Vom Winde verweht: Scheffler gewinnt zweiten Masters-Titel
In Georgia spielte sich nicht nur einer der größten Filmklassiker, sondern jüngst auch ein sportliches Drama ab. Vom Winde verweht war besonders der zweite Masters-Tag, der eine Vielzahl großer Namen am Cut scheitern ließ. Bei besseren Bedingungen am Wochenende setzte sich der aktuell weltbeste Golfer letztlich souverän durch und streifte sich zum zweiten Mal das grüne Jackett über.
Zunächst war es allerdings nicht Wind, sondern Regen, der die Teilnehmer ausbremste. Das diesjährige Masters begann am Donnerstag wegen eines Unwetters mit rund zweieinhalb Stunden Verspätung. Einer zeigte sich von der Verzögerung völlig unbeeindruckt: Bryson DeChambeau lieferte auf dem ikonischen Par-72-Kurs im Augusta National Golf Club eine 65 ab – die beste Runde des gesamten Wettbewerbs. Aber auch Scottie Scheffler brachte sich mit einer 66 in eine gute Ausgangsposition. Danach konnten viele Spieler ihre Auftaktrunde nicht mehr beenden, sodass am Folgetag besonders viel Betrieb auf dem Platz war – ausgerechnet.
Denn am Freitag wurde es außergewöhnlich stürmisch. Sogar vom windigsten Tag in der langen Masters-Geschichte war die Rede. Mit jeder Stunde verschob sich der prognostizierte Cut weiter nach hinten. Am Ende lag er bei sechs über Par. Trotzdem scheiterten Stars wie Wyndham Clark, Justin Thomas (beide +7), Viktor Hovland (+8), Brian Harman, Jordan Spieth (beide +9) oder Dustin Johnson (+13). Mit dem Masters-Debütanten Stephan Jäger (+10) verpasste auch der einzige Teilnehmer aus Deutschland das Wochenende deutlich.
Tiger Woods war dagegen weiterhin dabei und stellte damit eine neue Bestmarke auf: Zum 24. Mal in Folge überstand er den Cut. Zuvor hatte er sich den Rekord mit Fred Couples und Gary Player geteilt. Am Wochenende konnte Woods sein Niveau allerdings nicht mehr halten. Mit +16 belegte er in der Endabrechnung den 60. Rang.
Doch zurück zum Titelkampf: Nach einer 72 am Freitag hatte sich Scheffler den ersten Platz mit DeChambeau und Max Homa geteilt. Mit einer 71 am Samstag übernahm der Weltranglistenerste dann die alleinige Führung. Ins Finale ging er mit einem Zwischenergebnis von −7 und einem Schlag Vorsprung auf Collin Morikawa. Den vorletzten Flight bildeten Max Homa (−5) und Ludvig Åberg (−4). Das Quartett sollte das grüne Jackett unter sich ausmachen.
Scheffler gewinnt Vierkampf mit erneut brillanter Schlussrunde
Am Sonntag rückte die Spitze noch enger zusammen. Nach einem Schlagverlust von Scheffler auf der achten Bahn lagen alle vier Titelanwärter gleichauf bei −6. Doch kurz darauf sorgten drei Double Bogeys für eine Vorentscheidung: Morikawa kassierte eines am neunten Loch, Åberg am elften und Homa am zwölften. Scheffler dagegen drehte nun auf und spielte drei aufeinanderfolgende Birdies von der achten bis zur zehnten Bahn.
Von den Rückschlägen erholte sich nur Åberg, der mit zwei Birdies auf der 13 und 14 die Verfolgung wieder aufnahm. Doch Scheffler war einmal mehr in der Schlussrunde zu stark für die Konkurrenz. Nach einem Schlagverlust auf der elften Bahn gelangen ihm noch drei Birdies auf der 13, 14 und 16. Dadurch konnte er entspannt auf die letzten Löcher gehen. Mit einer abschließenden 68 schraubte er sein Gesamtergebnis auf −11.
Mit vier Schlägen Rückstand wurde Åberg bei seiner Major-Premiere direkt Zweiter. Den dritten Rang teilten sich Homa, Morikawa und der starke Tommy Fleetwood. Erst auf dem geteilten sechsten Platz folgten mit DeChambeau und Cameron Smith die ersten LIV-Golfer, von denen letztlich keiner ins Titelrennen eingreifen konnte. Auch nicht Jon Rahm, der bei seiner Titelverteidigung auf dem 45. Rang landete.
Das Maß aller Dinge
Am Ende streifte also der etwas enttäuschte Rahm seinem Nachfolger das grüne Jackett über, nachdem es im Vorjahr noch andersherum gewesen war. Scheffler gewann damit zwei der letzten drei Masters-Ausgaben und schon das dritte große Turnier seit März. Der 27-jährige US-Amerikaner zementierte damit seinen Ausnahmestatus. Nach der Siegerehrung ging es für ihn schnellstmöglich nach Hause, denn dort erwartet seine Ehefrau Meredith das erste gemeinsame Kind. Welch ein Jahr schon jetzt für den aktuellen Dominator des Golfsports.
Mit in der Butler Cabin war Neal Shipley, der als bester Amateur ins Ziel gekommen war. Auf diesen Moment konnte sich der 23-jährige US-Amerikaner zwei Tage lang vorbereiten, denn er hatte als einziger der fünf Amateure den Cut überstanden. Als Sahnehäubchen durfte er am Sonntag mit Woods auf die Runde gehen. Am Ende belegte er den geteilten 53. Platz.
Straka vor McIlroy
Im Gegensatz zu Jäger hatte der andere Teilnehmer aus der DACH-Region den Cut überstanden und zeigte auch am Wochenende achtbare Leistungen: Mit Runden von 73, 71, 74 und 72 spielte Sepp Straka ein Turnier ohne große Ausreißer nach oben oder unten. Das reichte am Ende für einen geteilten 16. Rang – sein bestes Masters-Resultat.
Damit stand der Österreicher unter anderem vor Rory McIlroy, der sich in Augusta erneut schwertat und auf dem geteilten 22. Platz landete. Der Weltranglistenzweite hatte ein besseres Ergebnis mit einer 77 am windigen Freitag verspielt. Der letzte Major-Titel, der ihm noch zum Grand Slam fehlt, muss deshalb weiter warten.
Fotos: AFP