Golfer Gruß: Die Etikette beim grünen Sport
Wie begrüßen sich eigentlich Golfer? Der grüne Sport ist von reichlich Tradition ebenso geprägt wie von einer gewissen Etikette. Diese umfasst natürlich auch eine eigene Grußformel.
Fast jede Grußkarte, jede Geburtstagskarte und jede Weihnachtskarte enthält standardisierte Grußformeln. „Liebe/r …“ oder „Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag“ oder „Wir wünschen ein frohes Fest“ oder „Ganz liebe Grüße“ hat jeder von uns schon zigfach gelesen. Selbst vorgefertigte Exemplare, die man in einschlägigen Etsy-Shops bestellt nutzen diese allseits bekannten Phrasen. Menschen lieben solche Gepflogenheiten – Bräuche, an die man sich gewöhnt hat, die man verlässlich immer wieder findet. Jemandem mit allgemein bekannten Worten gute Wünsche mit auf den Weg zu geben – das gibt es in diversen Lebensbereichen. Und so natürlich auch auf dem Golfplatz.
Eigene Grußformeln im Wald, beim Angeln und im Bergwerk
Man kennt es auch von anderen Sportarten und Nischenbereichen: Eigene Gepflogenheiten, die oftmals auch einen eigenen Sprachgebrauch umfassen. Man begrüßt sich, wünscht einander Glück oder drückt die Gegenseitige Hoffnung aus, dass der Gegner oder aber der Gleichgesinnte von Verletzungen verschont bleiben möge. Die Angler sagen „Petri Heil“, und wünschen den anderen Fischjägern damit einen reichen Fang. Und wenn wir einmal vom kühlen Nass ins grüne Gehölz gehen, so hören wir einen ähnlichen Gruß: „Waidmannsheil“ – und nicht etwa „Waldmannsheil“ – sagt ein Jäger, wenn er auf einen anderen trifft. Er wünscht seinem Genossen damit viel Erfolg oder gratuliert aber zur erlegten Beute. Im letzteren Fall antwortet man darauf mit „Waidmannsdank“.
Nicht nur im Sport gibt es eigene Grußformeln. Das „Glück auf“, mit dem sich Bergleute begrüßten und den Kollegen eine unfallfreie Schicht wünschten ist längst kulturelles Gut geworden. Nicht umsonst hat sich dieser Gruß wiederum auch im Sport durchgesetzt. Denn bei den Anhängern des Kultclubs Schalke 04 sind diese Worte ebenso geflügelt. Doch als allgemeingültiger Fußballergruß geht „Glück auf“ ebenso wenig durch wie das legendäre „Gut Kick“, dass ein gewisser Comedian einmal in einer gewissen Fußball-Talkshow geprägt hat. Diese Formulierung hat zwar in manchen Kreisen Kult-Status, doch wohl kaum ein Spieler der höchsten Spielklassen benutzt sie.
Höflichkeit steht beim Golf im Vordergrund
Stattdessen wünschen sich zumindest Schiedsrichter und Kapitäne beim Münzwurf gegenseitig „ein gutes Spiel“. Und an dieser Stelle kommen wird wieder zurück zu unserem Spiel rund um den Golfball. Golfspieler wünschen nämlich ein „schönes Spiel“. Ob man dies demnjenigen, mit dem man auf die Runde geht, vor dem ersten Abschlag wünscht oder Fremden, die ihre Golfschläger im Trolley über den Platz ziehen – im Vordergrund steht die Höflichkeit. Eine der wichtigsten Grundideen im Golf ist nämlich die des „Gentlemen Sports“. Das bedeutet: Trash Talk hat vielleicht in manchen anderen Sportarten Platz, nicht aber auf dem Golfplatz. Natürlich ist der gewählte Partner auf der Runde auch irgendwo der Gegenspieler. Trotzdem freut man sich mit ihm, wenn er einen schwierigen Ball mit einem anspruchsvollen Schlag ins Loch bugsiert. Eine Gratulation oder ein Applaus schadet in so einem Fall niemandem. Die „psychologische Kriegsführung“ findet beim Golf, wenn überhaupt, ja eher non-verbal statt.
Wie wichtig solche Gepflogenheiten und das höfliche Benehmen im Golfsport ist, zeigt sich schon an der Tatsache, dass Golf-Etikette elementarer Bestandteil des Stoffes ist, den Anfänger für die Platzreife lernen müssen. Dass man weiß, wie man sich als Golfspieler zu benehmen hat, ist also grob gesagt genauso wichtig, wie die Zählweise des Handicaps oder der Unterschied zwischen Driver und 7er Eisen. An dieser Stelle lohnt sich ein kleiner Exkurs in dieses Thema. Denn der Bereich „Golf-Etikette“ deckt eine ganze Menge Faktoren ab. Am allerwichtigsten: Ehrlichkeit. Abgesehen von Turnieren im Profibereich notieren Golfer ihren Score in der Regel selbst. Damit ein Handicap überhaupt aussagekräftig ist und das ganze System Sinn macht, ist es daher essenziell, dass niemand betrügt und sich weniger Schläge einträgt als er oder sie gebraucht hat.
Leben und leben lassen – auch auf dem Golfplatz
Letzten Endes schadet man sich auch nur selbst, wenn man am Ende ein Handicap auf dem Papier stehen hat, das nicht zum eigenen Können passt. Denn dann wird man in Wettkämpfen für immer falsch einsortiert bleiben. Ein früherer Golf-Profi erzählte dem Verfasser dieser Zeilen einst, dass er seine Söhne stets gewarnt habe: „Wenn ihr einmal betrügt, dann setzt ihr nie wieder einen Fuß auf einen Golfplatz“. Gleich nach der Ehrlichkeit kommt die Rücksichtnahme auf andere Golfer. So sieht die Golf-Etikette vor, dass man andere Spieler nicht bei der Vorbereitung auf einen Schlag stören soll. Auch sollte man seine Konzentration nicht stören, indem man in seinem Blickfeld steht. Falls man vor sich einen etwas langsameren Flight hat, so sollte man diesem ausreichend Zeit geben und mit den eigenen Schlägen warten, bis die anderen Golfer außer Reichweite sind. Eigentlich selbstverständlich, sollte man meinen.
Auf der anderen Seite wird an langsamere Spieler appelliert, die Geduld der nachfolgenden Flights auch nicht über die Maßen zu strapazieren. Gegebenenfalls sollte man schnellere Spieler vorlassen. „Leben und leben lassen“ lautet also das Motto auf Golfplätzen. Und das drückt sich am besten mit dem allseits bekannten Golfer-Gruß aus: „Ein schönes Spiel!“.
Titelbild: Seventyfour / Adobe Stock