Golfclub Gut Immenbeck vor dem Aus: Die letzten Tage eines Juwels in Norddeutschland?

Das Clubhaus eines Golfclubs

Im Schatten des denkmalgeschützten Gut Immenbeck, einem Anwesen aus dem 19. Jahrhundert, liegt ein Golfplatz, der durch seine Einzigartigkeit und natürliche Einbettung in die Umgebung überzeugt. Der Golfclub Gut Immenbeck, nur einen Steinwurf von der Stadt Buxtehude entfernt, hebt sich durch seine facettenreiche Anlage von der Vielzahl norddeutscher Golfplätze ab. Was diesen 9-Loch-Platz besonders auszeichnet, ist nicht nur die historische Kulisse, sondern auch die interessante Gestaltung der Spielbahnen. Doch wie es aussieht, wird es diesen besonderen Golfclub nicht mehr lange geben.

Bereits die Anfahrt zum Golfclub vermittelt einen ersten Eindruck von Ruhe und Abgeschiedenheit. Der großzügige Park rund um das Herrenhaus und die Nebengebäude strahlt eine zeitlose Eleganz aus, die Besucher sofort in ihren Bann zieht. Diese Ruhe setzt sich auf dem Golfplatz fort, der in den 1980er-Jahren sorgsam in die bestehende Parklandschaft integriert wurde. Alte, weitläufige Baumbestände dienen nicht nur als malerische Kulisse, sondern prägen auch das Spielgeschehen und setzen strategische Akzente.

Eine Runde mit Höhepunkten: Die Bahnen im Detail

Schon der erste Abschlag hinterlässt Eindruck. Das Eröffnungsloch, ein Par 3, liegt direkt hinter dem Gutshaus. Von hier aus führt der Schlag über eine doppelte Senke, während hohe Bäume das Grün einrahmen. Dieses Loch könnte mühelos als Signature Hole fungieren – eine Aussage, die sich auf diesem Platz gleich mehrfach wiederholen lässt.

Eine Fahne auf einem Golfplatz

Weiter geht es mit einem offenen Par 5, das zwar wenig Tücken birgt, aber ausreichend Raum bietet, um sich in das Spiel einzufinden. Leicht verzogene Abschläge bleiben im offenen Gelände gut spielbar, was eine entspannte Herangehensweise erlaubt. Der wahre Test beginnt jedoch ab dem dritten Loch, einem Par 4, das die Spieler zurück in die bewaldete Fläche führt. Ein geschickt platzierter Teich in der Drive-Zone sorgt hier für erhöhte Spannung, während das von Bäumen eingefasste Grün Präzision verlangt. Der Golfclub selbst nennt diese Passage die „Immenbecker Ausgabe der Amen Corner“, und die Bezeichnung ist durchaus treffend.

Die Meisterstücke: Löcher vier und fünf

Die Löcher vier und fünf stellen die Höhepunkte des Platzes dar. Loch vier, ein 208 Meter kurzes Par 4 mit einem scharfen Dogleg nach rechts, erinnert mit einem Augenzwinkern an das berühmte „Golden Bell“ in Augusta. Der schmale Abschlag durch eine enge Baumschneise auf das tiefer liegende Fairway fordert nicht nur präzises Spiel, sondern auch strategisches Denken. Ein Risiko-Schlag über die Bäume endet fast unweigerlich im Wald, während der zweite Schlag, ein kurzer Pitch, aufs kleine Grün zielt. Was leicht klingt, ist in der Praxis eine anspruchsvolle Herausforderung.

Loch fünf, ein Par 3, überrascht dann mit einer enormen Steigung, die den Spieler zwingt, zwei Schläger mehr als erwartet zu wählen. Das nicht einsehbare, längliche Grün und die drohenden Gefahren links und rechts – ein Bunker und dichtes Buschwerk – machen dieses Loch zu einem echten Prüfstein.

Ein harmonischer Abschluss

Die letzten vier Bahnen können die Raffinesse der vorherigen Löcher kaum übertreffen, doch sie bieten weiterhin ein ansprechendes Spiel. Ein weiteres Par 5, das sich entlang des Waldes zieht, und das trickreiche Loch 8, ein Par 4 mit einem verführerischen Dogleg, verlangen kluge Entscheidungen.

Herbstliche Bäume auf einem Golfplatz

Der Abschluss erfolgt mit dem längsten Par 4, das zurück in Richtung des Gutshauses führt und schon aufgrund seiner Länge eine Herausforderung bietet. Dazu kommen ein Baum am Ende der Drivezone im Fairway und dann ein kleiner See als finales Hindernis neben dem Grün.

Sind die Tage gezählt?

Der Platz des Golfclub Gut Immenbeck begeistert durch seine vielseitige Gestaltung und das harmonische Zusammenspiel von Natur und Golfarchitektur. Trotz der vergleichsweise geringen Größe der Anlage bleiben die Löcher im Gedächtnis – ein seltenes und bemerkenswertes Merkmal für eine 9-Loch-Anlage. Der Platz vereint historische Atmosphäre mit sportlichem Anspruch und ist ein Muss für jeden Golfer, der Abwechslung und Einzigartigkeit sucht.

Die Tage für den Golfclub Gut Immenbeck scheinen allerdings gezählt zu sein. Nach aktuellem Stand hat der Grundbesitzer dem Golfclub gekündigt und will das Gelände anderweitig nutzen. Damit verlören die Mitglieder ihren Heimathafen – der nächstgelegene Golfclub Buxtehude wird sie vermutlich aufnehmen. Um den Platz allerdings wäre es mehr als schade.

Fotos: Olaf Genth

Noch mehr Golfplätze und weiteren Golf-Content von und mit Olaf findet ihr auf seinem Blog heidegolfer.de.

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