Der GC Emmeloord: Der höchstgelegene Links-Golfplatz unter dem Meeresspiegel
Mit diesem Slogan wirbt der GC Emmeloord in der niederländischen Provinz Flevoland am östlichen Ufer des Ijsselmeeres. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, dieses topographische Wunder einmal aus der Nähe zu betrachten.
Vier Meter unter Normalnull
Der Golfclub Emmeloord wurde 1989 gegründet und ist einer der ältesten Golfclubs in der niederländischen Provinz Flevoland. Der Golfplatz liegt auf einem ehemaligen Polderland und bietet eine einzigartige Landschaft für Golfer. Unter dem Begriff Polderland versteht man ein durch Deiche eingefasstes, tiefer liegendes Gebiet, das durch Entwässerung trockengelegt wurde. Polder werden oft für landwirtschaftliche Zwecke genutzt und weisen eine charakteristische flache, offene Landschaft auf. So auch in der Umgebung der kleinen Stadt Emmeloord, gute 40km nordwestlich von Zwolle. Die Gegend liegt hier tatsächlich circa vier Meter unterhalb des Meeresspiegels.
Ein Par-3 Kurs als Anfang
Der Club eröffnete im Jahr 2004 eine Par-3 Bahn mit einer Gesamtlänge von 772m. Diese heute noch in Betrieb befindliche Anlage eignet sich gut zum Einspielen oder zum Üben von Annäherungen und dem Kurzbahnspiel. Das kürzeste Loch befindet sich nur 67m vom Abschlag entfernt, das längste immerhin 122m von der Teebox. Der Club hat diesen Kurs raten lassen, sodass er als Par-54 spielbar ist.
Müll als Gestaltungselement
Der Clou des Platzes ist jedoch die 9-Loch-Anlage, die im September 2009 fertiggestellt und den Mitgliedern übergeben wurde. Es handelt sich um drei Bahnen in flacher Topographie auf dem Niveau des Par-3 Kurses. Zum vierten Abschlag müssen die Spieler*innen, ungewöhnlich für diese Gegend, einen Höhenunterschied von bis zu 17m überwinden. Denn es folgen sechs Löcher, die auf einer ehemaligen Mülldeponie gebaut wurden. Ein besonderer Clou der Anlage. Er erlaubt es, von erhöhten Teeboxen abzuschlagen, in Täler zu spielen oder blind oberhalb der Bahn gelegene Grüns anzugreifen. Diese Art des „Untergrundes“ findet man auf niederländischen Golfplätzen häufiger, wie uns der Clubpräsident im Gespräch verrät.
Signature Hole mit fünf Teeboxen
Gleich zu Beginn des „Berg-und-Tal“-Kurses befindet sich das Signature-Hole der Anlage. Vom vierten Abschlag, der fünf Teeboxen aufweist, schaut man auf das tiefer gelegene Grün. Dieses befindet sich direkt neben einem Teich. Je nach Teeboxlage muss man über das Nass spielen, will man mit dem Drive das Kurzgemähte erreichen. Bei einer Länge von 166m von den gelben Abschlägen ein durchaus reizvoller Versuch. Auf der zweiten Runde ist das Zielgebiet sogar noch etwas näher, da man von einer anderen Markierung aus abschlägt. So erklärt sich die Vielfalt der Teeboxen. Von dort oben hat man zudem einen wunderbaren Blick auf Teile des Par-3 Kurses, das Clubhaus und die Übungsanlagen.
Der Wind ist ständig präsent
Auf den restlichen fünf Bahnen werden die Golfspieler*innen einerseits mit schönen Aussichten auf das flache Land belohnt. Andererseits ist das Element Wind auf jeder Bahn präsent. Nur spärliche Vegetation säumt die Abschläge und Fairways, sodass sich Böen ungehindert den fliegenden Bällen annehmen können. Dies ist nur eine der Herausforderungen auf der Golfbaan Emmeloord. Die andere liegt in dem gelungen Kursdesign, das u.a. durch Richtungsänderungen, tiefe Fairwaybunker und geschützte Grüns gekennzeichnet ist. Hier lohnt es sich, mit Platzkenntnissen, auf die zweiten Neun zu gehen.
Das Schönste kommt zum Schluss
Ein besonderes Highlight wartet auf der neunten Bahn auf die Golfer*innen. Mit 465m ist sie die längste der Anlage. Nach zwei Drittel des Fairways ist das Plateau jäh zu Ende und es geht steil bergab. Eine Ampelschaltung zeigt dem nachfolgenden Flight an, wenn unten das Grün frei ist. Dieses müssen die Golfer nämlich aus erhöhter Position blind anspielen. Es bietet sich nochmal ein sehr schöner Blick auf die Par-3 Bahnen sowie die in der Nähe liegenden Wassersportanlagen. Das Clubhaus lädt schließlich mit seiner Gaststube und gemütlichen Terrasse ein, die Eindrücke auf diesem außergewöhnlichen Platz Revue passieren zu lassen.
Fotos: Frank Biller
Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/