Golf von morgen: Alles zur neuen TGL von Rory und Tiger
Mit einjähriger Verspätung heben Rory McIlroy und Tiger Woods die Tomorrow’s Golf League aus der Taufe. Ab Januar 2025 treten die beiden und 22 weitere Stars der PGA Tour in sechs Teams gegeneinander an. Darüber hinaus bündelt die Indoor-Liga eine Vielzahl innovativer Ansätze in einem völlig neuartigen Konzept. Die Zukunft des Golfsports oder bald schon wieder Vergangenheit?
Für ihre Vision haben sich McIlroy und Woods mit dem Medienmanager Mike McCarley zusammengetan. Zu dritt gründeten sie das Unternehmen TMRW Sports, das nun hinter der TGL steht. Es besteht außerdem eine Partnerschaft mit der PGA Tour. Um nicht mit deren Turnieren zu kollidieren, finden die Spieltage der Liga immer am Anfang der Woche statt.
Eigentlich hätte es bereits im Januar 2024 losgehen sollen, doch der Start musste kurzfristig verschoben werden. Denn im November 2023 war das Dach des Arena-Neubaus eingestürzt, der extra für die TGL errichtet wurde. Ein Jahr später ist das SoFi Center nun aber bereit, seinen Zweck zu erfüllen. Das Herzstück der Indoor-Liga befindet sich in Palm Beach an der Ostküste Floridas. Sowohl die reguläre Saison als auch die Playoffs werden ausschließlich dort ausgetragen.
Austragungsort mit modernster Technik
Die Spielfläche im SoFi Center ist rund 4.000 Quadratmeter groß und in zwei Bereiche unterteilt. Für Abschlag und Annäherung geht es zunächst in den Simulator der ScreenZone. Die Teilnehmer schlagen in Richtung eines riesigen Screens, der knapp 20 Meter breit und gut 16 Meter hoch ist. Drei Untergründe stehen zur Verfügung: Fairway, Rough und Sand. Für das kurze Spiel wird dann in die GreenZone gewechselt, die sich zwischen den Löchern verändert. Das Grün befindet sich auf einer Drehscheibe und kann außerdem seine Oberfläche verformen.
Der Kreativität sind dadurch keinerlei Grenzen gesetzt. Insgesamt wurden 30 ganz unterschiedliche Löcher entworfen – manche realistisch, andere weniger. Für jedes Match werden 15 davon ausgewählt und neu angeordnet. So entsteht immer wieder ein anderer Kurs.
Modus mit zahlreichen Besonderheiten
Jedes Team besteht aus vier Profis der PGA Tour. Davon treten immer drei zu einer Partie an. Die ersten neun Löcher werden im Triples-Format gespielt, das Alternate Shot entspricht. Das Trio schlägt also nacheinander denselben Ball. Die abschließenden sechs Löcher werden dann im Singles-Format bestritten. Dabei bekommt jeder Spieler einen Gegner zugewiesen, mit dem er sich auf zwei Löchern duelliert.
Für jedes gewonnene Loch erhält das jeweilige Team einen Punkt. Keinen gibt es, wenn gleich viele Schläge benötigt werden. Eine Besonderheit ist „The Hammer”, der den Wert eines Loches verdoppelt und nach jedem Einsatz die Seiten wechselt. Am Ende gewinnt die Mannschaft mit den meisten Zählern das Match. Falls Gleichstand herrscht, entscheidet ein „Closest to the pin”-Wettbewerb aller sechs Teilnehmer.
Ein Sieg wird mit zwei Punkten belohnt. Eine Niederlage nach Verlängerung bringt immerhin noch einen Zähler. Alle sechs Teams spielen im Ligamodus je einmal gegeneinander. Nach den insgesamt 15 Matches zwischen Januar und März 2025 ziehen die bestplatzierten vier Mannschaften in die Postseason ein. Im K.o.-System wird dann der Champion der TGL ermittelt.
Teams mit Prominenz im Hintergrund
Die sechs Mannschaften der TGL repräsentieren verschiedene Städte in den USA. Die Investorinnen und Investoren dahinter kommen vor allem aus der Sportwelt. Stars der unterschiedlichsten Disziplinen haben sich eingekauft. Darüber hinaus haben Unternehmer und Unternehmen, die bereits Teams in anderen Profiligen besitzen, ihr Portfolio erweitert.
Der Atlanta Drive GC gehört Arthur Blank, der bereits die Atlanta Falcons in der National Football League und den Atlanta United FC in der Major League Soccer sein Eigen nennt. In Boston Common Golf hat neben Rory McIlroy und dem Sänger Niall Horan auch die Fenway Sports Group investiert, die unter anderem den FC Liverpool in der Premier League besitzt. Am Jupiter Links GC ist nicht nur Tiger Woods, sondern auch David Blitzer beteiligt, dem Teams in allen fünf großen Sportligen Nordamerikas gehören. Hinter dem New York Golf Club steht Steve Cohen, Owner der New York Mets in der Major League Baseball. Um The Bay Golf Club zu übernehmen, hat sich Basketballstar Stephen Curry mit dem Avenue Sports Fund zusammengetan.
Zu guter Letzt hat der Los Angeles Golf Club große Namen aus verschiedenen Sportarten hinter sich versammelt. Darunter sind die Tennis-Schwestern Serena Williams und Venus Williams, Basketballspieler Giannis Antetokounmpo und seine drei Brüder sowie die ehemalige Fußballerin Alex Morgan. Auch die fünffache LPGA-Tour-Siegerin Michelle Wie West ist dabei.
Aufgebot mit Stars von gestern, heute und morgen
Bei der Zusammenstellung des Kaders haben die Verantwortlichen der TGL offensichtlich auf Heterogenität geachtet. Von aufstrebenden Talenten bis zu altgedienten Routiniers ist alles dabei. Stars von gestern, heute und morgen sozusagen. Beim Jupiter Links GC spielt der älteste Teilnehmer mit dem jüngsten zusammen: Der 48-jährige Tiger Woods ist mehr als doppelt so alt wie der 22-jährige Tom Kim. Das Quartett wird von Max Homa und Kevin Kisner komplettiert.
Der Atlanta Drive GC schickt mit Justin Thomas, Patrick Cantlay, Lucas Glover und Billy Horschel vier US-Amerikaner ins Rennen. Dagegen ist Boston Common Golf mit dem Nordiren McIlroy, dem US-Amerikaner Keegan Bradley, dem Australier Adam Scott und dem Japaner Hideki Matsuyama international aufgestellt. Das gilt gleichermaßen für The Bay Golf Club mit dem Schweden Ludvig Åberg, dem US-Amerikaner Wyndham Clark, dem Australier Min Woo Lee und dem Iren Shane Lowry.
Auch die beiden größten Metropolen der USA werden durch spannende Teams vertreten. Für den Los Angeles Golf Club gehen Collin Morikawa, Sahith Theegala, Justin Rose und Tommy Fleetwood an den Start. Der New York Golf Club hat Matt Fitzpatrick, Rickie Fowler, Xander Schauffele und Cameron Young in seinen Reihen.
Fotos: AFP