Golf im Film #5: Dorf on Golf
Nicht jeder Film, in dem der Golfsport eine Rolle spielt, ist ein künstlerisches oder intellektuelles Meisterwerk. Dazu gehört „Dorf on Golf“ von 1988. Bis 2011 lief der Golfer-Klamauk traditionell am Silvesterabend auf Sport1 beziehungsweise DSF.
Miss Sophie sitzt an einem leeren Tisch, den ihr Butler James immer wieder umrunden und die imaginären Gäste beim Zuprosten vertreten muss. Seine mit zunehmendem Alkoholpegel immer mehr gelallte Nachfrage „The same way as last year, Miss Sophie?“ beantwortet sie immer wieder mit „The same way as every year, James“.
Den Evergreen „Dinner for One“, zu Silvester im Fernsehen ausgestrahlt, kennt jeder. Für Golffans gab es damals, als Sport1 noch DSF hieß, eine je nach Geschmack mehr oder weniger lustige Alternative. „Dorf on Golf“ ließ sich mit ein paar Getränken ebenso leicht verdaulich runterspülen wie der Sketch um Miss Sophie und James. Die US-Golfsatire bot aber bei genauerem Hinsehen auch reichlich Klamauk und Humor, der heute ein wenig aus der Zeit gefallen scheint.
„Schlecht gealtert“ sagt man heutzutage auch zu Erzeugnissen, die nicht mehr so recht zu den Sehgewohnheiten der Zuschauer passen wollen. Tim Conway spielt im ersten von sechs kurzen Filmabenteuern den Protagonisten Dorf, der verschiedene sportliche Tätigkeiten zelebriert. Der aus heutiger Sicht zweifelhafte Humor beginnt schon mit der Tatsache, dass Conway beim Dreh bis zu den Knien eingegraben wurde, um eine möglichst unbeholfen wirkende Kleinwüchsigkeit zu erzeugen. 1988 konnte man zumindest bei einem Teil des Publikums noch damit punkten, dass Kleinwüchsige gewisse Herausforderungen haben.
Der chronisch abwesende Caddie und die Blondine „Boom Boom“
Auch das Frauenbild im Dorf-Universum besteht den Zeitentest nicht so recht. Die Ehefrau des Titelhelden ist ein keifender Drache, von dem man nur einen Lockenwickler-bestückten Hinterkopf sieht. Die dralle Blondine, die den Golfer später mit kurzem Röckchen und Engelsflügeln animiert, trägt den programmatischen Namen „Boom Boom“. Inhaltlich kommt allerdings nichts von ihr.
Und ansonsten? Späße darüber, dass der Caddie nie anwesend ist, wenn man ihn braucht. Und natürlich wird das Teekesselchen „tea“ und „tee“ bemüht. Ein eher lahmer Gag, der im englischen Originalton natürlich besser funktioniert als in der deutschen Übersetzung.
Manche filmischen Erzeugnisse muss man nunmal im zeitlichen Kontext ihrer Entstehung betrachten. Und anerkennen, wozu sie taugen und wozu nicht. Bei „Dorf on Golf“ hat es sicherlich dazu gereicht, einige Freunde des Sportes bei ein paar Gläsern Sekt ins Jahr 1989 zu schicken. Manchmal reicht das aus.