Golfhistorie: Die Geschichte des „Golf- und Landklub Münster“

Ein altes Bild vom Golfklub Handorf Münster

Das Münsterland ist heutzutage eine gute Region für Golfliebhaber, wie unser Autor Frank Biller in seiner Rubrik „Münsterland Swing“ immer wieder herausstellt. Doch wie kam es eigentlich dazu? Ein Blick in die Historie offenbart entscheidende Impulse von der Nordsee sowie eine Zäsur während des 2. Weltkriegs.

Historiker datieren den Beginn des Golfspiels in Deutschland im Allgemeinen in die späten 80er und frühen 90er Jahre des 19. Jahrhunderts. Fernab städtischer Großzentren hat man die Verbreitung des Golfsports vor allem durch deutsche Kurorte vorangetrieben. So konnte man unter anderem in Bad Homburg zu dieser Zeit englischen Kurgäste im Park beim Spiel mit Schläger und Ball zusehen. Rasch verbreitete sich dieser neue britische Sport auch in Deutschland und erste Clubs gründeten sich: unter anderem in Wiesbaden (1893), Berlin-Wannsee (1895) und Bad Homburg (1899). Als man im Jahr 1907 den Deutsche Golfverband in Hamburg aus der Taufe hob, gab es bereits in ganz Deutschland organisierte Golfclubs.

Eine Grasfläche mit einem Wald im Hintergrund

In das Münsterland gelangte der Golfsport erst in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, obwohl er in den nahen Niederlanden bereits verbreitet war. Hier gründeten 1931 Golfinteressierte in Münster den „Golf- und Landklub Münster“ auf einem Gelände östlich der Stadtmitte. Entscheidende Impulse hierzu kamen von der Insel Norderney, deren Bewohner seit 1923 Golf spielten. Und so beauftragten die Münsteraner den dortigen Golflehrer Dürk, Pläne für einen Golfkurs im Stadtteil Handorf zu erstellen.

Münsteraner Golfer profitieren vom Know-how aus Norderney

Im August 1936 eröffnete der Golf- und Landklub die Golfanlage offiziell mit sechs Bahnen. Die „Deutsche Golfzeitung“ schrieb hierzu: „Es ist jetzt sechs Jahre her, als ein paar Männer, ganz auf sich alleine angewiesen und ohne städtische Hilfe, mit drei Spielbahnen den ‚Golf- und Landklub Münster‘ eröffneten, obgleich man ihm kein langes Leben voraussagte.“ Der Par 71 Kurs kam damals für Damen auf eine Länge von 4636m und für Herren auf 5085m.

Der Club war von Anfang an für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich. Nichtmitglieder zahlten in der Regel pro Tag: 2,50 Reichsmark (RM), pro Woche: 10 RM und pro Monat: 25 RM. Für die Begleitung eines Caddies entfielen 0,20 RM pro Stunde. Für Mitglieder des Deutschen Golfverbandes gab es Ermäßigungen. Der Eintritt für die Anlage ohne Spielabsicht war kostenlos.

Erster Clubmeister Willy Hecker wurde später Jugend-Nationalspieler

1937 errichtete man ein Clubhaus auf dem Platzareal, das das Schankrecht für alkoholische und nichtalkoholische Getränke erhielt. Zunächst nutzte man zum Übergang das nahe gelegene Cafe Ringmann. In der neuen „Klubkantine“, wie das Clubhaus in einem offiziellen Schreiben der Stadt Münster genannt wurde, hatte man, neben den sanitären Anlagen für Damen und Herren, einen „Klubraum“, eine Küche sowie die Technik untergebracht.

Die Ergebnisse der ersten Wettspiele konnten sich sehen lassen. So stellte ein Golfer den ersten Platzrekord über 18 Löcher mit 87 Schlägen auf. Der weiteste Abschlag flog bei den Herren auf 195 m. Bei den Damen hingegen landete er auf guten 137 m. Erster Clubmeister der Herren wurde im Herbst 1936 Willy Hecker, mit einer 81‘er und 93’er Runde. Danach folgte H. Hoffmeister mit 95 und 87 Schlägen je Runde. Hecker schaffte es in den kommenden Jahren sogar in die Golf-Jugendnationalmannschaft. Mitglieder des „Golf- und Landklubs Münster“ tauchen in den 30er Jahren auch in Siegerlisten anderer Clubs auf. So zum Beispiel auf Norderney, in Köln, Bad Eilsen oder Enschede.

Kriegsvorbereitungen stoppen den Golfplatz-Ausbau

Für den Club stand der Ausbau zu einer 9-Loch-Anlage immer im Vordergrund. Demenstprechend hatte man im Dezember 1938 eine siebte Bahn fertiggestellt. Zwei weitere standen noch aus. Doch dazu kam es nicht mehr. Der drohende Zweite Weltkrieg warf seine Schatten voraus: Das Militär übernahm den südlich der Golfanlage bestehenden zivilen Flugplatz 1938 und erweiterte ihn sukzessive. Auch das Areal des Golfplatzes war davon betroffen.

Ein altes Gästebuch

Während des Zweiten Weltkrieges wurden große Teile der Spielbahnen zerstört. So errichtete man Schotterwege und Tarnboxen für Flugzeuge und Munition. Das Clubhaus und weitere technische Einrichtungen wurden niedergerissen. Diese Eingriffe in die Platzstruktur führten schließlich dazu, dass der Spielbetrieb an Ort und Stelle nach Ende des Krieges nicht wieder aufgenommen werden konnte. Daher gründeten ehemalige Mitglieder den Club im Jahr 1950 unter dem Namen „Golfclub Münsterland“ im 40 km nordwestlich gelegenen Burgsteinfurt neu. Der Tradition verpflichtet, wird heute dort noch ein Siegerpokal des alten Clubs ausgespielt und das historische Gästebuch in Ehren gehalten.

Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/

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