Golf im Film #1: Falling Down

Alte Filmklappe

Film und Fernsehen greifen populäre Strömungen auf, porträtieren Gesellschaften und verwenden dabei reichlich Symbolik. Welche Rolle spielt da Golf? In einer neuen Reihe rezensiert 123Golfsport.de filmische Werke, die das Spiel aufgreifen und versucht eine Annäherung an die Frage, welche Intentionen Film- und Fernsehmacher dabei verfolgen. In manchen Fällen kann eine Erkenntnis daraus entstehen, andere sind lediglich unterhaltend und vielleicht entdeckt der ein oder andere Leser noch einen bislang unbekannten Tipp.

Wird in Filmen der Golfsport gezeigt, so steht der Sport häufig stellvertretend für die Klientel, die ihn betreibt. Golf hat also eine feste gesellschaftliche Rolle als Beschäftigung für die sogenannte Oberschicht. Oft gehen damit auch gewisse Eigenschaften einher, die in dem jeweiligen Film thematisiert werden sollen.

In „Falling Down“ von 1993 etwa lässt Regisseur Joel Schumacher den Amokläufer William Foster (Michael Douglas) nicht umsonst in einer Szene auch einen Golfplatz unsicher machen. Frustriert von seinen Lebensumständen zieht Foster eine Schneise der Verwüstung durch Los Angeles. Episodenhaft trifft er unterschiedliche Menschen an verschiedenen Stationen und geriert sich dabei als Kämpfer für den kleinen Mann, eine Art modernen Robin Hood. Dass er dabei diverse Zivilisten bedroht, verletzt oder sogar umbringt, will zu diesem Selbstbild jedoch nicht ganz passen.

Golf als Spiel der skrupellosen Finanzelite

Zwei betagte Herren, die er auf besagtem Green bei ihrer Golfpartie stört, erwecken zunächst nicht grade Mitleid beim Zuschauer. Während „Frank“ sich über die Platzbegehung des Fremden echauffiert, der nicht adäquat gekleidet und „wahrscheinlich noch nicht einmal Mitglied“ sei, befürchtet sein namenloser Golfpartner lediglich eine nahende Gefahr durch den Eindringling: „Mir gefällt nicht, wie er aussieht“.

Der schnöselige Frank will jedoch nicht hören und versucht stattdessen, Foster mit einem abgeschlagenen Golfball zu treffen und ihm eine Lektion zu erteilen. Hier wird das Bild einer dekadenten Finanzelite gezeichnet, die sich offenbar kein Stück um weniger privilegierte Mitbürger schert und stattdessen das eigene Amüsement über alles stellt. Denn obwohl Foster versichert „nur hier durch“ zu wollen und trotz der Beschwichtigungsversuche seines Partners stellt Frank klar: „Das ist meine Bahn und wenn ich hier spielen will, dann spiele ich hier“.

Franks durchaus kriminellen Angriff mit dem Golfball beantwortet Foster seinerseits mit Kriminalität. Er zückt die Schusswaffe und feuert auf das nebenstehende Golfmobil. Gleich wieder in seinem Element der großen Sozialfragen, spricht Foster dem „Altmore Country Club“ die Daseinsberechtigung ab: „Hier müssten Kinder spielen können! Hier müssten Familien Picknick machen können! Hier müsste es so etwas geben, wie einen Streichelzoo!“. Frank, geschockt von den Ereignissen, kollabiert und bittet um seine Medikamente. Diese befinden sich leider in dem Golfmobil, das nach dem Schuss in einen Teich gerollt ist.

Foster zeigt keinerlei Erbarmen, sondern macht sich abschließend über die Golfbekleidung lustig. Man muss dem Streifen hier zugutehalten, dass nicht Stellung bezogen und das Klischee des versnobten, ignoranten Golfers bis zur Ermüdung ausgereizt wird. Schließlich ist in dieser Szene der vermeintlich so altruistische William Foster moralisch keinen Deut besser als die von ihm kritisierten elitären Golfer. Was Foster aber wiederum zu wissen scheint.

Allgemein überzeugt „Falling Down“ dadurch, dass er eben nicht simple Bilder von gut und böse zeichnet, sondern eine allgemeine Verrohung der Gesellschaft, einen Sittenverfall, darstellt, dem man sich schwer entziehen kann. Die Szene auf dem Golfplatz ist da lediglich eine von vielen.

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