LPGA „Drive On“-Geschichte: Madelene Sagström spricht über sexuellen Missbrauch
Seit 2019 veröffentlich die LPGA Tour inspirierende sowie ermutigende Geschichten ihrer Spielerinnen in der Reihe „Drive On“. Nun teilt Madelene Sagström ihr traumatisches Kindheitserlebnis und bewegt damit die Golfwelt.
Heute weint sie nicht mehr darüber, denn sie lernt, mit dem Geschehenen umzugehen. Im Alter von sieben Jahren wurde die schwedische LPGA-Spielerin Madelene Sagström sexuell missbraucht und machte es 16 Jahre lang zu ihrem stillen Geheimnis. Doch immer wieder holten sie die Emotionen auf dem Golfplatz ein und schienen sich kaum zu kontrollieren lassen.
Ihr Mentor, der schwedische Ryder-Cup-Spieler Robert Karlsson, war der erste, dem Sagström sich mit ihrem Trauma anvertraute. Auf der Symetra Tour 2016 wurde beiden klar, dass sie an ihren Gefühlsausbrüchen während der Turniere arbeiten müsse und Sagström entschied sich, Karlsson ihre Geschichte zu erzählen.
Das Erzählen der Geschichte brachte Freiheit
Die Proette wuchs in Schweden auf und beschreibt ihre Kindheit als unbeschwert – bis zu dem einschneidenden Tag. Der Täter war ein Freund der Familie, der etwas außerhalb von Stockholm in der Natur wohnte und das volle Vertrauen des siebenjährigen Mädchens hatte. Nach dem Vorfall ging sie nach Hause und tat 16 Jahre lang so, als wäre nie etwas passiert.
Doch in ihrem Inneren hatte sich seitdem vieles verändert. Als sie sich dank Karlssons aufmunternden und unterstützenden Worten mit dem Missbrauch auseinandersetzte und anfing, es ihrer Familie und ihren Freunden zu erzählen, begriff sie erst, wie sehr sie all die Jahre gelitten hatte. „Ich hatte keine Ahnung, wie sich der sexuelle Missbrauch durch einen Mann, dem ich vertraute, auf mich auswirkte.“, schreibt Sagström in ihrer „Drive On“-Geschichte.
Oft gab sie sich selbst die Schuld und drückte ihren Schmerz in häufiger Selbstverletzung aus. Nach Gesprächen mit vertrauten Personen und Psychologen fand die Golferin das Gefühl von Freiheit wieder, das sie so lange nicht mehr empfunden hatte. Ihr sei klargeworden, dass sie sich mit dem Geschehenen auseinandersetzen und es verarbeiten musste, um persönlich und beruflich zu wachsen.
Sögstram erfindet sich auf dem Golfplatz neu
Die Spielerin, die ständig nach Perfektion suchte und chronisch mit sich selbst unzufrieden war, habe nun begonnen, ihre Fehler sowohl privat als auch auf dem Golfplatz als menschlich und akzeptabel zu betrachten. „Als ich nach einem schlechten Tag vom Golfplatz ging, fiel nicht mehr meine ganze Welt auseinander“, schreibt Sagström.
Nach dem Missbrauch definierte sich Sagström lange über ihre Ergebnisse bei den Turnieren und hatte keine Gnade mit sich selbst als Person. Zunächst schien der Golfsport eine Zuflucht und ein Retter in ihrer Not zu sein, doch mit der Zeit habe sie begonnen, gutes Golf mit einer guten Person – die sie in ihren Augen nicht war – gleichzusetzen und fühlte sich nur im Erfolgsfall besser.
LPGA unterstützt die Verbreitung der Geschichte
Vor etwa einem Jahr begann die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der LPGA Tour, denen Sagström in einem Zoom-Meeting von ihrem traumatischen Erlebnis aus der Kindheit erzählte. Sowohl der Spielerin als auch der LPGA liegt die Verbreitung ihrer Geschichte am Herzen. Gemeinsam möchte man mit den Führungskräften des LPGA/USGA Girls Golf kommen und somit zahlreiche Mädchen erreichen. Laut Roberta Bowman, Chief Brand und Communications Officer der LPGA Tour, und Statistiken wird eins von neun Mädchen unter 18 Jahren sexuell von einem Erwachsenen missbraucht.
Sagström entschied sich, mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen, um anderen Opfern zu helfen. Selbst wenn sie sich nicht dafür entscheiden, ihr Leid zu teilen und sich Freunden oder Familie anzuvertrauen, weiß die Golferin, dass sie sich zumindest weniger allein in ihrer Situation fühlen.
Foto: AFP