McIlroy verspielt ersehnten Major-Sieg: DeChambeau gewinnt U.S. Open
Im dramatischen Finale der U.S. Open fing Rory McIlroy den führenden Bryson DeChambeau ab und schien auf bestem Wege zu seinem ersten Major-Titel seit fast zehn Jahren. Doch auf der Zielgeraden strauchelte der neue Spitzenreiter, sodass er vom alten wieder überholt werden konnte.
Pinehurst No. 2 stellte die Teilnehmer wie erwartet vor große Herausforderungen. Die Herkulesaufgabe wirkte allerdings häufig wie eine Sisyphusarbeit. Ständig rollten die Bälle von den welligen Grüns und mussten mühsam wieder nach oben befördert werden. Der fast unfaire Schwierigkeitsgrad passte zum sorgsam gepflegten Image der U.S. Open.
Auf dem Par-70-Kurs begann McIlroy am Donnerstag mit einer herausragenden 65. Dadurch teilte er sich die Führung mit Patrick Cantlay. Es sollten die beiden besten Runden des gesamten Wettbewerbs bleiben. Weil das Spitzenduo jedoch am Freitag über Par spielte, konnte Ludvig Åberg vorbeiziehen. Dem Turnierdebütanten erging es dann ähnlich wie den Routiniers: Am Folgetag musste er Federn lassen und fiel zurück.
Es schlug nun die Stunde von DeChambeau, der am Moving Day erstmals die Führung eroberte. Nach einer 67 am Donnerstag und einer 69 am Freitag lieferte er am Samstag eine weitere 67 ab. Zu diesem Zeitpunkt war er der einzige Teilnehmer, der alle drei Runden unter Par gespielt hatte. Das spiegelte sich in seinem Vorsprung wider. Mit einem Zwischenergebnis von sieben unter Par lag er drei Schläge vor einem Verfolgertrio. Den letzten Flight im Finale komplettierte Matthieu Pavon. Die vorletzte Gruppe bildeten die Ryder-Cup-Rivalen Cantlay und McIlroy.
McIlroy holt auf
Am Sonntag erwischte McIlroy den besten Start der vier Titelanwärter. Mit einem Birdie am ersten Loch übte er früh Druck auf den Spitzenreiter aus. Als zuerst Cantlay und dann DeChambeau und Pavon auf der schweren vierten Bahn jeweils ein Bogey kassierten, lief eigentlich alles zu seinen Gunsten. Doch direkt im Anschluss musste auch McIlroy seinen ersten Schlagverlust notieren – ausgerechnet auf einem der beiden Par-5-Löcher.
Pavon unterliefen auf den Front Nine insgesamt drei Bogeys. Damit verabschiedete er sich als Erster aus dem Titelrennen. McIlroy hatte sich dagegen gut von seinem Fehler erholt und drehte mit dem Turn auf. Durch zwei aufeinanderfolgenden Birdies auf der neunten und zehnten Bahn zog er mit DeChambeau gleich, der zum Auftakt der Back Nine mit seinem ersten Schlaggewinn konterte.
McIlroy bricht ein
Weil Cantlay nicht von der Stelle kam, entwickelte sich ein Duell der beiden ehemaligen U.S.-Open-Champions um ihren zweiten Titel. Dabei war McIlroy zunächst im Vorteil. Nach einem weiteren Birdie-Doppelpack auf der zwölften und 13. Bahn hatte er zwei Schläge Vorsprung. DeChambeau kämpfte, war aber nicht mehr zu einer Aufholjagd aus eigener Kraft in der Lage.
Was dann folgte, dürfte McIlroy noch länger beschäftigen. Auf seinen abschließenden vier Löchern unterliefen ihm drei Bogeys. Das Unheil nahm seinen Lauf, als er auf dem Par 3 der 15 das Grün verfehlte. Es folgten ein bitterer Drei-Putt auf der 16 und ein misslungener Par-Putt aus rund einem Meter auf der 18.
DeChambeau gelingt der Schlag seines Lebens
Damit lag McIlroy wieder einen Schlag hinter DeChambeau, doch noch war nicht alles verloren, denn dieser verzog seinen Abschlag auf der 18 und fand eine unangenehme Balllage neben einer Baumwurzel vor. Sein zweiter Schlag landete deshalb in einem Bunker vor dem Grün. Es schien auf ein Playoff hinauszulaufen.
Doch DeChambeau rettete sich mit einem Schlag, der in die Geschichte der U.S. Open eingehen wird. Er selbst bezeichnete ihn später im Siegerinterview als besten Schlag seines Lebens. Sein Ball kam gut einen Meter vor der Fahne zum Halten. Beim Par-Putt zur 71 behielt er dann im Gegensatz zu McIlroy die Nerven.
Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt
Für DeChambeau ist es der vorläufige Höhepunkt einer erstaunlichen Entwicklung. Der polarisierende Spieler von einst ist trotz seines LIV-Wechsels heute beliebter denn je – besonders dank eines florierenden YouTube-Kanals. Mit der Anzahl seiner Abonnenten steigerte sich offenbar auch seine Leistung. In diesem Jahr wurde er bereits geteilter Sechster beim Masters und alleiniger Zweiter bei der PGA Championship. Bei der U.S. Open hat es nun also endlich mit dem zweiten Major-Sieg geklappt. Den ersten hatte er im Corona-Jahr 2020 ebenfalls bei der U.S. Open eingefahren
Für McIlroy dürfte es dagegen eine der schmerzhaftesten Niederlagen seiner Karriere sein. Fast zehn Jahre sind seit seinem letzten Major-Sieg bei der PGA Championship 2014 vergangen. Diesmal schien die Zeit reif, doch erneut musste er sich mit dem zweiten Rang begnügen – wie schon bei der U.S. Open im Vorjahr.
Trio aus der DACH-Region übersteht geschlossen den Cut
Auch Martin Kaymer gewann sein letztes Major vor zehn Jahren – bei der U.S. Open 2014 in Pinehurst. Bei der Rückkehr an den Ort seines größten Erfolges begann er stark mit einer 70, konnte dieses Niveau aber nicht ganz halten. Es folgten Runden von 73, 77 und 73. In der Endabrechnung belegte er damit den geteilten 64. Platz.
Bester Vertreter aus der DACH-Region war sein deutscher Landsmann Stephan Jäger, der über vier Tage eine bemerkenswert konstante Leistung abrief. Mit Runden von 70, 70, 73 und 72 landete er auf dem geteilten 21. Rang. Dazwischen lag Sepp Straka auf dem geteilten 56. Platz. Ein misslungener Moving Day kostete den Österreicher ein besseres Resultat. Seine Runden von 70, 72, 78 und 72 können sich insgesamt jedoch sehen lassen.
Fotos: AFP