van Driel am Ziel: Premierensieg bei Magical Kenya Open
Bei ihrem Stopp in Kenia produzierte die DP World Tour außergewöhnlich viele Wohlfühlgeschichten. Ein Mittdreißiger, der noch vor Kurzem um die Tourkarte zittern musste, feierte seinen langersehnten Premierensieg. Direkt hinter ihm kam ein Rookie ins Ziel, der sich zuletzt als Lieferfahrer über Wasser hielt. Außerdem vollbrachte ein Lokalmatador aus dem Nachbarland Uganda eine historische Leistung.
Vor vier Monaten schien der Premierensieg auf der DP World Tour für Darius van Driel ganz weit weg. In der abgelaufenen Spielzeit hatte er nur den 134. Rang im Race to Dubai belegt und deshalb seine Tourkarte verloren. Seine letzte Möglichkeit war der Weg über die nervenaufreibende Qualifying School. Tatsächlich holte er sich dort im November seine Startberechtigung zurück – und bekam so nochmal eine Chance.
Zum Saisonauftakt fuhr van Driel in Südafrika zwei Top-Ten-Platzierungen ein – seine ersten seit über zwei Jahren. In Nahost ging es mit durchwachsenen Auftritten weiter, doch in Kenia sollte seine große Stunde schlagen. Ein Traumstart beförderte ihn in eine ideale Ausgangsposition: Auf dem Par-71-Kurs im Muthaiga Golf Club lieferte er mit einer 66 die beste Runde des Donnerstags ab. Eine 69 am Freitag reichte immerhin noch, um sich die Führung mit Tapio Pulkkanen und Connor Syme zu teilen.
Ass geglückt, Cut überstanden
Für den wohl lautesten Beifall der Heimfans sorgte jedoch ein Teilnehmer, der im Mittelfeld des Leaderboards rangierte. Ronald Rugumayo hatte bereits bei der letzten Ausgabe mit einem Hole-in-one auf sich aufmerksam gemacht. Vor einem Jahr war er allerdings deutlich am Cut gescheitert. Diesmal befand er sich in Reichweite.
Auf der abschließenden Bahn musste Rugumayo seinen Birdie-Putt aus rund drei Metern versenken, um es ins Wochenende zu schaffen. Nervenstark schickte der 31-Jährige seinen Ball auf die perfekte Linie. Als er fiel, brandete tosender Jubel auf. Schließlich war für alle 13 Kenianer im Feld nach zwei Runden Schluss. Die Freude war deshalb groß, dass einer die Fahne für Ostafrika hochhielt. Erstmals in der Geschichte der DP World Tour überstand ein Spieler aus Uganda einen Cut.
Kopf-an-Kopf-Rennen am Wochenende
Doch zurück zum Titelkampf: Während Pulkkanen und Syme am Samstag etwas zurückfielen, behauptete sich van Driel mit einer 68 an der Spitze. Nach dem Moving Day teilte er sich die Führung mit Manuel Elvira, der ebenfalls bei zehn unter Par stand und den letzten Flight im Finale komplettierte. Zwei Schläger dahinter lauerte mit Syme, Joe Dean und Ryan van Velzen ein Verfolgertrio.
Am Sonntag kamen van Driel und Elvira eher schleppend in ihre Schlussrunde. Beide schlossen die Front Nine mit −1 ab. Dadurch konnten Syme und der starke Adrian Otaegui aufschließen. Plötzlich lagen alle vier gleichauf bei −11 an der Spitze – und der Ausgang war wieder völlig offen.
Entscheidendes Eagle nach dem Turn
Otaegui brachte diesen Score als Erster ins Clubhaus, aber die Siegchance war damit gering, denn die letzte Gruppe hatte noch die kompletten Back Nine vor sich. Mit einem Eagle auf der zehnten Bahn ließ van Driel die Konkurrenz dann auch direkt hinter sich.
Die entstandene Lücke konnte im weiteren Verlauf des Finales niemand mehr schließen. Van Driel ging nun kein Risiko ein und verwaltete souverän seinen Vorsprung. Durch ein abschließendes Birdie beendete der Champion seine Runde mit einer 67 und schraubte sein Endergebnis auf −14.
Besser spät als nie
Wenige Monate nach dem Verlust der Tourkarte stieg van Driel also in den Siegerkreis der DP World Tour auf. Weil er sein erstes Turnier im Alter von 34 Jahren gewann, ist es wohl angemessen, ihn als Spätzünder zu bezeichnen. Bei zuvor 111 Starts war ihm die Krönung verwehrt geblieben. Beim 112. durfte er nun endlich eine Trophäe in die Höhe recken – wie immer bei der Kenya Open die Miniatur eines Nashorns. Zum Paket gehört außerdem ein Preisgeld von 425.000 US-Dollar.
Nach längerer Durststrecke triumphierte damit wieder ein Niederländer auf der DP World Tour. In der jüngeren Vergangenheit gab es für Oranje dort nämlich nicht allzu viel zu feiern. Der letzte Sieg gelang Joost Luiten im Februar 2018 – also vor sechs Jahren.
Ordentlich abgeliefert
Hinter van Driel teilten sich zwei Spieler mit zwei Schlägen Rückstand den zweiten Platz. Nacho Elvira überholte auf der Zielgeraden noch seinen jüngeren Bruder Manuel, der letztlich zusammen mit Otaegui und Matthew Jordan den vierten Rang belegte.
Für die vielleicht größte Sensation des gesamten Wettbewerbs sorgte jedoch der andere Zweitplatzierte: Joe Dean wuchs bei seinem sechsten Start auf der DP World Tour über sich hinaus und spielte auf Augenhöhe mit den Veteranen. Die Besonderheit: Der 29-Jährige arbeitete zuletzt als Lieferfahrer für eine britische Supermarktkette, weil der Golfsport nicht genug abwarf. Nachdem der Rookie nun über 200.000 US-Dollar verdient hat, kann er sich hoffentlich wieder auf seine Leidenschaft konzentrieren.
Zwei Drittel der DACH-Delegation im Wochenende
Für die zwölf Teilnehmer aus der DACH-Region war es mehrheitlich ein erfolgreiches Turnier. Bitter verlief der Trip nach Kenia allerdings für Hurly Long, der bereits am Donnerstag verletzungsbedingt aufgeben musste. Jannik De Bruyn und Maximilian Kieffer absolvierten immerhin zwei Runden, verpassten aber deutlich den Cut. Nick Bachem scheiterte ebenfalls, aber knapp.
Die anderen acht schafften es allesamt ins Wochenende. Das beste Resultat erzielten die Deutschen Nicolai von Dellingshausen, Marcel Schneider und Yannick Schütz sowie der Österreicher Matthias Schwab, die auf dem geteilten 23. Rang landeten. Der Beste vom Rest war der Schweizer Benjamin Rusch auf dem 50. Platz. Sein Landsmann Joel Girrbach teilte sich unter anderem mit Freddy Schott den 56. Rang. Philipp Katich belegte bei seinem vierten Start auf der DP World Tour den 63. Platz.
Titelbild: AFP