Akustischer Hohlraum: Radio Golfschau fantasiert über Golf-Influencer
Im Internet droht Knatsch: Der Podcast „Radio Golfschau“ möchte offenbar Reichweite gewinnen und holt zum Rundumschlag gegen die digitale Golf-Community aus. Wir haben den Spieß mal umgedreht und uns die Podcast-Episode angehört, in der „Influenza“ ihr Fett wegkriegen. Man inszeniert sich als Gralshüter des echten Golfjournalismus, liefert aber selbst nichts Substanzielles.
Kaum etwas ist so deprimierend, wie alte Männer, die sich darüber beschweren, dass die Welt sich weitergedreht hat. Und doch haben wir es geschafft, den Machern von „Radio Golfschau“ über eine Stunde dabei zuzuhören, wie sie reichlich desorientiert über die neue deutsche Golf-Medienlandschaft meckern. Information gibt es wenig, dafür reichlich Stilblüten und unfreiwillige Komik.
Golfschau-Host Frank Förster hat eine beeindruckend tiefe Stimme und er spricht Englisch fast wie ein Muttersprachler. Warum nicht mit etwas Positivem einsteigen. Man kann ihn sich gut vorstellen, wie er vielleicht am Sonntagvormittag in einer Radiosendung Geschichten aus den frühen Zeiten des Rock ’n‘ Roll erzählen würde. Daran hätte er auf jeden Fall besser getan, als sich über Influencer, soziale Netzwerke und neue Medien auszulassen. Ein Sektor, von dem Förster offenbar nicht den Hauch einer Ahnung hat und auch nicht willens ist, sich zu informieren. Was ihn aber nicht davon abhält, einen abendfüllenden Podcast gleich zweimal auf Spotify hochzuladen.
Peinliche Beschimpfungen, wirre Vergleiche
Fehlende Substanz – ein Kernbegriff, der in dem Talk immer wieder auftaucht – kaschiert Förster offenbar allzu gern mit Polemik und Gossensprache. Noch bevor das Gespräch richtig begonnen hat, bezeichnet der selbsternannte Fachmann kurzerhand alle Influencer als „Prostituierte“ und „Arbeitslose“. Die Wahl der Beschimpfungen sagt deutlich mehr über den Absender aus als über die Adressaten. Am Ende steht ein wirrer Vergleich: „Wer ein von Horst Lichter empfohlenes Schuppenshampoo kauft, ist ein Dorfdepp“. Sagte der Mann aus Diepholz am Dümmer.
Försters Gast, der Journalist Michael F. Basche, sieht da schon etwas klarer. Die Passagen, in denen er mit Co-Moderator Mark Horyna recht allgemein über gesellschaftliche Tendenzen und Phänomene in der Medienbranche spricht – und Förster dankenswerter Weise die Füße bzw. den Mund stillhält – sind dann auch die gehaltvollsten des Podcasts. Trotzdem vermischt und verwechselt auch Basche mehrfach mediale Darstellungsformen. Keiner der drei ist in der Lage, auch nur ein konkretes Beispiel zu benennen und so kommt die Diskussion auf keinen grünen Zweig.
Zweimal erzählt Basche den Gag, dass er auf Veranstaltungen mit „Ich glaube, wir sind Kollegen“ angesprochen wird und darauf antwortet: „Ich glaube nicht.“ Nun ja. Journalisten, die mal etwas in einem relevanten Medium veröffentlicht haben und sich danach einen merkwürdigen Dünkel zugelegt haben, sind in der Branche fast schon ein Klischee. Aber da Basche insgesamt recht sympathisch rüberkommt, hier einmal zwei gut gemeinte Hinweise:
1) Eine journalistische Ausbildung oder eine Vita in der Medienbranche sieht man seinem Gegenüber ebenso wenig an der Nasenspitze an, wie fachliches Wissen oder ein einstelliges Handicap.
2) Golf hat viel mit Fairness und gutem Benehmen zu tun. Erfolge des Mit- oder Gegenspielers sollte man respektvoll anerkennen und gratulieren. Gleiches gilt für Aufmerksamkeit, die man sicherlich selbst gern hätte.
