Wenn der Spaß schwindet – Über die mentale Belastung im Profigolf
Wem der Wechsel ins Golf-Profilager gelingt, der hat es geschafft – sollte man meinen. Doch neben der Popularität und den hohen Preisgeldern hat das Profibusiness auch seine Schattenseiten, denn die mentale Gesundheit einiger Spielerinnen und Spieler leidet immer wieder – und zwang den ein oder anderen bereits für einige Zeit in die Knie.
Zuletzt sorgte Jon Rahm für Schlagzeilen, als er nach dem Andalucía Masters eine vierwöchige Pause ankündigte. Grund dafür sei seine psychische Gesundheit nach einem turbulenten Jahr: die Geburt seines Kindes, positive Corona-Tests und die daraus resultierenden Absagen von wichtigen Turnieren wie der Olympischen Spiele, der Gewinn der ersten Major-Trophäe – all das wuchs dem Golfstar irgendwann über den Kopf. „Zum ersten Mal in meinem Leben will ich keinen Golfschläger sehen. Mehr als mein Körper ist es mein Geist, der es nicht aushält. Ich brauche eine Pause“, so der Spanier nach dem verpassten Cut bei dem Andalucía Masters.
Leistungsdruck kann Panikattacken auslösen
Nicht nur Rahm hat offenbar mit dem Druck zu kämpfen, den der Profisport mit sich bringt. Zahlreiche Golferinnen und Golfer flüchteten in der Vergangenheit bereits aus der Öffentlichkeit, um zurück zu sich und ihrem Spiel zu finden. So auch Marcel Siem, der in diesem Jahr zum ersten Mal seit 2014 wieder einen Triumph feiern konnte. Im Interview mit der Golftime berichtet er von seinen negativen Gedanken und der Überlegung, aus dem Profigeschehen auszusteigen: „Bei mir waren einige Türen verschlossen und ich habe nicht mehr gewusst, wie ich sie wieder aufbekomme. Meine Coaches haben mir dann auch den Druck genommen und mir Licht am Ende des Tunnels gezeigt.“
Der Psychiater Dr. Michael Lardon sprach mit der Golf Digest über die Symptome, die bei einigen seiner berühmten Patienten aufgrund von Leistungsdruck auftreten. Lardon arbeitete bereits mit Golf-Größen wie Phil Mickelson und Will Zalatoris zusammen. Häufig leiden die Spieler unter Panikattacken, die durch Angst vor Versagen ausgelöst werden.
Hoher Blutdruck, schnelles und unkontrolliertes Atmen, zittrige Hände und übermäßiges Schwitzen können Warnzeichen für ein hohes Stresslevel sein. „Was ist, wenn man dabei auf dem Golfplatz ist und vor 20.000 Leuten ein Holz 3 in ein Par 5 schlagen muss? Es ist eine ausweglose Situation und kommt viel häufiger vor, als man denkt“, berichtet Lardon von seiner Arbeit mit Golfern.
Auch Caroline Masson hatte in diesem Jahr mit ihrer psychischen Gesundheit zu kämpfen. Nachdem sie den Cut bei der Women’s Open im vergangenen August verpasste, entschied die deutsche Proette sich dazu, eine Auszeit vom Turniergeschehen zu nehmen. „Ich denke, je mehr man über mentale Gesundheit reden kann, desto mehr wird es einem helfen“, spricht Masson nach ihrem erfolgreichen Comeback auf die LPGA Tour im Oktober über ihre Erfahrung.
Der Druck, der durch den wöchentlichen Vergleich und die Position in der Weltrangliste auf den internationalen Touren entsteht, sorgt dafür, dass der Spaß bei einigen Spielerinnen und Spielern schwindet. Wer an einem Punkt ist, an dem das Golfen zur Belastung wird und wer daraus resultierend sogar unter körperlichen Symptomen wie Panikattacken leidet, sollte in einer Auszeit wieder zu sich selbst finden.
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