Nachhaltigkeit im Golfsport – Innovative Ideen auf der Hanse Golf 2024

Ein Mann vor einer Presse

Nicht nur im globalen, gesellschaftspolitischen Kontext diskutiert man über Nachhaltigkeit. Auch im Golfsport stellen sich Golfer und Ausstatter Fragen zu umweltschonenden Herstellungsmethoden, natürlichen Materialien und alternativen Produkten. 123golfsport hat sich auf der Hanse Golf in Hamburg hierzu einmal umgeschaut.

Im Online-Duden steht unter dem Stichwort „Nachhaltigkeit“ der Eintrag: „Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann“. Als Synonym wird langfristige „Wirksamkeit“ angeboten. Diese Definition ist laut Sprachbibel sowohl auf die Natur als auch auf die Industrie anwendbar. Dass sich der Golfsport diesen Themen nicht entzieht zeigen u.a. verschiedene Projekte des DGV. In Programmen wie „Golf und Natur“ und „GolfBiodivers“, stehen beispielsweise der Naturschutz und die ökologische Aufwertung von Golfanlagen im Mittelpunkt.

Green Label und recyceltes Plastik

Auch die Golfindustrie beschäftigt sich bereits mit der Thematik. So wirbt ein großer Hersteller von Golfkleidung mit einem eigenen „Green Label“. Laut hauseigener Webseite besteht diese aus 100% recyceltem Polyestergarn aus wiederaufgearbeiteten Kunststoffabfällen aus dem Meer. Andere Hersteller nutzen den schnell wachsenden Bambus zur Produktion von Golftees. Und schließlich setzen zwei junge Unternehmer aus Österreich auf Golfballkerne aus recycelten Lakeballs.

Golfmode aus Holz

Auf der Hanse Golf trafen sich am letzten Wochenende gut 190 Aussteller mit teils innovativen Ideen. Auch hier war das Thema Nachhaltigkeit in aller Munde. Ein interessantes Konzept präsentierten Sebastian Reetze und Cedric Fernández aus Hildesheim. Mit ihrem jungen Start-up „paxariño“ verfolgen sie eine umweltfreundliche Strategie. Die beiden Jungunternehmer setzen bei der Produktion von Golfkleidung auf Holzfasern.

Wie es sich für ein ordentliches Start-up gehört, wurde das Unternehmen 2020 in einer Garage aus der Taufe gehoben. Den ersten Prototyp nähte Reetze auf der Nähmaschine von Fernández Großmutter und die erste Kollektion wurde in einem kleinen portugiesischen Familienbetrieb gefertigt.

Menschen an einem Messestand mit bunten Golf-Shirts
(Foto: Biller)

Reetze, der seit über 20 Jahren Golf spielt, erklärt die Gründe für die Idee: „Ich habe sehr viel Polyester in meinem Leben getragen und es zunächst nicht hinterfragt. Aber Umweltschädlichkeit und Gesundheitsgefahren haben mich dazu gebracht, etwas zu ändern.“ Dabei sollten die Eigenschaften von modernen Golfshirts erhalten bleiben. „Dann haben wir die Holzfaser TENCEL gefunden, die in Österreich produziert wird. TENCEL wird wegen seiner guten Hautverträglichkeit vor allem in Bettwäsche verwendet. Wir bringen sie nun in die Sportbranche.“

Fernández ergänzt, dass die Reaktionen der Messebesucher bislang in punkto Designs und Tragekomfort durchweg gut sind. „Die Leute sind begeistert“ resümiert der kreative Kopf des Duos. Die Wurzeln des Designers liegen in Galicien und von dort stammt auch der Name der Marke. „Paxariño ist galicisch und bedeutet „Vögelchen“, das hat einen Bezug zur Leichtigkeit unserer Kleidung und zum Golf, wenn man „Vögelchen“ mit „Birdie“ gleichsetzt.

Freizeitkleidung made in Germany

In der gleichen Branche ist auch Sebastian Hornung tätig. Der gelernte Automobilkaufmann aus Münster entwirft und produziert Golfmode. Hierbei setzt er ausschließlich auf Materialien aus Deutschland. Mit seinem Sportmodelabel „LUP“ möchte er den CO2-Fußabdruck seiner Produkte minimieren, in dem er nur in Deutschland produziert.

Selfie eines Mannes vor einem Messestand mit Bekleidung
(Foto: Sebastian Hornung)

Darüber hinaus stellt „LUP“ Polos und auch Kleider mit einer festeren Struktur her. „Ich möchte Kleidung designen, bei der man sich nicht zwischen Sport und Alltag entscheiden muss. Daher haben meine Produkte auch kein Logo auf der Frontseite. Ich kann sie sowohl auf dem Golfplatz, als auch im Alltag tragen. So wird zum Beispiel im Restaurant niemand auf die Idee kommen, dass ich Sportkleidung trage.“ Durch die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten trägt auch Hornungs Kleidung zur Nachhaltigkeit bei und kurze Liefer- und Produktionsketten schonen zudem die Umwelt.

Ballmarker aus Kartoffeln

Auf einem anderen Geschäftsfeld ist Martin Fels tätig. Zusammen mit seiner Frau Birgit betreibt er „clubtags“, eine Marke, die hochwertige Anhänger für Golftaschen herstellt. Das junge Unternehmen aus Schwerin setzt dabei auf Holz, Leder und Metall. Bei der Auswahl des Materials gelten strenge Auflagen. Das Leder stammt von deutschen und französischen Rindern und wird umweltschonend in Deutschland verarbeitet.

Beim Holz achten Fels und sein Team auf Nachhaltigkeit. Benutzt wird leichtes und stabiles Erlenholz, das vegetabil imprägniert wird, was das Holz witterungsbeständig macht. Angeboten werden die Taschenanhänger für Golfclubs und für Einzelgolfer. Clublogos, Namen oder andere individuelle Wünsche werden von der hauseigenen Grafikabteilung umgesetzt und fachmännisch graviert. Das Unternehmen produziert im norddeutschen Valluhn.

Auch andere Accessoires haben die Schweriner im Angebot: Personalisierte Scorekartenmappen, Pitchgabeln oder Ballmarker, um nur einige zu nennen. Bei der Herstellung der Ballmarker geht clubtags einen ganz neuen Weg: Das Material für die individuell gestaltbaren münzgroßen Plättchen, gewinnt clubtags aus Resten der Lebensmittelindustrie: „Wir verarbeiten Kartoffeln zu Golfartikeln, speziell Kartoffelschalen. Das ist mega nachhaltig“ erklärt Fels. „Vielleicht die Gelegenheit für den einen oder anderen Club, sich nachhaltig auszurichten?“ 

Innovationen der Zukunft

Ob Kleidung aus Holzfasern, Produktionsstätten in Deutschland oder Golfaccessoires aus Lebensmittelresten, die Ideen sind vielfältig. Angesichts der gesellschaftlichen Relevanz des Themas, werden sicher weitere innovative Entwicklungen ihren Beitrag für eine langfristige „Wirksamkeit“ von Golfprodukten leisten.

Titelbild: Frank Biller

Weitere Texte von Frank Biller lest ihr auch auf seinem persönlichen Blog http://www.derfreizeitgolfer.de/

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