Buchvorstellung: Das Golfevangelium. Die frohe Botschaft eines frohen Spiels

Das Buchcover von "Das Golf Evangelium" vor einem verschwommenen Hintergrund

„Golf ist die schönste, beschwingteste und fröhlichste Lebensform, die es auf dem Planeten gibt“. So leitet Kurt W. Zimmermann sein neustes Buch, „Das Golfevangelium“ ein. Wir schauen mal, was ihn zu dieser Aussage bewegt.

Der amerikanische Schriftsteller und Pulitzer-Preisträger John Updike (1932-2009) war Zeit seines Lebens ein begeisterter Golfer. In seinen Geschichten und Romanen spielte der Sport mit der weißen Kugel häufig eine gewichtige Rolle. Darüber hinaus setzte sich Updike selbstreflektierend und zuweilen sozialkritisch mit der Sportart in kleineren Essays auseinander. 1997 fasste er seine „verstreuten Arbeiten über Golf“ in dem Band „Golfträume“ zusammen. Es entstand ein Kaleidoskop unterschiedlichster Leidens- und Erfolgsgeschichten zwischen Clubhaus, Fairways und Greens, die sowohl Golfer:innen wie Nichtgolfer:innen seit jeher begeistern.

In dieser Tradition steht auch das vorliegende Buch von Kurt W. Zimmermann: Einerseits setzt sich der Autor seit Jahrzehnten in Form von Miszellen und Anekdoten humorvoll mit den unterschiedlichsten Aspekten des Golfsports auseinander, andererseits liefert Zimmermann mit dem „Golfevangelium“ quasi ein „Best of“ seiner bisherigen Beiträge zum Thema. Vorausgegangen sind vier sehr erfolgreiche Golfbücher, wovon der Band „Echte Golfer weinen nicht“ nach Angaben des Autors bereits in der 12. Auflage erschienen ist. Ergänzt werden die bewährten Geschichten durch neue Betrachtungen der Thematik.

Nicht das Handicap sondern die Laune verbessern

Zimmermann formuliert die Intention seines Buches wie folgt: „Es soll ein Golfbuch der frohen Botschaften und guten Nachrichten sein. Das Ziel ist nicht, wie sonst üblich in der Literatur zu diesem Sport, den Schwung oder das Handicap der Leserinnen und Leser zu verbessern. Nein, einziges Ziel ist es, deren Laune und Lebensfreude zu verbessern.“ Dass damit auch eine positive Veränderung des Golfspiels einhergehen kann, wird vom Autor gerne in Kauf genommen. 

Zimmermann versteht es gekonnt, sich in die unterschiedlichsten Charaktere von Golfer:innen hineinzudenken aber auch in deren herausfordernden Situationen auf und neben dem Golfplatz, die er mit einer gehörigen Portion Humor beschreibt. Hilfreich erweist sich dabei seine eigene Passion für diesen Sport, die ihn nachweislich auf Golfanlagen über den ganzen Globus verteilt geführt hat. Dabei widmet er sich in den zehn Kapiteln sehr unterschiedlichen Inhalten.

Neben den nahezu unvermeidbaren Themen wie „Männer und Frauen auf dem Golfplatz“, „Psychologie des Golfspiels“ oder aber „Golfwitze“ interessiert sich Zimmermann auch für ausgefallenere Aspekte wie zum Beispiel der Golfgeschichte im Kapitel „Der Golfer als Zierde der Menschheit“. Dabei spart er nicht mit Kritik, wenn er mehrfach auf die jahrhundertelange Ungerechtigkeit eingeht, die Frauen, Schwarzen oder aber Juden im Golfsport widerfahren ist.

Gratwanderung zwischen Tiefgang und Trivialem

In diesem Kapitel erlangt das Buch wohltuenden Tiefgang, der bei manchem „Golfwitz“ in anderen Geschichten leider verloren geht. Hier merkt man als Leser:in aber auch, dass sich Zimmermann der Gratwanderung durchaus bewusst ist, nicht ins Triviale zu verfallen, wenn er derart heterogene Themenauswahl präsentiert. „Wahren Golfhumor“ liefert hingegen das Kapitel „Zehn Weisheiten für alle Tage“, in dem Zimmermann den für seine „Bonmots“ bekannten ehemaligen Spitzengolfer Lee Trevino ehrt.

Im Kapitel „Das ewige Geheimnis des richtigen Schwungs“ macht Zimmermann dann doch, was er eigentlich nicht vorhatte: er ‚doziert‘ über Golftechnik. Diese Lehrstunden lesen sich aber so leicht, ohne dass man sich den erhobenen Zeigefinger mitdenken muss, dass das Lernziel eher nebenbei erreicht wird. Wie ein roter Faden zieht sich auch die Golfmode bei Männern und Frauen durch die einzelnen Abschnitte. Zimmermann spricht sich dafür aus, dass man sich im Party-Look, so bunt wie möglich kleiden solle, das würde sich positiv auf das Golfspiel auswirken. Allerdings die Männer bitte in langer Hose, um das unästhetische Männerbein zu verdecken, die Frauen aber gerne auch in High Heels!

Abgerundet wird dieser Ritt durch die Gefühlswelt von Golferinnen und Golfern durch zehn Grafiken des Autors und Illustrators Helme Heine, der die Kapitelüberschriften gelungen in Szene setzt. Einem größeren, vor allem jungen, Publikum ist Helme durch die Schaffung des kleinen grünen Drachens Tabaluga bekannt. Heute zählt er zu den renommiertesten Buchillustratoren der Gegenwart. Neben vielen anderen Hobbies zählt auch das Golfen zu seinen liebsten Freizeitbeschäftigungen. 

Insgesamt haben wir mit dem „Golfevangelium“ eine Charakterstudie des Golfsports vor uns. Es ist ein Konglomerat von Anekdoten rund um das von uns so geliebte Spiel, das auch Sport sein kann! Man gewinnt den Eindruck, dass Zimmermann in unser Innerstes hineinschaut und wir fühlen uns zeitweise ertappt, teilweise aber auch endlich verstanden. Es wirkt beruhigend, dass es anderen Golfer:innen auf und neben dem Platz so geht wie uns, manchmal sogar auch den Profis, wie Youtube uns lehrt. Naturgemäß können wir bei einer so weiten thematischen Spanne nicht alles unterschreiben, was wir lesen. Aber wie in der Religion finden wir dennoch immer etwas, mit dem wir gut weiterleben bzw. -spielen können.     

Kurt W. Zimmermann: Das Golfevangelium. Die frohe Botschaft eines frohen Spiels, Copress Verlag, Grünwald 2021

Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/

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