Die Schattenseiten des großen Geldes: Details der LIV-Verträge veröffentlicht.
Sind die Spieler der LIV Tour eigentlich frei in ihren Entscheidungen oder was steckt hinter ihren Verträgen? In der vergangenen Woche wurde aufgrund der Forderung der PGA Tour im Zusammenhang mit der Entscheidung eines Bezirksgerichts nun Einblick in die Verträge der LIV Golf Spieler gewährt.
Diese wurden durch Greg Norman ja mit teilweise abenteuerlichen Summen zu einem Wechsel von der PGA Tour zur LIV angelockt. Phil Mickelson soll hier beispielsweise 200 Millionen US-Dollar erhalten haben und auch Bryson DeChambeau, Brooks Koepka und Dustin Johnson gingen mit Wechselprämien von mehr als 100 Millionen US-Dollar nicht gerade leer aus.
Was bislang bekannt wurde, ist, dass keiner der Spieler einen Vertrag hat, der länger als bis 2027 gilt. Die Regelungen hinsichtlich möglicher Verlängerungen der Verträge sehen vor, dass ein bestimmter Rang in der Einzelpunktwertung der LIV Tour erreicht werden muss. Die genauen Details, wo der jeweilige Spieler in der Gesamtwertung landen muss, wurden jedoch in dem vom Gericht freigegebenen Vertrag redigiert.
Wie hart sind die Regeln?
Ein Blick hinter die Kulissen zeigt nun, dass sich die Spieler neben vielen Vorteilen und einer Menge Geld eben auch einigen Regeln unterwerfen müssen. Zu ahndende Regelverstöße können beispielsweise übermäßiger Konsum von Alkohol während oder nach dem Spiel, die Teilnahme an Glücksspielen, die Verurteilung wegen einer begangenen Straftat oder auch die Beteiligung an Doping sein.
Als mögliche Sanktionen stehen hier ein Verweis, eine Rüge, die in der Spielerzeitung veröffentlicht werden, oder auch Geldstrafen zwischen 1.000 und 50.000 Dollar, die Suspendierung von Turnieren, der Ausschluss für zwei Jahre und der dauerhafte Ausschluss ohne Recht auf Wiederaufnahme des Spiels auf der LIV Golf Tour zur Disposition..
Wird ein mutmaßliches Fehlverhalten vermutet, untersucht dieses die LIV Golf und fordert den Spieler zur Abgabe einer schriftlichen Erklärung auf. Bestätigt sich das Fehlverhalten, so erhält der Spieler einen „Bußgeldbescheid“, auf den er sich binnen zehn Tagen nochmals äußern kann, um eine Herabsetzung der Strafe zu erwirken. Hierauf bekommt der Spieler dann einen endgültigen Bescheid, gegen den er Berufung einlegen kann. Solange dieses Berufungsverfahren nicht abgeschlossen ist, ist die LIV Golf berechtigt, den Spieler vorübergehend zu suspendieren.
Kleidungszwang und Redeverbot
Ist der Wechsel mal vollzogen, kommen noch weitere Pflichten auf die Spieler zu. So müssen sie beispielsweise LIV-Kleidung tragen, auch wenn sie an Nicht-LIV-Events teilnehmen. Dies dürfte wohl der Grund gewesen sein, weswegen sich Patrick Reed bei der BWM Championship in Wentworth nicht dazu bewegen ließ, sein Shirt mit dem LIV Logo gegen ein anderes zu tauschen.
Auch für die Verwendung der meisten anderen Logos, die sie tragen, und Markenprodukte, wie z. B. Kaffeetassen, die sie bei Veranstaltungen verwenden, bedarf es einer Genehmigung der LIV Tour.
Darüber hinaus sind die Spieler angewiesen, ohne Genehmigung der LIV Golf Tour keine Interviews zu geben. Schließlich müssen sie zustimmen, dass sie bei der Rekrutierung anderer Spieler für die LIV GOLF Tour behilflich zu sein, wenn sie dazu aufgefordert werden.
