The Sentry: Kirk gewinnt mit 29 unter Par
Der Plantation Course auf der hawaiianischen Insel Maui wurde wieder einmal seinem Ruf als Scoring-Paradies gerecht. Weil das Wetter beim Saisonauftakt der PGA Tour mitspielte, hagelte es Birdies, Eagles und Rekorde. Den Sieg trug am Ende Chris Kirk davon – mit dem siebtniedrigsten Gesamtergebnis der Geschichte.
Schon zu Beginn des Wettbewerbs wurde klar, dass es für eine realistische Titelchance vier außergewöhnlich niedrige Runden brauchen würde. Den besten Start erwischte Sahith Theegala, der am Donnerstag mit einer 64 auf dem Par-73-Platz die Führung übernahm. Nur einen Schlag dahinter lauerten allerdings gleich fünf Verfolger. Ähnlich eng sollte die Spitzengruppe auch im restlichen Turnierverlauf beieinanderliegen.
Am Freitag gab sich der Weltranglistenerste und frisch gebackene PGA Tour Player of the Year die Ehre: Scottie Scheffler löste Theegala ganz oben ab – ebenfalls mit einer 64. Der spätere Champion lag zu diesem Zeitpunkt mit zwei Schlägen Rückstand in Lauerstellung, nachdem er eine 67 am Donnerstag und eine 65 am Freitag abgeliefert hatte.
Am Samstag zog Kirk jedoch mit einer 66 an sämtlichen Konkurrenten vorbei. Sein Zwischenergebnis von −21 nach 54 Löchern war erstaunlich, sein Vorsprung aber trotzdem kaum der Rede wert: Von Akshay Bhatia auf dem zweiten Rang trennte ihn lediglich ein Schlag. Dahinter folgte ein Trio bei −19: Mit Xander Schauffele (2019) und Jordan Spieth (2016) befanden sich zwei ehemalige Champions des Turniers in einer vielversprechenden Ausgangsposition. Gleichauf mit ihnen lag Byeong Hun An – im Gegensatz zu den beiden Veteranen ein Sentry-Debütant. Theegala teilte sich nach dem Moving Day unter anderem mit Scheffler den sechsten Platz bei −18. So viel zu den Voraussetzungen
Am Samstag fiel außerdem der erste Rekord: Der Abschlag von Max Homa auf der siebten Bahn überwand eine Distanz von 477 Yards (436 Metern). Seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 2003 kam noch nie ein Spieler weiter. Dass die neue Bestmarke auf dem Plantation Course aufgestellt wurde, ist kein Zufall. Solche extremen Weiten werden durch die dortigen Höhenunterschiede begünstigt. Wenn es steil bergab geht, hat das manchmal zur Folge, dass die Bälle scheinbar endlos weiterrollen. In Homas Fall kam noch der Rückenwind und das abfallende Dogleg hinzu. Mit seinem historischen Hieb schaffte er es auf dem langen Par-4-Loch übrigens fast bis zum Grün. Das Birdie war danach natürlich Pflicht.
Spieth und Theegala jagen Kirk
Am Sonntag verabschiedete sich Bhatia schon früh aus dem Titelrennen. Die US-amerikanische Nachwuchshoffnung kam mit einem Double Bogey zum Auftakt denkbar schlecht ins Finale. Auch danach fand der 21-Jährige nicht zu seinem Spiel der Vortage. Nach den Front Nine stand er bei +1 für die Runde – auf diesem Platz eine Katastrophe. Letztlich stellte seine 71 tatsächlich die schlechteste Schlussrunde aller 59 Teilnehmer dar. Einzig Emiliano Grillo (T43) kam ebenfalls auf diesen Negativwert. Bhatia rutschte deshalb sogar aus den Top Ten heraus und landete am Ende auf dem geteilten 14. Rang.
Während es für ihn im Leaderboard abwärtsging, beanspruchten andere die Verfolgerrolle für sich. Besonders Spieth und Theegala übten mit regelmäßigen Birdies Druck auf den Führenden aus. Dieser kam damit aber zunächst problemlos zurecht. Kirk schloss die Front Nine mit −5 für die Runde ab – er lag also auf Kurs.
Doch nach dem Turn konnte der Spitzenreiter sein hohes Niveau nicht mehr ganz halten. Zwischen der zehnten und der 14. Bahn – der längste Abschnitt des Platzes ohne Par-5-Loch – reichte es nur mehr zu einem Birdie. Zwar blieb Kirk in seiner kompletten Schlussrunde bogeyfrei, doch auf dem Plantation Course ist Par meistens zu wenig. Dadurch konnten Spieth und Theegala zu ihm aufschließen – und Letzterer zog sogar zwischenzeitlich vorbei. Maximal ein Schlag lag nun zwischen den drei Titelanwärtern, als sie zeitversetzt auf die letzten Löcher kamen.
Spieth musste mit einem Bogey auf der 16 einen empfindlichen Rückschlag zur Unzeit einstecken. Es war sein erster Schlagverlust seit dem dritten Loch in der ersten Runde am Donnerstag. Auf der 18 hätte er deshalb ein Eagle gebraucht – durchaus möglich bei dem verhältnismäßig leichten Par-5-Loch. Doch der Putt aus gut einem Meter Entfernung misslang. Deshalb wurde Spieth letztlich mit einem Gesamtergebnis von −27 alleiniger Dritter.
Schlag des Tages am vorletzten Loch
Seine beiden Kontrahenten standen jeweils bei −28 und gingen im Gleichschritt auf die abschließenden zwei Löcher. Kirk setzte dann auf der 17 den entscheidenden Nadelstich. Auf der schwersten Bahn der Back Nine platzierte er seinen Annäherungsschlag aus über 200 Yards bis auf einen Dreiviertelmeter an die Fahne heran. Auf der 18 reichte ihm dann das Par, weil Theegala zuvor seinen Birdie-Putt aus gut 40 Zentimetern vorbeigeschoben hatte.
Durch eine 65 in der Schlussrunde kam Kirk mit einem Gesamtergebnis von −29 ins Ziel. Mit einem Schlag Vorsprung krönte er sich zum Champion. Es war sein insgesamt sechster Sieg auf der PGA Tour. Nachdem er im vergangenen Februar seine fast achtjährige Durststrecke mit dem Triumph beim Honda Classic beendet hatte, konnte er nun ein Turnier aus dem oberen Regal gewinnen. Das erste Signature Event der neuen Spielzeit bringt ihm ein sattes Preisgeld von 3,6 Millionen US-Dollar und 700 FedExCup-Punkte. Die erste Ausgabe der Saisonwertung führt er damit natürlich an.
Im stellt Rekord auf, Rose stellt Rekord ein
Theegala muss sich trotz einer herausragenden 63 in der Schlussrunde mit dem zweiten Rang begnügen. Tatsächlich war er mit dieser Leistung im Finale aber nicht alleine. Sungjae Im (T5) erzielte das gleiche Resultat und kletterte damit am Sonntag noch in die Top Ten. Mit insgesamt 34 Birdies stellte er außerdem den neuen PGA-Tour-Rekord für Turniere mit 72 Löchern auf. Die beste Schlussrunde hatte aber weder Theegala noch Im abgeliefert. Nach durchwachsenen bis enttäuschenden Leistungen an den Vortagen explodierte Justin Rose und zauberte eine 61 auf den Plantation Course. Damit stellte er den Platzrekord von Justin Thomas, Jon Rahm und Matt Jones aus dem Jahr 2022 ein.
Foto: AFP