Knapp doch souverän: Team USA holt sich den Solheim Cup
Erstmals seit 2017 hat das Team USA wieder beim Solheim Cup gewinnen können. Die enthusiastisch aufspielenden Europäerinnen unterlagen nur knapp. Esther Henseleit schlug sich sehr gut. Doch im Team Europa gab es auch Unstimmigkeiten.
Es war so einiges los in Virginia. Am ersten Tag musste sich der Veranstalter barsche Kritik an der Organisation gefallen lassen, als am frühen Morgen nicht genügend Pendelbusse vorhanden waren, um die Zuschauer vom Parkbereich auf den Platz zu bringen. So blieben viele Ränge leer, als Esther Henseleit mit dem ersten Abschlag das Turnier eröffnete, um gemeinsam mit Charley Hull zu den Foursomes auf die Runde zu gehen.
Team USA nach Tag 1 außer Rand und Band
Die Amerikanerinnern machten bereits an Tag eins schnell klar, dass sie den Cup unbedingt in die USA zurückholen möchten. So beendeten die US-Paarungen Korda/Corpuz, Zhang/Coughlin und Vu/Schmelzel ihre Matches mit 3&2 vorzeitig und lediglich die europäische Paarung Pedersen/Stark konnte gegen Ewing/Kupcho mit 2 up einen Punkt für Europa holen. Nach der ersten Runde der Matches stand es somit bereits 3:1 für die USA
In den Fourballs am Nachmittag sollte es den Europäerinnen nicht besser gehen. Nur die Paarung Nordquist/Sagström konnte mit einem 6&5 einen Punkt gegen die Paarung Lee/Thompson holen. Die anderen Punkte gingen ebenso klar und vorzeitig an das Team USA, so dass der Endstand nach dem ersten Tag 6:2 für das Team USA lautete.
Tag 2 verlief ausgeglichener
Die Matches am zweiten Tag sollten eigentlich eine Wende bringen. Match eins mit Pedersen/Ciganda ließ von Beginn an gegen Korda/Corpuz aufhorchen und ging bereits ab Bahn zwei schnell mit 1 up in Führung. An Bahn zwei legten sie gleich nach und bauten den Vorsprung auf 2 up aus. Auf den Back Nine mussten sie Punkte abgeben. Nach Bahn 14 lagen die US Damen 1 up und gaben diesen Vorsprung nicht mehr ab.
Im Zweiten Match sah es zunächst nach einem überlegenen Match des Team Europa aus als Henseleit/Hull gegen Ewing/Kupcho nach Bahn sieben bereits 3 up lagen. Der Vorsprung verringerte sich jedoch auf den Back Nine Loch um Loch und beide Teams gingen A/S auf die 18. Hier war es der entscheidende Pitch aus ca. 75 Meter, den die Deutsche Esther Henseleit auf 30 cm an die Fahne spielte. Der Punkt ging an Europa.
Die weiteren Matches gingen mit 4&3 jeweils einmal an Europa und ein Mal an USA, so dass es vor Beginn von Runde vier 8:4 für die USA stand
Ähnlich verlief es in den Fourballs am Samstagnachmittag. Jeweils klare zwei Punkte für die USA standen gegen zwei knappe Punkte von Team Europa und die USA konnten mit einem Stand von 10:6 entspannt in die Single Matches am Sonntag gehen.
Kein „Wunder von Gainesville“
Die Single Matches am Finaltag sorgten für Spannung. Team Europa hoffte auf ein „Wunder von Gainesville“ und bezog sich dabei auf das „Wunder von Medina“, bei dem die Herren im Ryder Cup 2012 ebenfalls mit 10:6 Punkten Rückstand in den Sonntag gingen und der Deutsche Martin Kaymer den entscheidenden Punkt für den Sieg holte.
Insbesondere die Spanierin Carlota Ciganda war heiß darauf, diesen Traum umzusetzen und erinnerte sich hierbei an ihren Landsmann Severiano Ballesteros, dem der damalige europäische Teamcaptain José María Olazábal den Sieg widmete. Nachdem die ersten vier Single Matches mit jeweils zwei Punkten an Europa und zwei Punkten an die USA gingen, verlor ausgerechnet Carlota Ciganda gegen Rose Zhang mit 6&4, was dafür sorgte, dass es nun auf jedes nach folgende Match ankam.
