Das Masters in Augusta – Jeder will dabei sein
Vom 11. bis 14. April ist wieder „Masters Time“. Nicht nur die Golf Fans aus aller Welt, auch die starberechtigten Golf Professionals wollen sich das auf keinen Fall entgehen lassen.
Der Platz ist jedem Golf-Enthusiasten bekannt. Es gibt wohl keine andere Anlage, auf der eine Tee Time schwieriger zu ergattern ist als den Augusta National Golf Club. In monatelanger Kleinstarbeit wird der Platz auf dieses Turnier vorbereitet. Pfeilschnelle schwierige Grüns, berüchtigte Bahnen, perfekte Fairways. All das eilt dem Ruf des weltberühmten Turniers voraus.
Es gelten besondere Vorschriften für die Zuschauer. Niemand darf auf dem Platz rennen oder irgendwo seinen Unrat hinterlassen. Derlei Verstöße werden mit einem Platzverweis geahndet. Berechtigungen für Zuschauertickets werden über Jahre hinweg gehalten. All das macht das Turnier an der Magnolia Lane so einzigartig. Die 18 Millionen US-Dollar Gesamtpreisgeld werden bei diesem Turnier schon fast zur Nebensache.
Selbst Verletzungen werden überwunden
Danny Willett – der Sieger aus dem Jahr 2016 – hat eine lebenslange Spielberechtigung. Was Augusta für einen Stellenwert bei ihm hat, sieht man dieses Jahr. Vor sechs Monaten musste er sich einer Schulteroperation unterziehen. Die Ärzte sagten ihm, dass er mit einer Spielpause von zwölf bis 18 Monaten rechnen muss. Er hat in der Zwischenzeit extrem hart an sich gearbeitet. Denn den Start beim Masters will er sich einfach nicht entgehen lassen. Willett sagte vor einigen Tagen: „Ich glaube nicht, dass mir irgendjemand eine Chance für diese Woche gegeben hätte. Ich hoffe, ich kann etwas Rost loswerden und gut spielen.“
Der Australier Min Woo Lee hatte sich in der Vorbereitung auf Augusta im Gym den Finger gebrochen. Ein absoluter Schockmoment für ihn. „Ich war letzte Woche am Samstag im Fitnessstudio“, sagte Lee. „Ich machte einfach so etwas wie eine Side-Brücke-Gesäßmuskel-Sache und es war buchstäblich meine letzte Wiederholung, mein letzter Satz. Dann fiel die Hantel runter und habe mir irgendwie den rechten Ringfinger eingeklemmt. Also ging ich zum Arzt und fand es in Ordnung, weil ich es bewegen konnte. Es war einfach rot. Ich dachte, es wäre in Ordnung. Dann kamen sie herein und sagten: Du hast Dir den Finger gebrochen.“
Wie er sich nun zwei Tage vor der ersten Runde fühle? „Schon früh habe ich Chips und ähnliches geschlagen. Bereits einige Tage später, und das war leider ziemlich durchschnittlich“, sagte Lee. „Ich habe ganze neun Löcher gespielt und einige gute Schläge gemacht, was mich sehr überrascht hat. Ich denke, es war großes Glück. Aufgrund meiner eigenen hohen Erwartungen verspüre ich den Druck, es der Öffentlichkeit zu zeigen.“
Man sieht, dass die startberechtigen Golfprofis alles daran setzen, auf jeden Fall dabei zu sein.
Unbeliebte Konkurrenten
13 Spieler der LIV Tour werden an diesem Wochenende in Augusta versuchen, auf sich aufmerksam zu machen. Prominentestes Beispiel ist der Titelverteidiger Jon Rahm. Trotz des Wechsels zur LIV steht Rahm immer noch auf Position 3 der Weltrangliste. Auf der LIV war er bislang noch nicht siegreich, konnte aber mit konstant guten Leistungen immer wieder überzeugen.
Bryson DeChambeau ist ebenso wie Phil Mickelson und Brooks Koepka in Augusta dabei. Mickelson teet bereits zum 31. Mal auf und hat bereits drei Mal (2004, 2006 und 2010) den Titel holen können. Aktuell befindet er sich in guter Form.
Koepka ist jedenfalls heiß auf das Turnier. Vier Major Titel holte er sich bereits in den Jahren 2017 bis 2019 und im vergangenen Jahr war er zudem bei der PGA Championship siegreich. 2023 wurde er beim Masters lediglich von Jon Rahm geschlagen und auf Rang 2 verdrängt.
Die Chancen stehen also gar nicht so schlecht, dass möglicherweise ein LIV-Spieler in diesem Jahr den Titel des Masters Champions holt.