Was haben Influencer mit Abtreibungen zu tun?
Bevor die Diskussion dann aber wirklich Niveau gewinnen kann, kommt Förster aus dem Off zurückgepoltert. Konnte man die bisherigen geistigen Ergüsse ganz gut mit einem Schmunzeln abtun, so wird es dann doch etwas ärgerlich, als der Showrunner offenbar Vergleiche zur Diskussion um Schwangerschaftsabbrüche aufmacht. Influencer, die „kein Golf spielen können“ (woher nimmt er das?) erinnern ihn an die „dicken, alten, weißen Männer, die Frauen sagen, was sie mit ihren Körpern machen sollen“.
Nach diesem Totalausfall ist es wiederum fast komisch, wie man das Unwohlsein der beiden Gesprächspartner rein akustisch wahrnehmen kann. Äußert sich das bei Basche in der verständlichsten aller Reaktionen – einem Schweigen – bemüht sich Horyna rasch, von dieser Peinlichkeit abzulenken und das ganze mal von der soziologisch-philosophischen Warte aus zu betrachten. Dabei erwähnt der „Gangsterrapper of Golf“ (Förster), dass er den Nachnahmen von Foucault buchstabieren kann. Hey, das können wir sogar auch!
Förster verschießt nochmal seine letzten Patronen und stellt die Frage in den Raum, ob der DGV nicht vielleicht alle Influencer boykottieren und nur noch die Verfechter der reinen Lehre berücksichtigen sollte. Diesmal grätscht ihn Basche souverän ab, der sich nämlich durchaus bewusst ist, dass eine höhere Aufmerksamkeit für den Sport wie auch für seine Verbände nur positiv sein kann.
Billige Aufmerksamkeit durch Krawall
Und so nähern sich die drei – teilweise ohne es zu merken – der eigentlichen Moral von der Geschicht`: Die Medienlandschaft hat sich in den vergangenen 20 Jahren extrem diversifiziert und somit auch die Bandbreite der Darstellungsformen sowie die Rezeptionsgewohnheiten. Printmedien müssen den Sprung in die digitale Welt schaffen und Journalisten der alten Schule existieren nun neben Bloggern, Vloggern und Influencern. Aufmerksamkeit bleibt jedoch eine endliche Ressource, um die alle Teilnehmer sich einen durchaus anspruchsvollen Wettbewerb liefern. Diesen gilt es anzunehmen, sofern man die eigene Relevanz behalten will, die man vielleicht schwinden sieht.
Bestimmt war es eine schöne Zeit, wenn man sich in den 80ern und 90ern als Medienschaffender in der Golfwelt etabliert hatte. Doch wer für immer dort verhaftet bleibt, der kommt irgendwann so peinlich rüber wie Heinz Rudolf Kunze in einem Reel, das Radio Golfschau passenderweise auf seinem Instagram-Account (>300 Follower) hochgeladen hat. Der Mann, der sich für einen großen Lyriker hält, weil er mal „Herz“ auf „Schmerz“ gereimt hat, sitzt darin wie ein unsympathischer, alleinstehender Onkel in einer Talkshow und jammert über das Gendersternchen.
Stichwort Instagram: Es will nicht so recht zu dem „Arbeitsethos“ passen, den sich Radio Golfschau so gern anheftet, wie der Kanal derzeit in dem Netzwerk versucht, Aufmerksamkeit zu generieren. Man holt zum Rundumschlag aus, arbeitet sich in einer „Durchmusterung“ an den deutschen Golf-Influencern ab und pestet dabei beleidigend und überheblich gegen alles und jede*n, der/die es wagt, Widerworte zu geben. Ganz schlechter Stil, Frank.
Foto: Envato / MatHayward
Wie sagte einst der deutsche Philosoph Bernd Stromberg: „ Wer nicht mit der Zeit geht, der muss mit der Zeit gehen!“
Wobei leise gehen in dem Fall stilvoller gewesen wäre.
Moin,
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