Unmittelbar nach ihr folgte das Match Henseleit gegen Lee, in dem die Deutsche bis nach Bahn 15 einen Vorsprung von 1 up halten konnte. Bahn 16 ging leider verloren und beide Spielerinnen gingen A/S auf die letzte Bahn. Henseleit hätte den Schlag vom Vortag wiederholen müssen, um das Spiel für sich zu entscheiden. Leider kam sie in der Finalrunde nur bis auf ca. 6 Meter an die Fahne und konnte den Birdie Put nicht verwandeln. Das Match wurde geteilt.
Anschließend konnte die Französin Celine Boutier das Match gegen Lexi Thompson für sich entscheiden und Europa kam wieder einen Punkt heran.
Auch das nachfolgende Match Lauren Coughlin gegen Maja Stark hatte es in sich. Stark war von Beginn an dominant und konnte einen Vorsprung von 3 up bis Bahn 10 halten. Danach bekam die Amerikanerin Oberwasser und holte sich ein Loch nach dem anderen bis es nach Bahn 14 A/S stand. Maja Stark machte das Adrenalin zu schaffen als sie ihre Annäherung ins Grün deutlich zu lang spielte, den Rückput aus 8 Metern nicht verwandeln konnte und diesen nochmals 3-4 Meter an der Fahne vorbei schob.
Captain’s Pick Valenzuela kann den entscheidenden Punkt nicht machen
Die junge Schweizerin Albane Valenzuela war einer der Captains Picks im Team Europa. Sie bekam es im Single ausgerechnet mit der Weltranglistenzeiten Lilia Vu zu tun. Bis nach Bahn 11 lag sie im Rückstand, konnte jedoch auf den nächsten drei Bahnen einen komfortablen 2 up Vorsprung aufbauen. Mit einem Punkt Vorsprung ging sie auf die letzte Bahn. Hier musste sie sich allerdings der routinierten Amerikanerin geschlagen geben, als diese ihre Annäherung bis auf 50 cm zum Birdie an die Fahne spielte. Valenzuela konnte hingegen ihren 6 Meter Put nicht verwandeln, so dass das Match am Ende geteilt wurde.
Lilia Vu setzte dem Cup mit ihrem kurzen Put ein Ende und sorgte für den entscheidenden halben Punkt, der dem Team USA zu einem Stand von 14 1/2 reichte. Von den anschließenden drei Matches gingen zwei an Europa und eins an die USA, so dass der Endstand 15 ½ zu 12 ½ lautet. Team Europa kämpfte in den Single Matches beherzt, aber die USA brechen damit die europäische Siegesserie beim Solheim Cup.
Kritik an Kapitänin Suzann Pettersen
Die Kapitänin von Team Europa musste sich im Anschluß einiges an Kritik anhören. Insbesondere der fehlende Einsatz der Irin Leona Maguire am Freitagnachmittag und dem kompletten Samstag sorgen für Zündstoff. Ihr Einzelmatch am Sonntag bestritt Maguire dann mit „besonderer Motivation2 und setzte sich überzeugend mit einem dominanten Sieg gegen Ally Ewing (4&3) durch.
Die Irin zeigte sich im Anschluss deutlich frustriert über die wenigen Einsätze: „Ich habe das Gefühl, dass ich die ganze Woche im Training wirklich gutes Golf gespielt habe und es war eine bittere Pille, so viele Runden aussetzen zu müssen. Pettersen hat hierfür nicht viele Gründe genannt, um ehrlich zu sein.“ Auf X ließ sie einen Seitenhieb gegen Pettersen folgen, indem sie postete: „Form ist temporär, Klasse ist dauerhaft.“ Ihrer Kritik folgten auch viele weitere Fans, indem sie posteten, dass man für den kommenden Solheim Cup hoffentlich eine andere Kapitänin auswählen werde.
Fotos: AFP