Finalfluch überwunden: Scheffler gewinnt souverän den FedExCup
Zweimal in Folge war Scottie Scheffler bereits als Spitzenreiter der Saisonwertung bei der Tour Championship angetreten, zweimal hatte er seinen Vorsprung nicht ins Ziel bringen können. Auch beim dritten Anlauf wackelte der Dominator des Profi-Golfsports kurzzeitig, krönte sich letztlich jedoch in beeindruckender Manier zum neuen FedExCup-Champion.
Als Belohnung für seine Ausnahmeleistung in dieser Spielzeit erhielt Scheffler bei der Tour Championship einen Ausgangsscore von zehn unter Par. Zwei Schläge dahinter folgte der zweitplatzierte Xander Schauffele, der mit ihm am Donnerstag den letzten Flight bildete. Dieser Vorsprung hielt jedoch nur ein Loch. Während Scheffler mit einem Bogey begann, schaffte Schauffele einen Birdie-Start. Damit standen beide bei −9 und der Titelkampf war eröffnet.
Scheffler mag in diesem Moment an das Vorjahr erinnert worden sein, als ihn der zweitplatzierte Viktor Hovland schon in der ersten Runde überholte. Doch diesmal blieb der Weltranglistenerste tiefenentspannt – und im weiteren Verlauf seiner Auftaktrunde bogeyfrei. Stattdessen gelangen ihm sieben Birdies, die auf dem renovierten Par-71-Kurs im East Lake Golf Club zu einer 65 führten. Weil Schauffele da nicht mithalten konnte, baute Scheffler seinen Vorsprung sogar auf sechs Schläge aus.
So ähnlich ging es auch in den nächsten Runden weiter. Am Freitag und am Samstag lieferte Scheffler jeweils eine 66 ab. Dadurch ging er mit einem Zwischenergebnis von −26 in die Schlussrunde. Fünf Schläge dahinter folgte Collin Morikawa, der in der Zwischenzeit zu seinem größten Konkurrenten erwachsen war.
Scheffler stolpert, fällt aber nicht
Auch am Sonntag tat Morikawa alles, um seinen Flight-Partner unter Druck zu setzen. Tatsächlich geriet Scheffler nach einem Birdie am zweiten Loch in seine einzige Schwächephase des Turniers. Auf der fünften Bahn musste er sein erstes Bogey des Tages hinnehmen, nachdem er in einem Grünbunker gelandet war. Diesen Schlagverlust holt er sich zwar mit einem Birdie am sechsten Loch zurück, doch direkt danach kassierte er wieder zwei aufeinanderfolgende Bogeys. Auf der siebten Bahn verirrte sich sein Abschlag vor einen Baum, auf der achten unterlief ihm ein Shank aus einem Grünbunker.
Wieder wurden böse Erinnerungen wach. Bei der Tour Championship vor zwei Jahren war Scheffler sogar mit einem Vorsprung von sechs Schlägen in die Schlussrunde gegangen und hatte diesen auf dramatische Weise verspielt. Doch mittlerweile ist er ein anderer Spieler als damals. Nicht nur auf den Grüns, sondern auch zwischen den Ohren hat er sich enorm verbessert. Das stellte Scheffler wieder einmal unter Beweis, als er mit drei aufeinanderfolgenden Birdies von der neunten bis zur elften Bahn antwortete. Auf der 13 ließ er sogar noch ein Eagle folgen.
Damit war der Wettbewerb entschieden. Mit viermal Par brachte Scheffler eine 67 und ein Gesamtergebnis von −30 ins Ziel. Dadurch gewann er erstmals die Tour Championship, überwand seinen Finalfluch und strich 25 Millionen US-Dollar ein. Dass der neue FedExCup-Champion ein verdienter ist, dürfte wohl niemand in Frage stellen. Auf der PGA Tour hat er in dieser Saison sieben große Turniere gewonnen. Das gab es zuletzt 2007, als Tiger Woods auf die gleiche Anzahl kam. Mit Schefflers Olympia-Gold sind es sogar acht prestigeträchtige Siege in diesem Jahr.
Theegala zeigt Größe
Zweiter mit vier Schlägen Rückstand wurde Morikawa, der das Turnier ohne die Bonusschläge mit einem Gesamtergebnis von −22 gewonnen hätte. Darüber dürfte ihn ein Preisgeld von 12,5 Millionen US-Dollar jedoch hinwegtrösten.
Noch ein weiterer Teilnehmer brauchte für seine vier Runden weniger Schläge als Scheffler, der in diesem inoffiziellen Leaderboard mit −20 den dritten Platz belegte: Sahith Theegala landete mit −21 knapp vor ihm. In der offiziellen Endabrechnung wurde er mit −24 Dritter und verdiente 7,5 Millionen US-Dollar. Es wäre sogar noch mehr möglich gewesen, doch am Samstag hatte er eine Strafe gegen sich selbst verhängt, weil er beim Rückschwung in einem Bunker den Sand um den Ball minimal berührt hatte. Das kostete ihn zwar zwei Schläge und letztlich 2,5 Millionen US-Dollar, doch mit seiner außergewöhnlichen Fairness gewann er die Herzen der Fans.
Den vierten Rang teilten sich Schauffele, Adam Scott und Russell Henley. Letzterer hatte am Sonntag mit einer brillanten 62 die beste Runde des gesamten Turniers abgeliefert. Weil er vom 18. Rang gestartet war, gehörte er zu den größten Gewinnern im FedExCup-Ranking. Den größten Sprung aber machte Justin Thomas, der vom 30. auf den geteilten 14. Platz vorrückte. Beim einzigen Teilnehmer aus der DACH-Region lief es dagegen nicht wie gewünscht. Sepp Straka begann vielversprechend, baute jedoch im weiteren Turnierverlauf stetig ab. Nachdem er mit −1 gestartet war, erreichte er mit Runden von 68, 70, 71 und 73 ein Gesamtergebnis von −3. Ein geteilter 27. Rang ist dennoch ein achtbares Resultat.
Fotos: AFP