Anführer der „Amerikanischen Revolution“: Dustin Johnson siegt bei LIV-Event in Boston
Dustin Johnson heißt der Sieger des LIV Golf Events in Boston. Er setzte sich beim Stechen gegen Joaquin Niemann und Anirban Lahiri durch. Es war Johnsons erster Sieg und gleichzeitig der erste Triumph eines US-Amerikaners auf der LIV.
So sieht ein kontinuierlicher Aufstieg aus: Achter in London, Vierter in Portland, Dritter in Bedminster. Und jetzt in Boston hat Dustin Johnson, der seit seiner Ankunft bei der LIV eine notorische Favoritenrolle einnimmt, erstmals den Thron bestiegen in der immer noch neuen global aktiven Golf-Organisation.
Diese investiert kräftig, und zwar nicht nur in die Verpflichtung von Golf-Stars, die bislang bei PGA Tour und DP World Tour abgeschlagen haben. Auch in die Präsentation fließt augenscheinlich so mancher Saudi-Riyal. So werden vor und nach den Events atmosphärische Image-Trailer produziert, die man sich gut anschauen kann.
In der Vorschau zum Boston-Turnier von vergangener Woche wurde auf die Tatsache verwiesen, dass bei den ersten drei Veranstaltungen der Liga noch kein Sieger aus den USA gekürt wurde. Ob dies in Boston, der Stadt der Amerikanischen Revolution geändert werden könne, lautete die bedeutungsschwere Frage, mit der jener Clip beendet wurde, mit Bezug auf die erkämpfte Unabhängigkeit vom britischen Empire.
Noch pathetischer ging es wohl nicht. Und tatsächlich: „DJ“ beendete die US-amerikanische Durststrecke mit einem heldenhaften Long-Distance-Putt im Stechen gegen den Inder Anirban Lahiri sowie Joaquin Niemann. Der Chilene gab sein Debüt bei der LIV. Seine Verpflichtung war im Windschatten des aufsehenerregenden Wechsels von Cameron Smith vollzogen worden.
Der Australier gab ebenfalls ein starkes Debüt und war mit einem Gesamt-Score von -14 nur einen Schlag schlechter als das Trio, das am Sonntag ins Playoff einzog. Dort zeigte Dustin Johnson seine ganze Klasse und lochte den Putt aus fast 20 Metern zum Eagle ein. So siegte er nicht nur zum dritten Mal in Folge mit seinem 4 Aces GC in der Team-Wertung, sondern holte sich auch den ersten Einzelsieg in der neuen Golf-Organisation. Sein Preisgeld an diesem Wochenende: 4 Millionen US-Dollar für den Einzelsieg plus 750.000 US-Dollar für den Teamsieg.
Golfer positionieren sich im Zwist zwischen den Organisationen
Dem hatten die Kontrahenten nichts entgegenzusetzen. Niemann hatte dafür jedoch noch eine recht klare Aussage zu seiner LIV-Premiere parat: „Für mich war es die beste Erfahrung, die ich bislang auf einem Golfplatz hatte. Allein das junge Publikum zu sehen… man spürt die Energie“. Nach fünf Jahren als Golf-Profi lässt sich diese überzeugte Beobachtung durchaus als Ansage in Richtung PGA Tour verstehen.
Die neu gegründete LIV wirbt für sich selbst mit dem Slogan „Golf, but louder“, was suggerieren soll, dass die Stimmung hier besser sei als bei den etablierten Touren. Ein Ansatz, in dessen Kerbe Niemann durchaus hineinhaut. Es lässt sich beobachten, dass sich immer mehr Golfer in dem Zwist der Golf-Organisationen klar positionieren. Zuletzt hatte Rory McIlroy bei seinem FedEx Cup Sieg ein klares Plädoyer pro PGA Tour gegeben.
Foto: Patrick Smith / LIV Golf via Getty Images