Scottie Scheffler gewinnt Gold im Golfkrimi
Die Anlage des „Le Golf National“ war der Austragungsort des olympischen Herrenturniers und hat nach dem Ryder Cup Spektakel im Jahr 2018 erneut gezeigt, dass der Platz für allerlei Überraschungen gut ist. An allen Tagen waren die 30.000 Tickets ausverkauft. Den Zuschauern wurde viel geboten und der Golfwettbewerb war am Ende an Dramatik nicht zu überbieten.
Nach dem Moving Day am Samstag hatten sich Tommy Fleetwood, Jon Rahm und Xander Schauffele mit -14 von den Verfolgern abgesetzt und bildeten das letzte Trio, das am Sonntag auf die Runde gehen sollte.
Aber bis zum geteilten 21. Rang waren nur sechs Schläge Abstand und so standen viele Spieler in den Startlöchern, um am Finaltag zur Verfolgung anzusetzen. Unter diesen beispielsweise der Weltranglistenerste Scottie Scheffler, der Nordire Roy McIlroy, der Japaner Hideki Matsuyama und der Südkoreaner Tom Kim.
Tom Kim unter besonderem Druck
Der südkoreanische Shooting-Star Tom Kim stand besonders unter Druck, bei dem olympischen Turnier abzuliefern. Ein Platz auf dem Podium als einer der Medaillengewinner hätte es ihm erspart, demnächst zum Militär eingezogen zu werden. Denn der Militärdienst ist in Südkorea für jeden Mann obligatorisch, egal wie berühmt man ist. Er beendete das Turnier als Achter und muss nun damit rechnen, zum Militärdienst eingezogen zu werden.
Auf aussichtsreichem Medaillenkurs lag am Finaltag der Lokalmatador Victor Perez. Getragen von Jubelrufen des heimischen Publikums drehte Perez nach verhaltenen Frontnine auf den Backnine richtig auf. Auf den Bahnen 12 bis 16 spielte der Franzose vier Birdies und ein Eagle und hatte eine mögliche Medaille bereits zum Greifen nahe. Ein Birdie auf Bahn 18 hätte ein Playoff um die Bronzemedaille bringen können. Perez setzte seinen Annäherungsschlag um Haaresbreite auf den Grünrand. Der anschließende Birdie Putt aus ca. acht Metern verfehlte das Loch leider um wenige Zentimeter. Am Ende wurde es ein vierter Ran mit einem Gesamtergebnis von -16.
Jon Rahm zündete bereits auf den Frontnine den Turbo. Fünf Birdies auf den ersten neun Bahnen, ließ er auf Bahn zehn ein weiteres Birdie folgen und setzte sich zu diesem Zeitpunkt mit einem Ergebnis von -20 und vier Schlägen Vorsprung von seinen Verfolgern Matsuyama und Fleetwood mit -16 ab. Weitere zwei Schläge Rückstand dahinter waren zu diesem Zeitpunkt Scottie Scheffler und Rory McIlroy bei -14 in den Flights vor Jon Rahm unterwegs.
Es folgte ein regelrechter Golfkrimi
Scottie Scheffler ist ja bekannt dafür, dass er auch aus der zweiten Reihe zum Angriff bläst und nichts anbrennen lässt. Er eröffnete die Backnine mit Birdie, Par Birdie. Diesen ließ er auf den Bahnen 14 bis 17 vier weitere Birdies folgen und er war der Erste, der mit einer 62er Runde (-9) den Finaltag beendete. Mit dieser Fabelrunde konnte er sich an die Spitze des Feldes spielen und musste nun warten, was die Verfolger machen.
In den Flights hinter ihm zeichnete sich ein Desaster für Jon Rahm ab. Rahm spielte plötzlich wie ausgewechselt und musste auf den Bahnen 11 und 12 ein Bogey und auf Bahn 14 sogar ein Doppelbogey notieren. Es schwand nicht nur sein Vorsprung auf die Konkurrenz, er war plötzlich nicht mehr in der Spitze. Ein fliegender Wechsel wurde es an der Spitze zwischen dem Spanier Rahm und dem Amerikaner Scheffler. Die Niederlage war besiegelt, denn Rahms Doppelbogey auf Bahn 14 folgten auch Bogeys auf den Bahnen 17 und 18. Am Ende reichte es für den Spanier lediglich zu einem enttäuschenden fünften Rang.
