James Bond vs. Goldfinger: Das legendäre Film-Golfmatch wird 60
„Wodka Martini, geschüttelt nicht gerührt“ ist wohl der bekannteste Satz von James Bond aus der gleichnamigen Filmreihe. Weniger bekannt aber ebenso prägend sind die Worte des britischen Agenten nach seiner Golfrunde mit Auric Goldfinger: „Ich befürchte, Sie verlieren das Loch und das Match.“ Der Film „Goldfinger“ kam am 14.01.1965 in die deutschen Kinos. Er gilt als einer der besten Bond-Filme und erhielt zwei Oscars. Anlässlich dieses Jubiläums wollen wir uns erinnern, welche Tricks beide Spieler anwandten, um zu siegen.
Ein goldverrückter Gegenspieler
Im dritten Teil der Bond-Filmreihe bekommt es James Bond, verkörpert durch den Schotten Sean Connery, mit einem größenwahnsinnigen Gegenspieler zu tun. Auric Goldfinger, gespielt von Gert Fröbe, ist ein reicher Krimineller. Er plant, die amerikanischen Goldreserven in Fort Knox radioaktiv zu verseuchen. Durch das zu erwartende finanzielle Chaos des Westens will er mit seinen eigenen Goldbeständen Millionen verdienen. Bond, der auf der Spur Goldfingers ist, soll dies verhindern.
Geschichtsträchtige Kulisse
Das erste persönliche Aufeinandertreffen findet auf dem Golfplatz Goldfingers statt. Gedreht wurde die Szene im Golfclub Stoke Park, in Buckinghamshire, gute 30 Minuten von London entfernt. Dieser älteste Country Club der Insel wurde 1908 auf einem privaten Anwesen gegründet. Als Golfplatzdesigner wurde der bekannte Amateurgolfer Harry Colt gewonnen. Colt, der u.a. die Plätze in Muirfield und Royal Port Rush designed hatte, schuf eine Anlage mit 27 Löchern.
Nach einem Besitzerwechsel im Jahr 2021 befinden sich Club und das zugehörige Herrenhaus in einer Restaurierungsphase. Im gleichnamigen Roman von Bond-Erfinder Ian Fleming hieß der Club ursprünglich „Royal St. Marks“. Dies war eine Anspielung auf den bekannten Club „Royal St. Georges“, an der Westküste Englands, dem Heimatclub des Schriftstellers. Da große Teile des Films in den Pinewood Studios in London gedreht wurden, beschloss die Produktionsgesellschaft jedoch, für das Golfmatch einen Platz in der Nähe zu nutzen.
Matchplay um einen Schilling pro Loch?
Im Film treffen Bond und Goldfinger im Pro Shop des Clubs zusammen und werden vom Clubsekretär gemeinsam auf die Runde geschickt. Beide beschließen, im Matchplayformat zu spielen. Als „Anreiz“ einigt man sich auf einen Schilling pro gewonnenem Loch. Dieser bescheidene Einsatz erhöht sich jedoch dramatisch im Laufe des Spiels. Goldfinger wird von Oddjob, seinem koreanischen Leibwächter, begleitet, der ihm als Caddie dient.
Nachdem Goldfinger Bond auf der Runde nach dem wahren Grund des Treffens fragt, wirft dieser einen Goldbarren aufs Grün. Goldfinger verfehlt daraufhin einen 20cm Putt. Sein Interesse ist geweckt. Der Goldbarren stammt aus der NS-Zeit und ist einer von 600, die als verschollen gelten.
„Wenn das der Ball ist, dann bin ich Arnold Palmer“
Am vorletzten Loch wird der Spieleinsatz um den Goldbarren erhöht. Sein Wert beträgt stolze 5.000 Pfund. Genug Anlass also für beide Spieler, das Match zu gewinnen, egal wie. Es steht All Square, als Bond am Abschlag steht. Der flüssige, kraftvolle Schwung lässt vermuten, dass Connery das Golfspiel bereits seit Kindheitstagen beherrscht. In Wirklichkeit kommt er erstmals bei diesem Film mit Golf in Berührung, was ihn dann bis zu seinem Tod 2020 nicht mehr loslassen sollte.
Das Spezialtraining im Golfclub Stoke Park im Vorfeld der Dreharbeiten macht sich bezahlt. Bonds Abschlag landet Mitte Fairway. Goldfingers Ball fliegt stattdessen ins Rough. Nachdem dieser nach fünf Minuten Suche nicht gefunden wird, lässt Oddjob einen neuen „Slazenger 1“-Ball, Goldfingers Marke und Ballnummer, durch sein Hosenbein ins Gras fallen. Obwohl Bond den Regelverstoß bemerkt, lässt er Goldfinger weiterspielen. Sein Caddie kommentiert den Fund: „Wenn das der originale Ball ist, dann bin ich Arnold Palmer.“
Regelwidriger Balltausch
Das 17. Loch wird geteilt. Bond holt beide Bälle aus dem Loch. Dabei vertauscht er den „Slazenger 1“ mit einem „Slazenger 7“, den er bei der Suche im Rough auf der letzten Bahn gefunden hat. Diesen spielt Goldfinger nun auf dem abschließenden Loch. Auf dem Grün kommt es zum Showdown. Vor dem malerischen Clubhaus versenkt Goldfinger den Ball mit dem fünften Schlag.
Bond muss seinen Ball ebenfalls zur Fünf putten, um das Spiel zu teilen. Doch sein 1m Putt läuft rechts am Loch vorbei. Goldfinger freut sich über seinen Sieg, allerdings zu früh. Bond holt dessen Ball aus dem Loch und „versichert“ sich nochmal bei Goldfinger, welchen Ball er gespielt hat: Slazenger 1. Doch der Ball in seiner Hand ist der Slazenger 7, den Bond getauscht hat. Goldfinger starrt fassungslos auf den Ball, während Bond feststellt, dass Goldfinger wohl im Laufe der 18. Bahn einen falschen Ball gespielt hat: „Ich befürchte Sie verlieren das Loch und verlieren das Match.“
Verstöße gegen Regeln und Etikette
Beide Protagonisten verstoßen gegen eine Reihe von Golfregeln. So hätte der offensichtliche Betrug beider Spieler zur direkten Disqualifikation führen müssen. Beide handeln derart gegen den „Spirit of the Game“, dass sie nicht hätten weiterspielen dürfen. Zudem hätte Goldfinger das 17. Loch für das Spielen des Balles vom falschen Ort verlieren müssen, da der Ball nicht an der ursprünglichen Stelle lag.
Auch der Abschlag am letzten Loch war regelwidrig, da „Ready-Golf“ noch nicht erfunden war. Die „Ehre“ lag weiterhin bei Bond, der das 16. Loch gewann und das 17. teilte. Der Regelverstoß auf der 18 ist allerdings nicht so eindeutig. Bond hätte eigentlich nachweisen müssen, dass Goldfinger auf der Bahn einen falschen Ball gespielt hatte. Das Tauschen eines Balles zwischen den Löchern wäre nicht regelwidrig. Allerdings knickte Goldfinger nach der Konfrontation sofort ein und verwirkte so seine Möglichkeit des Einspruchs. So oder so waren beide sehr einfallsreich, um das Match zu gewinnen. Gentlemangolfer hätten Sie sich aber nicht nennen dürfen.
Fotos: AFP
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