Amundi German Masters: Aufholjagd mit „der Mami am Bag“

Kristyna Napoleaova hält einen Pokal hoch

Bei der zweiten Austragung der Amundi German Masters vor den Toren Berlins, gelingt der Münsteranerin Sophie Hausmann ein famoser Endspurt. Mit der besten Runde des Turniers erreicht sie in der Endabrechnung den dritten Platz. Vorne kommt es auf der letzten Runde zu einem packenden Dreikampf. Diesen entschied die Tschechin Kristyna Napoleaova letztlich für sich.

Albatros zum Auftakt

Vier Tage lang kämpften Spitzengolferinnen aus aller Welt im Golf- und Country-Club Seddiner See um den Siegercheck von 45.000 Euro. Insgesamt 16 deutsche Proetten gehörten dazu. Gleich zu Beginn des Turnieres bot sich den noch wenigen Zuschauern ein Highlight: Der erst 17-jährigen indischen Amateurin Avani Prashanth gelang auf der 13. Bahn ein Albatros. Sie lochte den Ball auf der Par 5 Bahn mit einem 180m langen Annäherungsschlag direkt ein und blieb damit drei Schläge unter dem Standard.

Jugendliche Fans am „linky Course“

Bei insgesamt durchwachsenem Wetter entwickelte sich in den ersten Tagen ein spannender Turnierverlauf: Nach dem ersten Tag führte die Nordirin Olivia Mehaffey auf dem sich nach ihren Worten „linky“ spielenden Südkurs. Nach der zweiten Runde übernahm die Schwedin Johanna Gustavsson die Spitzenposition mit einer 66 und 67. Beste Deutsche war zu diesem Zeitpunkt Chiara Nioja auf Platz 7 mit fünf Schlägen Rückstand.

Die Golfspielerin Chiara Noja spielt Golf bei den Amundi German Masters

Noja freute sich zusammen mit ihrem Vater als Caddie besonders über die jugendlichen Supporter: „Die jungen Fans heute waren total niedlich“, erzählte die 17-Jährige. „Die sind rumgerannt, hatten viel Spaß und haben mitgefiebert. Da ist es natürlich selbstverständlich, dass man sich nach der Runde noch etwas Zeit lässt.“ Davon auszugehen ist, dass sich die jungen Fans auch über den 12. Platz des deutschen Shootingstars am Finaltag gefreut haben werden.

Neun deutsche Spielerinnen schaffen den Cut

Neben Noja schafften es weitere acht deutsche Spielerinnen in das Wochenende. Allerdings lagen Leonie Harm (-3), Olivia Cowan (-2), Patricia Isabel Schmidt (-1), Karolin Lampert (Par) und Sophie Hausmann (Par) bereits mehrere Schläge hinter der Führenden. Dicht auf den Fersen der 30-jährigen Schwedin folgten da bereits die Tschechin Kristyna Napoleaova (-10) sowie die Engländerin Gara Gainey (-9). Beide übernahmen nach der dritten Runde auch gemeinsam die Führung mit 13 Schlägen unter dem Platzstandard. Gustavsson verabschiedete sich mit einer 74 aus dem Titelrennen und belegte am Ende Prang sechs.

Zu dem Spitzenduo gesellte sich am Sonntag die indische Proette Diksha Dagar (-11).  „Ich werde probieren zu gewinnen, aber ich werde ruhig und bei mir bleiben, um mich zu fokussieren“, sagte die 22-jährige, die bereits ein Turnier auf der LET für sich entscheiden konnte. Somit waren die Voraussetzungen für einen spannenden Finaltag gegeben, der die Erwartungen vieler übertreffen sollte.

Furiose Aufholjagd von Hausmann

Bei strahlendem Sonnenschein und einer Menge Fans an den Bahnen richtete sich die Aufmerksamkeit zunächst auf die deutschen Teilnehmerinnen. Leider erwischte Olivia Cowan keinen guten Tag. Hatte die 27-jährige Hamburgerin noch am Vortag angekündigt: „Morgen werde ich aggressiv sein, einfach aufs Putten vertrauen und hoffen, dass was reingeht“, so musste sie sich schließlich mit 74 Schlägen in der Schlussrunde und dem geteilten 25. Platz zufriedengeben. Auch Leonie Harm blieb unter ihren eigenen Erwartungen zurück. Eine abschließende 76‘er Runde brachte die gebürtige Stuttgarterin am Ende nur auf Rang 35. Dass die deutschen Farben dennoch ganz vorne vertreten waren, war Sophie Hausmann zu verdanken. Mit nur 64 Schlägen meisterte sie den Südkurs und verbesserte sich um 16 Plätze auf den hervorragenden dritten Rang.  „Gerade mit den Leuten hier draußen und der Mami am Bag war es eine tolle Woche. Ich kann viele positive Dinge mitnehmen und es hat tierisch Spaß gemacht, mal wieder in Deutschland zu spielen.“

Drama auf der 18

Dramatisch ging es dann im letzten Flight zu. Alle drei Profigolferinnen hatten die Chance zu gewinnen. Auf der 13. Bahn schien eine Vorentscheidung gefallen zu sein, als Napoleaova mit einem „Monster-Putt“ zum Eagle die Führung übernahm. Diese verteidigte sie bis zum 18. Grün, bis sie dort ein Bogey hinnehmen musste. Zusammen mit Gainer beendete sie die 72 Löcher mit einem Ergebnis von 14 unter Par. Dagar konnte auf den letzten Bahnen nicht mehr entscheidend eingreifen und teilte sich den dritten Platz mit Hausmann.

Die Golferin Sophie Hausmann spielt Golf bei den Amundi German Masters

Doch zwischen den beiden Erstplatzierten musste ein Stechen entscheiden. Beide hatten bislang noch nie auf der LET gewonnen. Außerdem waren beide erst auf Umwegen zum Profigolf gekommen: Während Gainer in ihrer Jugend eine Tenniskarriere anstrebte spielte Napoleaova bereits als Profifußballerin bei Sparta Prag, bevor sie sich nach einer Verletzung der kleinen weißen Kugel verschrieb. Auf dem Grün der ersten Extrabahn entschied die Tschechin das Stechen zu ihren Gunsten. Hatte sie wenige Minuten zuvor den entscheidenden Par-Put noch vergeben, so lochte sie nun aus ähnlicher Position ein. „Ich kann es noch nicht glauben, dass ich vor sieben Jahren noch nie einen Golfschläger in den Händen gehalten habe und jetzt Siegerin auf der Ladies European Tour bin,“ so die Späteinsteigerin.

„Erstklassiger Golfsport“

Das Fazit des Turniers kam von Turnierdirektor und Geschäftsführer des Veranstalters U.COM Event Dirk Glittenberg: „Wir haben in diesen Tagen erstklassigen Golfsport und mit Kristyna eine großartige und verdiente Siegerin bei toller Stimmung mit knapp 5.000 Zuschauern auf der Anlage gesehen… Danken möchte ich allen Partnern, die hierzulande mit uns Frauengolf auf höchstem Niveau möglich machen, allen voran natürlich unser Titelsponsor Amundi und die VcG als Presenting-Partner.“

Fotos: Tristan Jones / LET

Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/

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