Favoriten und Außenseiter
Der aktuelle Weltranglistenerste Scottie Scheffler befindet sich in Bestform. An ihm gilt es zunächst einmal vorbei zu kommen. Als Sieger in Augusta im Jahr 2022 und mit zwei Siegen und einem zweiten Platz in der aktuellen Saison wird er auf jeden Fall mit breiter Brust auftreten. Nicht umsonst hält er sich dadurch bereits seit 47 Wochen an der Spitze der Weltrangliste.
Mindestens genauso heiß auf das Turnier dürfte Rory McIlroy sein. Er wartet bereits seit Jahren darauf, endlich in Augusta zu siegen. Vier Major-Titel hat er sich bereits geholt. Nur ein Masters-Sieg fehlt ihm noch für den Grand Slam. Der letzte Major-Sieg gelang ihm im Jahr 2014 und im vergangenen Jahr verpasste er sogar den Cut in Augusta. Eine schwere Bürde, die auf ihm liegt. Allerdings befindet er sich aktuell in guter Form, was er durch den dritten Platz am vergangenen Wochenende bei der Valero Texas Open bewiesen hat.
Akshay Bathia ist der „Nachrücker“. Er holte sich seine Starberechtigung für das Masters erst am vergangenen Wochenende mit dem Sieg bei der Valero Texas Open. Lange führte er das Feld mit einem dominanten Vorsprung an. Am Finaltag musste er lediglich den US-Amerikaner Denny McCarthy fürchten. Man darf gespannt sein, ob er das Momentum für sich nach Augusta mitnehmen kann.
Tiger Woods steht eigentlich immer im Fokus. Er ist Zuschauermagnet und Medienliebling zugleich. Selbst wenn er nicht im Vorderfeld des Leaderboardes steht, zieht er die Massen an. Durch seine zurückliegenden Verletzungen wird er nicht als Favorit gehandelt. Mit einer Quote von 1:125 bei den Wettanbietern gilt er als Außenseiter.
Tiger traf bereits am Sonntag in Augusta ein und spielte sich warm. Sogar für seine Kollegen war ein Aufeinandertreffen mit Tiger im Vorfeld bereits ein Highlight. „Die Energie, wenn er auf dem Platz ist, ist immer eine besondere“, schwärmte Gary Woodland, der sich auf dem neunten Grün befand, als Tiger über den Platz ging.
Auch Will Zalatoris, der am Montag mit Tiger eine Proberunde spielte, hatte nur lobende Worte für ihn. Zalatoris äußerte anschließend, dass er eine Menge über den Augusta National Course gelernt und einige Tipps von Tiger erhalten habe. Tiger tritt nun zum 26. Mal in Augusta an und sagte kürzlich über sich und sein Spiel: „Wenn alles gut läuft und meine Verletzungen keine Schwierigkeiten machen, kann ich gut abliefern.“
Besonderes Augenmerk verdient auch Nick Dunlap. Der Neuling in Augusta siegte bei der American Express Championship – damals noch als Amateur – und wechselte unmittelbar anschließend ins Profilager. Da in Augusta allerdings – mehr als sonst wo – die Erfahrung zählt, wird er als Rookie nicht zum Favoritenkreis gezählt. Die Golf-Welt ist in jedem Fall gespannt und wird mitfiebern.
Wer sind die deutschsprachigen Teilnehmer?
Seit nunmehr 41 Jahren findet das Turnier immer mit deutscher Beteiligung statt. Durch die Dauerpräsenz des zweimaligen Siegers Bernhard Langer waren wir immer vertreten. Langer muss leider pausieren. Nachdem er sich kürzlich die Achillessehe gerissen hatte, ist er noch nicht wieder so weit genesen, dass er starten kann. Die Teilnahme am Champions Dinner ließ er sich jedoch nicht nehmen und begleitet das Turnier vor Ort als Zuschauer.
Stephan Jäger löste sein Ticket um einen Starplatz in vorletzter Sekunde. Nur zwei Wochen vor dem Masters konnte er in einem spannenden Finish den Sieg der Texas Children’s Houston Open erringen und erhielt damit die Startberechtigung für Augusta.
Und dann wäre da noch der Österreicher Sepp Straka. Er ist nun zum dritten Mal in Augusta dabei. Bei seinen ersten beiden Teilnahmen kam er über die 37. bzw. 47. Platzierung nicht hinaus. In den vergangenen beiden Jahren auf der PGA Tour zeigte er immer wieder starke Ergebnisse. Wenn er den Cut übersteht, wäre ihm eine Top-Platzierung zuzutrauen.
Fotos: AFP