Währenddessen zogen Hideki Matsuyama und Tommy Fleetwood am Spanier vorbei. Matsuyama beendete den Finaltag mit einer 65er (-6) Runde. Zwei Birdies auf den Backnine sollten nicht ausreichen, um Scheffler noch Paroli bieten zu können. Er beendete das Turnier mit einem Gesamtergebnis von -17 als Dritter und gewann damit die Bronzemedaille.
Tommy Fleetwood machte sich ebenfalls Hoffnungen auf eine Goldmedaille. Mit zwei Bogeys und acht Birdies lag er nach dem letzten Birdie auf Bahn 16 gleichauf in Führung mit Scottie Scheffler. Die beiden schwierigen letzten Bahnen sollten die Entscheidung bringen. Fleetwood wusste zu diesem Zeitpunkt, dass Scheffler bereits mit einem Ergebnis von -19 an der Spitze lag und auf die Verfolger wartete. Zwei Bahnen waren noch zu spielen und ein Playoff um Gold war in greifbarer Nähe, wenn Fleetwood diese mit einem Par beenden würde. Der Druck war zu groß. Auf Bahn 17 musste der Brite ein Bogey notieren. Mit einem Schlag Rückstand auf Scheffler ging es auf die 18. Er legte seinen Abschlag perfekt in die Mitte der Bahn. Sein Schlag ins Grün verfehlte nach einer starken Linkskurve sein Ziel und nur ein Chip-in aus etwa 25 Metern hätte zu einem Playoff geführt. Am Ende verfehlte Fleetwood dieses Ziel und puttete aus 1,5 Metern zu einem Gesamtergebnis von -17 und der Silbermedaille.
„Ein Teil von mir ist enttäuscht, dass ich die Goldmedaille nicht gewonnen habe. Aber ich bin auch unheimlich stolz, ein olympischer Medaillengewinner zu sein. Bei Olympia auf dem Podium zu stehen, war einer der stolzesten Momente meines Lebens“, so Fleetwood im Anschluss.
Scottie Scheffler in Tränen
Scheffler war sichtlich gerührt, als er olympisches Gold in den Händen hielt. „Ich bin stolz auf das Land, für das ich spiele und stolz ein Amerikaner zu sein. Die Nationalhymne zu singen, ist schon etwas Besonderes. Auf dem Podium zu stehen und zu sehen, wie die amerikanische Flagge gehisst wird, hat mich emotional sehr berührt. Da kommen einem einfach die Tränen“, äußerte sich Scheffler im Interview.
Deutsche Spieler mit Auf und Ab
Aus deutscher Sicht ging es bereits am ersten Tag famos los, als Matti Schmid bis nach Bahn 14 bereits sechs unter Par lag. Ein Doppelbogey auf Bahn 15 und ein Bogey auf Bahn 18 warfen ihn leider wieder zurück. Bahn 18 sollte sich im Verlauf des Turniers zu seinem persönlichen Debakel entwickeln. In Runde zwei kassierte er zum Abschluss ein Doppelbogey auf Bahn 18 und musste eine 75 notieren. Runde drei brachte dann das Desaster auf der 18. Eine acht auf dem Par vier Loch, nachdem er auf den Bahnen zuvor sechs Birdies gespielt hatte und aus war der Traum von einem Platz im vorderen Feld. Mit einer 67 (-4) am Schlusstag beendete er das olympische Turnier mit einem Gesamtergebnis von -5 auf dem geteilten 26. Rang.
Stephan Jäger beendete das olympische Turnier mit einem Gesamtergebnis von fünf unter Par ebenfalls auf dem geteilten 267. Rang. Nach einem Auf und Ab in den ersten drei Runden, begann er die Schlussrunde optimistisch. Auf den Backnine geriet er leider ins Straucheln und musste vier Bogeys notieren, von denen er drei alleine auf den letzten drei Bahnen spielte. „Ich habe einfach nicht die nötigen Putts versenken können, sonst wäre mehr drin gewesen“, äußerte sich Jäger nach der Runde. „Aber es war eine großartige Erfahrung, bei Olympia zu spielen.“
Foto: AFP