Buchvorstellung: Dieter Genske, „Golf. Die größten Legenden. Portraits, Geschichten und Skandale“
Nach seinem „Golf-Kompendium“ aus dem letzten Jahr legt Dieter Genske in diesem Jahr eine Publikation mit Kurzbiographien von Golflegenden vor. Hierunter befinden sich sowohl Gründungsväter und Stars des Hickoryzeitalters als auch Legenden des modernen Golfsports sowie aktive Ausnahmegolfer. Der Band liefert Fakten, Daten und Hintergrundinformationen zu den bekanntesten Golfern der letzten gut 200 Jahre.
Der traditionsreiche Sport- und Gesundheitsverlag Meyer & Meyer mit Sitz in Aachen veröffentlicht Jahr für Jahr interessante Publikationen zu unterschiedlichen Themengebieten. Von Ausdauersport und Ballsportarten über Fitness und Laufen bis hin zu Yoga bietet Meyer & Meyer eine Vielzahl an Veröffentlichungen, die von ausgewiesenen Fachleuten verfasst werden.
In der Reihe „Die größten Legenden“ wurden bereits Stars des Radsports sowie des Basketballs und des American Footballs unter die Lupe genommen. Im Juli dieses Jahres erschien der Band zu den größten Legenden des Golfs. Der Autor Dieter Genske ist einer größeren Leserschaft bereits durch seine Monographien zum Golfsport sowie durch seine langjährigen journalistischen Tätigkeiten für Tageszeitungen und (Golf)Magazinen bekannt.
Sportliches wie Privates
Der vorliegende Band behandelt insgesamt 20 Lebenswege von Stars und Ausnahmespielern des Golfs. Hierbei schlägt Genske einen zeitlichen Bogen vom frühen 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Der Untertitel des Buches, „Portraits, Geschichten und Skandale“, weist auf die inhaltliche Ausrichtung hin: In den Portraits liefert der Autor einen Mix aus narrativem Text und (Turnier)Statistiken.
In aufeinanderfolgenden kurzen Sequenzen werden Geschichten aus dem Leben der Golfer erzählt. Diese können mal rein informativ, mal heiter oder traurig sowie nachdenklich sein. Genske beschränkt sich hierbei inhaltlich nicht nur auf das Sportliche, sondern lässt auch private Höhepunkte wie Tiefschläge einfließen. Das sorgt für eine ganzheitliche Betrachtung und verrät einige, den meisten Leser*innen unbekannte, Facetten über das Leben der behandelten Person.
Alphabetische Abfolge birgt zeitliche Sprünge
Genske hat sich entschieden, die 17 Kapitel alphabetisch nach den Namen der Golflegenden zu sortieren. Hierbei bleiben zeitliche Brüche nicht aus. So folgt auf den im Jahr 2011 verstorbenen Severiano Ballesteros ein Kapitel zum sog. „großen Triumvirat“. Mit diesen ersten Stars des Golfsports, James Braid, J.H. Taylor und Herry Vardon, befinden wir uns in den Jahren 1894 bis 1914.
Dies führt zu großen zeitlichen wie inhaltlichen Sprüngen. Gleiches gilt für die Abfolge: Bernhard Langer, Old und Young Tom Morris sowie Jack Nicklaus (Kapitel 8, 9, 10). Grundsätzlich ist nichts gegen Abwechslung zu sagen, allerdings werden dadurch Wiederholungen unvermeidlich. Zudem sind Entwicklungen im Golfsport über nahezu 200 Jahre für die Leser*innen nur schwer nachzuvollziehen.
Daten und Fakten
Stärken hat der Band, wie schon sein Vorgänger aus dem letzten Jahr, in der Wissensvermittlung. Hier kann Genske aus seinem unermesslichen Erfahrungsschatz als Sportjournalist schöpfen. Er liefert in jedem Kapitel Schlaglichter, in denen er z.B. sportliche Erfolge wie Niederlagen in kurzen Turnierreportagen Revue passieren lässt.
Darüber hinaus präsentiert Genske interessante Hintergründe zu den Karriereverläufen, die so selten in der deutschsprachigen Golfliteratur zu finden sind. Auch die Statistiken, von Turnierergebnissen, Ehrungen und Auszeichnungen über Schlägerwahlen auf Finalrunden bis hin zu Major-Bilanzen sind sehr informativ und gut aufbereitet.
Chronologisch lesen ist keine Pflicht
Das Buch eignet für Golfenthusiast*innen, die in die Geschichte der letzten 200 Jahre des Golfsports eintauchen wollen. Wer diese Historie schlaglichtartig anhand von biographischen Daten nachvollziehen möchte, ist bei „Golf. Die größten Legenden“ richtig. Hierbei müssen die Kapitel nicht alle in der vorgegebenen Reihenfolge gelesen werden. Man kann auch einzelne Abschnitte zu besonders interessanten Golfern herauspicken und für sich lesen. Leider hat es keine Proette unter die Legenden des Golfsports geschafft. Beispiele genug hätte die World Golf Hall of Fame geliefert. Aber vielleicht wird dieses Thema in einer zukünftigen Publikation aufgegriffen?
Titelbild: Meyer & Meyer
Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/