Eine Klausel dürfte die Vertreter von PGA und DP World Tour besonders wurmen: LIV-Spieler erhalten einen Bonus von 1 Million US-Dollar für den Gewinn eines der vier Majors im Golfsport
Recht am eigenen Bild geht bei der LIV verloren
Hinsichtlich der Medienrechte sind die Beschränkungen der LIV Tour offenbar deutlich strenger, als man dies erwartete. Die Regeln und Vorschriften besagen nun:
„Fernsehen, Radio, Film, Internet, statistische Daten und Informationen und andere damit verbundene Rechte sowie alle anderen Medienrechte aller Spieler, die an Veranstaltungen teilnehmen, die Teil der Serie oder eines anderen Golfveranstaltungslaufs sind, in Verbindung mit oder unter der Schirmherrschaft von LIV Golf, werden in Verbindung mit allen Inhalten, die während oder in Verbindung mit solchen Veranstaltungen erstellt, erfasst, aufgezeichnet oder anderweitig erzeugt werden, hiermit LIV Golf gewährt und übertragen.“
Das klingt zumindest nicht nach mehr Rechten am Bild von sich selbst als dies bei der PGA Tour der Fall ist, über die sich Phil Mickelson echauffierte. Damals äußerte er, er habe sich zum Wechsel zur LIV entschieden, weil er für seine eigenen Medienrechte an „The Match“ – es gab fünf davon – jedes Mal 1 Million Dollar an die PGA Tour habe zahlen müssen. Diese Art von Gier bezeichnete er als „widerwärtig.“
Hinsichtlich der Abgabe von Lizenzgebühren an die LIV ist nichts bekannt, aber ob er nun in Bezug auf die vertraglich übertragenen Rechte an seinem eigenen Bild besser dasteht, wird sich in der Zukunft zeigen.
Was passiert, wenn sich ein Spieler verletzt, disqualifiziert wird oder in den Ruhestand geht?
Die bei der LIV Golf unter Vertrag stehenden Spieler erwartet eine „garantierte Bezahlung“, und dies auch bei auch bei Verletzungen. Es lässt sich also befreit aufspielen, da die Spieler nicht befürchten müssen, an einem Cut zu scheitern.
Das ist beruhigend. Ob dies auch zu spielerischen Höchstleistungen führt, wird sich zeigen. Der erst kürzlich zur LIV Tour gekommene Cameron Smith hat jedenfalls sowohl in seinem ersten Match mit dem 5. Platz als auch am vergangenen Wochenende in Chicago – wo er mit beeindruckendem Abstand gewann – bewiesen, dass er sich sportlich nicht auf die faule Haut legt.
Aber auch, wenn ein Spieler in der ersten Runde aus einem Turnier verletzungsbedingt ausscheidet, erhält er 50 Prozent des Preisgeldes für den Letztplatzierten, was immerhin noch 60.000 US-Dollar sind. Scheidet er erst nach der ersten Runde aus, erhält er sogar den vollen Betrag des Letztplatzierten. Punkte im Individualwettbewerb kann er jedoch nicht mehr erzielen und auch aus der Mannschaftswertung scheidet er aus.
Bei einer Disqualifikation sieht das anders aus. Scheidet ein Spieler aufgrund einer Disqualifikation aus der individuellen Wertung aus, kann er trotzdem weiter Punkte für die Teamwertung sammeln. Nur das Ergebnis in der Runde, in der seine Disqualifikation erfolgte, wird nicht für das Mannschaftsergebnis herangezogen.
LIV Golfer im Ruhestand
Wenn sich ein Spieler in den Golfer-Ruhestand begibt, muss er weiterhin seinen vertraglichen Verpflichtungen nachkommen, „einschließlich der Pflichten in Bezug auf das Amt des Teamkapitäns, die Förderung der Liga, die Erfüllung von Medienverpflichtungen und die Teilnahme an Veranstaltungen (einschließlich des Tragens und Zeigens von Teamkleidung).“
Alles in Allem stehen die Spieler – und vor allem auch ihre Caddies, die am jeweils erspielten Preisgeld prozentual partizipieren – finanziell wohl nicht allzu schlecht da. Und auch wenn man nicht zu dem erlauchten Kreis der wenigen Spieler gehört, die einen Fünfjahresvertrag mit der LIV abgeschlossen haben, dürfte das Auskommen und somit der spätere golferische Ruhestand gesichert sein.
Wie auch immer sich die Streitigkeiten zwischen den etablierten Touren und der LIV entwickelt, es eröffnen sich durch den Wechsel vieler Topspieler zur LIV Golf auch neue Möglichkeiten für auf den anderen Touren nachrückende Spieler, die sonst eventuell nicht den Sprung auf die großen Touren geschafft hätten.
Fotos: LIV Golf via Getty Images