Golf im Film #3: Sideways
Alexander Paynes hochgelobter Film „Sideways“ von 2004 ist für gute Jazzmusik und vor allem für die tolle Inszenierung des kalifornischen Weinbaus bekannt. Eine der schönsten Szenen findet allerdings auf dem Golfplatz statt. Hier werden gleich mehrere Verhaltensmuster aufgebrochen.
In unserer Serie „Golf im Film“ wurde und wird deutlich, dass der Golfsport in Film und Fernsehen oftmals eingesetzt wird, um gewisse Rollenbilder darzustellen, gerne auch mit einem leichten Hang zum Klischee der snobbigen Elite. Payne, der auch das Drehbuch zu dem melancholisch-komischen Roadmovie um einen etwas anderen Junggesellenabschied schrieb, verfolgt mit Sideways erfrischenderweise einen anderen Ansatz: Das Green als der Ort, an dem sich die Verhältnisse umkehren.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen die alten Freunde Miles und Jack und ihre einwöchige Reise durch Kaliforniens Weinanbaugebiete. Anlass ist die bevorstehende Hochzeit des leichtfüßigen Schauspielers Jack (Thomas Haden Church). Trotz seiner attraktiven, deutlich jüngeren Verlobten, deren wohlhabende Familie dem unsteten Lebenskünstler eine finanzielle Perspektive bietet, ist Jack fest entschlossen, „nochmal einen wegzustecken“.
Gesagt, getan: Der Flirt mit Sandra, die auf einem Weingut arbeitet, intensiviert sich im Laufe der Woche. Jack stellt plötzlich Lebensentwurf und Verlobung in Frage. Obwohl er eigentlich nichts vom Weinanbau versteht, schmiedet er plötzlich Pläne über Kauf und Betrieb einer Kelterei.
Gar nicht so toll findet das alles sein bester Freund Miles (Paul Giamatti), der keinen Verlag für seinen Roman findet, seiner Ex-Frau hinterhertrauert und seit zwei Jahren „offiziell frustriert“ ist. Geht es nach ihm, sollte die Reise unspektakulär mit ein paar Weinproben und einigen Golfrunden über die Bühne gehen.
Ausgerechnet auf dem Golfplatz spitzt sich der brodelnde Konflikt zwischen den beiden zu. Beflügelt vom Hormonrausch und seinem leichten Hang zur Manie hat Jack gehörig Oberwasser und für Miles haufenweise Ratschläge in beruflicher und privater Hinsicht parat. Als sei das nicht genug, korrigiert er auch noch den Golfschwung seines Freundes. Miles, der eher darauf bedacht ist, nicht weiter aufzufallen und seinen Ärger bislang runtergeschluckt hat, kann sich nicht länger zügeln und fährt jetzt endgültig aus der Haut.
Wiedervereinigung auf dem Golfplatz
Jack bleibt weiterhin bemerkenswert souverän. Bevor seine Oberlehrerhaftigkeit jedoch für weitere Diskussionen sorgen kann, werden die beiden unsanft unterbrochen: Auftritt der aus der Filmwelt bereits bekannten Klischee-Golfsnobs, die keine Störung ihrer Partie tolerieren und auch nicht davor zurückschrecken, Golfbälle auf Menschen zu schlagen, wenn diese zu lange auf der Bahn stehen.
Dieser Vorfall eint die sich langsam entfremdenden Protagonisten auf angenehm verspielte Weise. Als gelte es, das Ferienlager gegen eine rivalisierende Jugendbande zu schützen, ziehen sie wieder an einem Strang. Während Miles mit Bällen zurückschießt, packt Jack das Eisen aus und lässt auf dem Golfplatz den Affen los.