Historisches Comeback: Grant gewinnt Volvo Car Scandinavian Mixed
Den Rekord für das größte Final-Comeback in der Geschichte der DP World Tour hält seit dem vergangenen Wochenende eine Frau. In ihrer Heimatstadt Helsingborg zauberte Linn Grant unter schwierigen Bedingungen eine makellose Schlussrunde auf den Platz. Gleichzeitig profitierte die Schwedin vom Kollaps ihres Landsmanns Sebastian Söderberg, der das gemischtgeschlechtliche Turnier zuvor dominiert hatte.
Auf dem Par-72-Kurs im Vasatorps Golfklubb hatte Söderberg am Donnerstag mit einer 63 begonnen – die beste Runde des gesamten Wettbewerbs. Am Freitag und Samstag ließ er jeweils eine 66 folgen. Damit betrug sein Zwischenergebnis nach drei Runden 21 unter Par. Sein ärgster Verfolger, der zweitplatzierte Calum Hill, hatte bereits acht Schläge Rückstand.
Die spätere Siegerin war sogar noch weiter entfernt. Nach einer 67 am Donnerstag und einer 68 am Freitag hatte Grant in den Top Ten rangiert, doch mit einer 71 am Samstag war sie auf den elften Platz zurückgefallen. Vor dem Finale betrug ihr Rückstand auf den Spitzenreiter elf Schläge. Ein Comeback schien zu diesem Zeitpunkt nahezu ausgeschlossen, aber am verregneten Sonntag lief alles anders als erwartet.
Grant auf der Überholspur, Söderberg im Rückwärtsgang
Zunächst kam Söderberg mit zweimal Par und einem Birdie gut in seine Schlussrunde, doch nach zwei aufeinanderfolgenden Bogeys auf der vierten und fünften Bahn hatte sich sein Vorsprung bereits halbiert. Es war aber nicht Hill, der in seinem Rückspiegel auftauchte, sondern Grant, die mit sechs Birdies auf ihren ersten zehn Löchern gestartet war.
Söderberg fand einfach nicht zu seinem Spiel der Vortage. Ein Birdie auf der siebten Bahn gab kurz Anlass zur Hoffnung, die jedoch von einem Bogey auf der achten sofort wieder gedämpft wurde. Trotzdem schien der Sieg nicht in Gefahr, denn sein Vorsprung von vier Schlägen blieb nun längere Zeit stabil.
Erst an ihrem letzten Loch konnte Grant mit einem versenkten Chip auf drei Schläge verkürzen. Mit einer abschließenden 65 brachte sie ein Gesamtergebnis von −17 ins Clubhaus. Es folgte eine längere Wartezeit, denn Söderberg hatte noch sieben Löcher zu spielen. Noch immer war kaum vorstellbar, dass dieser den sicher geglaubten Sieg aus der Hand geben könnte.
Zwei Bogeys auf der 13 und 15 ließen jedoch seinen einst riesigen Vorsprung auf einen Schlag zusammenschmelzen. Dabei blieb es bis zur letzten Bahn, auf der Söderberg das Par zum Titel gereicht hätte. Nach einem gelungenen Abschlag landete sein Annäherungsschlag in einem Grünbunker. Daraus resultierte ein längerer Par-Putt, der sein Ziel verfehlte. Doch auch zu einem Playoff kam es nicht, denn tatsächlich versagten ihm beim zweiten Versuch die Nerven.
Das Warten geht weiter
Damit endete für Söderberg eine Schlussrunde zum Vergessen auf ihrem negativen Höhepunkt. Letztlich stand eine 77 mit zwei Birdies, fünf Bogeys und dem Double Bogey zu Buche. Zum Vergleich: In den drei Runden zuvor war ihm einziger Schlagverlust unterlaufen.
Söderberg stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Bereits zum dritten Mal in dieser Saison musste er sich mit dem zweiten Rang begnügen. Außerdem wurde er noch zweimal Dritter. Es scheint, als wolle ihm der erste Sieg auf der DP World Tour seit dem Omega European Masters 2019 einfach nicht gelingen.
Doppelt historisch
Auch Grant war sichtlich überrascht, als sie von ihrem Sieg erfuhr. Ihre persönliche Erfolgsgeschichte beim Scandinavian Mixed setzte sich damit fort. Bei der Ausgabe im Jahr 2022 hatte sie als erste Frau einen Titel auf der DP World Tour gewonnen. Nun triumphierte sie also ausgerechnet in ihrer Heimatstadt Helsingborg zum zweiten Mal.
Der Sieg war auch noch aus einem anderen Grund historisch: Grant stellte einen neuen Rekord für das größte Comeback in einem Finale auf. Einen Rückstand von elf Schlägen hatte auf der DP World Tour zuvor noch niemand gedreht. Damit überbot sie die Bestmarke von zehn Schlägen, die sich Jamie Spence (Canon European Masters 1992) und Paul Lawrie (The Open 1999) geteilt hatten.
Besondere Schlussrunde für Cowan
Für die 13 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der DACH-Region war es ein durchwachsenes Turnier. Letztlich rangierten alle außerhalb der Top 30. Besonders bitter war das für Maximilian Kieffer, der mit einer 76 am Sonntag um 27 Plätze auf den geteilten 46. Rang zurückfiel.
Beste Vertreterin war die Schweizerin Elena Moosmann auf dem geteilten 33. Platz. Die männlichen Kollegen wurden von dem Deutschen Yannik Paul auf dem geteilten 39. Rang angeführt.
Mit Olivia Cowan, Hurly Long und Marcel Siem hatten drei weitere Deutsche den Cut überstanden. Das Trio belegte in der Endabrechnung den geteilten 51. Rang. Cowan erlebte eine ganz besondere Schlussrunde, denn sie bildete mit ihrem Partner Todd Clements einen Flight. Die Deutschen Nick Bachem, Laura Fünfstück, Patricia Isabel Schmidt und Marcel Schneider hatten es dagegen nicht ins Wochenende geschafft. Ebenso war es Lukas Nemecz und Christine Wolf aus Österreich sowie Chiara Tamburlini aus der Schweiz ergangen.
Fotos: AFP