Silber für Deutschland: Henseleit sensationell Zweite hinter Olympia-Phänomen Ko
Beim olympischen Golfturnier hat Esther Henseleit überraschend Silber gewonnen und damit für das erste Edelmetall der deutschen Golfgeschichte gesorgt. Noch besser war in Paris nur die Neuseeländerin Lydia Ko, die mit Gold ihren Medaillensatz komplettierte. Bronze ging an die Chinesin Xiyu Lin.
In Le Golf National schürte zunächst Céline Boutier die französischen Hoffnungen auf einen Heimsieg. Auf dem Par-72-Kurs ging die Weltranglistensiebte am Mittwoch mit einer Auftaktrunde von 65 in Führung. Doch am Donnerstag brach die Lokalmatadorin ein und fiel zurück. Die Spitzenposition eroberte die Schweizerin Morgane Métraux.
Am Freitag schloss Ko zu der Eidgenossin auf. Die Neuseeländerin war eher verhalten mit einer Even-Par-Runde gestartet, hatte sich jedoch mit einer 67 in der zweiten und einer 68 in der dritten Runde nach vorne geschoben. Vor dem Finale führte das Duo mit einem Zwischenergebnis von neun unter Par. Zwei Schläge dahinter folgten die Japanerin Miyū Yamashita und die US-Amerikanerin Rose Zhang.
Henseleit lag zu diesem Zeitpunkt auf dem geteilten 13. Rang. Trotz durchaus ansprechender Leistungen schienen ihre Medaillenchancen eher gering. Nach Runden von 72, 73 und 69 betrug ihr Zwischenergebnis −2 und ihr Rückstand auf die Spitze sieben Schläge.
Henseleit wie entfesselt, Ko nervenstark
Doch am Samstag kämpften zahlreiche Titelkandidatinnen mit den Nerven – und den Wasserhindernissen. Unter anderem versanken die Medaillenträume von Yamashita und weiteren Stars wie Hannah Green, Nelly Korda und Ruoning Yin im kühlen Nass. Heftig erwischte es auch Zhang und Métraux, die schon auf den Front Nine vier respektive fünf Schläge abgeben mussten.
Henseleit dagegen spielte befreit auf und lieferte fünf Birdies auf ihren ersten zehn Löchern ab. Damit überholte sie nahezu die gesamte Konkurrenz. Nur Ko ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und hielt sich weiterhin an der Spitze. Nach einem Bogey zum Auftakt hatte die Neuseeländerin mit drei Birdies auf den Front Nine eine starke Reaktion gezeigt. Beim Turn betrug ihr Vorsprung dadurch bereits fünf Schläge.
Auf der zwölften Bahn musste Henseleit ihr einziges Bogey des Tages hinnehmen, doch sie blieb weiterhin auf Medaillenkurs. Entscheidend waren dann ihre beiden Birdies zum Abschluss. Damit brachte die Deutsche eine Finalrunde von 66 und ein Gesamtergebnis von −8 ins Clubhaus. Daran bissen sich die nachfolgenden Kontrahentinnen die Zähne aus.
Weil auch Ko auf der 13 ins Wasser geschlagen und ein Double Bogey kassiert hatte, war sogar Gold für Henseleit in Reichweite. Der Vorsprung der Spitzenreiterin betrug nur noch einen Schlag. Doch der Neuseeländerin unterlief kein weiterer Fehler mehr. Durch ein abschließendes Birdie beendete sie das Turnier mit einer 71 und einem Gesamtergebnis von −10.
Dritte mit −7 wurde Lin, die sich die Bronzemedaille mit ihrer Konstanz verdient hatte. Mit Runden von 71, 70, 71 und 69 war die Chinesin als einzige Teilnehmerin an allen vier Tagen unter Par geblieben.
Zwei historische Erfolge
Für Ko war es bereits die dritte olympische Medaille – beim dritten Golfturnier nach der Wiederaufnahme der Disziplin in das Programm der Sommerspiele. Ihre Quote bleibt also makellos. Nach Silber in Rio de Janeiro 2016 und Bronze in Tokio 2021 holte sie diesmal tatsächlich das fehlende Gold. Außerdem hat die 27-Jährige damit die Aufnahmebedingung für die LPGA Hall of Fame erfüllt. Ihr Legendenstatus ist endgültig zementiert.
Historisch war aber auch Henseleits Silber. Erstmals ging damit eine olympische Golf-Medaille nach Deutschland. Für die 25-Jährige selbst war es der größte Erfolg ihrer bisherigen Karriere.
Schweizer Duo im oberen Drittel
Beim Silbergewinn ihrer Teamkollegin konnte sich Alexandra Försterling stetig steigern. Nach Runden von 76, 75, 71 und 70 belegte die Deutsche den 35. Rang von insgesamt 60 Teilnehmerinnen.
Stark präsentierte sich auch das Schweizer Duo – obwohl Métraux die mögliche Medaille am Ende deutlich verpasste. Nach Runden von 70, 66 und 71 ließ eine abschließende 79 die zwischenzeitliche Führende auf den geteilten 18. Rang zurückfallen. Dadurch wurde sie sogar von Teamkollegin Albane Valenzuela überholt, die mit Runden von 72, 74, 74 und 65 auf dem geteilten 13. Platz landete. Ihre Finalrunde war zusammen mit der Auftaktrunde von Boutier und der zweiten Runde von Yin das beste Tagesergebnis des Wettbewerbs.
Beste Österreicherin war Emma Spitz, die mit Runden von 75, 70, 75 und 70 den geteilten 29. Rang belegte. Sarah Schober folgte mit Runden von 75, 73, 73 und 79 auf dem geteilten 47. Platz.
Titelbild: AFP