit, aber er musste das fehlende Bindeglied finden. Die Arbeit im mentalen Bereich sollte den Ausschlag geben. All dies wurde nur durch interne Verbesserungen möglich. Detry neigt dazu, vorausschauend zu denken und sich mentale Bilder von dem zu machen, was sein könnte, was dem TOUR-Ideal widerspricht, in jedem Moment am Prozess festzuhalten.
In den letzten zwei Jahren und mit der Ermutigung seiner Frau Sarah und eines Cousins beschloss Detry, mit einem Psychologen zusammenzuarbeiten und in die Welt der Meditation einzutauchen.
Eine Sitzung dauert vielleicht nicht länger als 10 Minuten, und Detry gibt zu, dass es anfangs nicht einfach war, aber die Vorteile waren bemerkenswert. „Am Anfang, wenn man mit der Arbeit im mentalen Bereich beginnt, rast der Geist einfach überall herum und denkt nur daran, was man heute Abend essen wird“, lachte er am Sonntag.
„Aber je häufiger man es tatsächlich tut, desto besser kann man diese Momente erkennen, in denen der Geist einfach irgendwie rast und man zurück in den gegenwärtigen Moment kommt.“
Detrys Arbeit machte sich am Sonntag bezahlt, vor allem am Par-5-Loch 13, wo er mit drei Putts Par brauchte, während sein Spielpartner Berger mit einem Birdie auf drei Schläge herankam. Ein früherer Detry wäre vielleicht nervös geworden und hätte sich durch die Widrigkeiten aus der Routine bringen lassen.
Höhepunkt der zehnjährigen Reise
Die WM Phoenix Open, bei der die Fans zu jedem beliebigen Zeitpunkt alles Mögliche rufen können, sind der ultimative Test für die mentale Leistung eines TOUR-Profis. Detry hat die Antwort gegeben. Wie seine Frau Sarah in den letzten Monaten bemerkt hat, ist dies auf seine Entscheidung zurückzuführen, seinen Geist wie einen Muskel zu behandeln.
„Ich denke, im Grunde genommen arbeite ich mit vollem Einsatz daran, weil man denkt: „Vielleicht brauche ich dabei keine Hilfe.“ Aber sobald man anfängt, daran zu arbeiten, egal wie viel man auch am Chippen arbeitet, muss man auch daran arbeiten, was in seinem Gehirn vor sich geht“, sagte Sarah am Sonntagnachmittag.

Detrys Golfgeschichte ist noch lange nicht zu Ende, aber in vielerlei Hinsicht ist sein erster TOUR-Titel der Höhepunkt einer über zehnjährigen Golfreise in den USA. Er kam aus Belgien, um die University of Illinois zu besuchen, und ist nun Belgiens erster PGA-TOUR-Gewinner. Detrys Schlagtechnik war schon als Nachwuchsspieler herausragend, doch seine Wettkampfstärke verfeinerte er während seiner College-Karriere, als er vier Jahre lang in Illinois mit Charlie Danielson zusammenlebte. Dieser spielte ebenfalls eine Zeit lang als Tour-Profi, bevor ihn Knieverletzungen zu einem Wechsel in den Bereich des Spielermanagements zwangen.
Matti Schmid verpasst den Cut
Der einzige deutsche Spieler in Arizona hat den Cut nicht geschafft. Matti Schmid musste das Turnier vorzeitig beenden. Der Österreicher Sepp Straka konnte hingegen in der Finalrunde noch einmal glänzen. Das Highlight für ihn war sicherlich der Abschlag an Bahn 16 im Kolosseum, als er seinen Ball knapp eineinhalb Meter an die Fahne platzierte und vom Publikum frenetisch bejubelt wurde. Sein anschließendes Birdie und zwei folgende Pars beförderten ihn mit einer 66er Schlussrunde um 14 Plätze weiter nach oben im Leaderboard. Er beendete das Turnier mit einem Gesamtergebnis von -12 auf dem alleinigen 15. Rang.
Titelbild: AFP